Aus dem Griensteidl ist Nichts geworden
Kurz hat er etwas verdattert geschaut, der Herr Schmid, als er in die Baustelle im ehemaligen Café Griensteidl am Michaelerplatz stolperte. "Eine Frittatensuppe wollt’ ich", erzählt der Schweizer, der bei seinen Wien-Besuchen oft einen Abstecher in das Kaffeehaus gemacht habe. Die Frittatensuppe hat der Herr dann im Central geholt, denn eröffnet wird das Lokal im ehemaligen Griensteidl erst heute, Samstag. Und zwar als Café Rien – Französisch für nichts. Das ist das, was vom Café Griensteidl übrig bleibt, wenn man das "Café", das "G" und das "Steidl" weglässt.
Kein Platz für "Schischi"
Doch um den geht es den neuen Betreibern nicht. Sie wollen Nachhaltigkeit beweisen, auch wenn das Projekt (vorerst) nur bis Jänner anberaumt ist. "Wir wollen wieder ein Café, ein Wirtshaus für die Wiener sein", sagt Martin Fetz, einer der Betreiber Denn zuletzt seien da nur noch Touristen eingekehrt. Die Tee-Auswahl wurde von der Saint-Charles-Apotheke in der Gumpendorfer Straße zusammengestellt, der Kaffee kommt von Röster Leonhard Wild aus Garmisch-Partenkirchen.
Auf der Speisekarte stehen Klassiker "mit einem Twist". Würstel gibt es, aber in Bio-Qualität, auch Toast, aber mit Brot von Joseph und statt eines ordinären Ketchups wird dazu "Holunderbeeren-Ketchups" serviert. Hausgemacht, versteht sich.
"Wir wollen schön kochen, ohne viel Schischi und so, dass es schmeckt", sagen die Küchenchefs Simon Kotvojs (29), und Lucas Steindorfer (32). Sie versuchen, Tiere ganz zu verarbeiten und nicht nur die Filetstücke. Im Sommer rexen sie "Schmankerl ein, damit die Küche im Winter nicht fad ist. So wie das schon die Oma gemacht hat", erzählen sie.
Herbert Peter ist für die Bar verantwortlich. Alle Cocktails und Limonaden (etwa die Apfel-Kürbis-Eukalyptus-Lim mit Duft-Pelargonien) macht er selbst. So etwas wie Aperol komme ihm nicht ins Haus. Wenn er Liköre verwendet, setze er sie selbst an.
Im Oktober wird das Café um einen Concept-Store erweitert. Mode, Möbel und Designobjekte soll es dort zu kaufen geben.
Die Kaffeehaustische kommen übrigens fast alle weg, stattdessen werden zwei neun Meter lange Betontafeln aufgebaut, an der bis zu 36 Personen Platz nehmen können. Gemeinsam essen sei schließlich besser, als einsam zu speisen.
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