Angewandte will Bücherturm vor dem Lueger-Denkmal

Angewandte will Bücherturm vor dem Lueger-Denkmal
60.000 bis 70.000 Bücher sollen per Lift angeschaut werden können. Damit soll Medientheoretiker Peter Weibel geehrt werden.

Im Februar 2023 verkündete Peter Weibel seinen bevorstehenden Ruhestand – und den damit verbundenen Umzug nach Wien. „In Wien will ich zwei Containertürme für meine Bücher bauen.“ Mit einem Lift dazwischen, in dem er leben und lesen würde. So weit ist es aber nicht gekommen. Der Medientheoretiker und Universitätsprofessor starb am 1. März.

Nun will die Universität für angewandte Kunst, an der er bis zuletzt lehrte, diesen Wunsch in die Tat umsetzen. Und zwar beim Lueger-Denkmal am Stubentor.

Wie mit dem Denkmal eines antisemitischen Bürgermeisters umgegangen werden soll, war in jüngerer Vergangenheit immer wieder ein Thema. Einige Expertinnen und Holocaust-Überlebende fordern die Demontage des Denkmals, andere die Konstruktion eines Gegendenkmals.

Aktuell ziert eine bunte Installation des Künstler-Duos Nicole Six und Paul Petritsch den Lueger-Platz. (Eine Kritik dazu lesen Sie hier.) Doch seit der Enthüllung dieses temporären Gegendenkmals im Herbst 2022 sieht sich das Künstler-Duo mit Kritik konfrontiert. Die quietschbunte Anordnung würde Lueger nicht in einen kritischen Kontext setzen, sondern ihr sogar noch überhöhen, so der Tenor.

Protest

Auch die Angewandte brachte sich immer wieder mit Vorschlägen, wie mit dem Denkmal umzugehen ist, ein. Erstmals im Jahr 2010, als sie einen Wettbewerb ausrief, um dem übergroßen Lueger ein Gegendenkmal zu errichten. Das Siegerprojekt übermittelte sie der Stadt Wien, umgesetzt wurde es nicht.

Zuletzt nahm die Angewandte an den Protestlesungen des Kollektivs „Schandwache“ vor dem Denkmal teil. Mit Peter Weibels Bücherturm fordert sie nun erneut ein Gegendenkmal für das Lueger-Denkmal. „Die Errichtung des Peter-Weibel-Bücherturms bietet die einmalige Chance, das Lueger-Denkmal nicht nur sinnbildlich, sondern tatsächlich durch einen öffentlich nutzbaren Ