Rund 1.500 Menschen versammeln sich zu Gedenkfeier in Wien

Rund 1.500 Menschen versammeln sich zu Gedenkfeier in Wien
Am Ballhausplatz findet zum ersten Jahrestag des Hamas-Terrorangriffs auf Israel eine Gedenkveranstaltung statt. Eine andere Veranstaltung wurde von der Polizei unterbunden.

Obwohl sich an diesem Montagabend rund 1.500 Menschen am Wiener Ballhausplatz zusammengefunden haben, ist es um kurz nach 18 Uhr sehr leise. Nur eine Drohne schwirrt über die Köpfe der Menschen und durchbricht die Stille. 

Zum heutigen ersten Jahrestag des Hamas-Terrorangriffs organisierte die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) gemeinsam mit etwa 30 weiteren Institutionen und Vereinen eine Gedenkfeier. Laut Veranstalter wurden rund 4.000 Personen erwartet, ganz so viele wie im vergangenen Jahr dürften es heuer aber nicht sein.

Rund 1.500 Menschen versammeln sich zu Gedenkfeier in Wien

Rund 1.500 Menschen versammeln sich zu Gedenkfeier in Wien

Rund 1.500 Menschen versammeln sich zu Gedenkfeier in Wien

Ein Abend der Trauer und Hoffnung

„Letztes Jahr war mehr“, sagte etwa auch eine Frau im Vorbeigehen am Montagabend. Zu Beginn der Veranstaltung wurden kleine Österreich- und Israelflaggen ausgeteilt, bevor der Wiener Jüdische Chor ein Lied anstimmte - ein musikalischer Einstieg in einen Abend, der für Tausende Trauer und Hoffnung zugleich bedeutet.

Im Zusammenhang mit der Gedenkfeier wurden durch Landespolizeidirektion und den Verfassungsschutz im Vorfeld Sicherheitsvorkehrungen getroffen, gab das Innenministerium bekannt. Nicht nur Polizisten in zivil mischen sich unter die Teilnehmer, auch Securities der IKG sorgen an diesem Abend für die Sicherheit der Teilnehmer. 

"Wir danken der Polizei, dem Bundesheer und dem Verfassungsschutz. Sie machen jüdisches Leben in Österreich erst möglich", sagt Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Dennoch habe die Israelitische Kultusgemeinde zusätzlich auch eigene Sicherheitsmaßnahmen getroffen. 

Auf der Bühne zu Wort kommen an diesem Abend Überlebende, Angehörige und Politiker. Erwartet werden unter anderem Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP), der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sowie Andreas Babler (SPÖ). Auch die Botschafter von Israel und Deutschland sind geladen. 

"Horror steckt uns in den Knochen"

"Der Horror des 7. Oktober steckt uns noch immer in den Knochen. Dem Staat Israel werden Grausamkeiten unterstellt.
Auch österreichische Jüdinnen und Juden werden attackiert, die Zahl antisemitischer Vorfälle in Österreich hat sich verfünffacht", sagt Deutsch als Präsident der IKG.

Karoline Edtstadler nimmt als Vertretung für Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) an der Gedenkfeier teil. "Es gibt keine Rechtfertigung und kein Verständnis für so ein Verbrechen. Die Auswirkungen haben wir bis in unsere Gesellschaft gespürt. Vor diesem Hintergrund möchte ich sagen, dass das Selbstverteidigungsrecht Israels außer Zweifel steht", betont die Verfassungsministerin.

Werner Kogler ergänzt, dass das Zusammenkommen an diesem Tag ein wichtiges Zeichen setze. "Die Hisbollah und die Hamas halten ihre eigene Bevölkerung für ihre totalitären Machtanspruch als Geiseln", so Kogler. Antisemitismus betreffe nicht nur Jüdinnen und Juden, sondern unsere ganze Gesellschaft. 

"Kippa tragen kann gefährlich sein"

"Besonders wenn man bedenkt, dass Kinder zum Beispiel nicht mehr alleine in die Schule gehen können oder die Kippa in der Öffentlichkeit zu tragen gefährlich sein kann", sagt der Vizekanzler.

Zum Anlass des Jahrestags wird am heutigen Montag auch das Parlament in den Farben der israelischen Flagge bestrahlt. Beendet wird die Veranstaltung am Ballhausplatz mit einem Lichtermeer.

Neben der Gedenkfeier am Ballhausplatz finden heute Abend mehrere Veranstaltungen statt. Schauplatzwechsel zum Graben: Hier findet heute bis 21 Uhr eine Mahnwache für die Opfer von 365 Tagen Krieg statt. Am Boden wurden dutzende Kerzen aufgestellt, auf einem Zettel Papier steht "Für alle Unbekannten Märtyrer".

Namen der Toten wurden vorgelesen

Statt der angemeldeten zehn bis 20 Personen versammelten sich hier etwa 100 Teilnehmer, die meisten von ihnen mit Palästina-Flaggen in der Hand. Die Menschen lasen Namen von Menschen vor, die in den letzten zwölf Monaten im Zusammenhang mit dem Krieg gestorben sind. Begonnen haben sie mit den toten Kindern. 

Rund 1.500 Menschen versammeln sich zu Gedenkfeier in Wien

Auch am Karlsplatz etwa findet seit 18 Uhr eine Kundgebung zum Thema "Genug“ – 1 Jahr Krieg in Israel-Palästina" statt, erwartet wurden etwa 100 bis 500 Personen.

Polizei untersagte Kundgebung

Eine andere Kundgebung hat die Wiener Polizei am Montag aber untersagt.

Die Organisatoren - Students of the Palestinian Cause in Austria (SPC Austria) - werfen der Polizei "einen kalkulierten Akt der Repression" vor. Die Polizei begründete das Verbot der Veranstaltung auf Anfrage der APA mit einer möglichen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung.

Seitens der Polizei heißt es, dass die Wiener Polizei am Jahrestag mit ausreichend Personal im Einsatz sei, "um die gesetzlichen Aufgaben erfüllen (...), aber vor allem die Versammlungsfreiheit gewährleisten zu können." Bei der untersagten Versammlung müsse jedoch nach "derzeitigen polizeilichen Erkenntnissen davon ausgegangen werden (...), dass die Versammlung (...) die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährden würde", so eine Sprecherin gegenüber der APA. 

Geplante Veranstaltungen finden statt

Weitere für den Montag angemeldete Veranstaltungen seien davon nicht betroffen und könnten wie geplant stattfinden. In einem Statement anlässlich der Absage erheben die Organisatoren schwere Vorwürfe gegen die Behörden. Die Polizei kriminalisiere "als bewaffnete Hand des Staates (...) andauernd jede Form des Widerstandes" und "fabriziert grundlose Anschuldigungen des Terrorismus", heißt es im Kommentar zu einem Instagram-Post. 

Dabei wird auch der Staat Österreich frontal angegriffen. "Der Feind ist vor unserer Haustür, und hier wird er am besten bekämpft - jeder Schlag gegen den Staat Österreich vergrößert den Riss in der eisernen Kuppel der zionistischen Kolonie." Zudem wird in dem Post ein Slogan verwendet, der nach einem Erlass des Justizministeriums vom November 2023 als "Aufforderung zu terroristischen Straftaten und Gutheißung terroristischer Straftaten" gewertet wird.

Mehr als 1.200 Tote

Am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der radikal-islamistischen Hamas und anderer Gruppen mehr als 1.200 Menschen in Israel getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Dies war der Auslöser für den bis heute andauernden Gaza-Krieg.

Bereits seit Tagen finden anlässlich des Jahrestages Demonstrationen pro Israel und pro Palästina statt. Am Montagabend ist in Wien eine große Kundgebung der Israelitischen Kultusgemeinde auf dem Ballhausplatz geplant, um der Opfer des Hamas-Massakers zu gedenken.

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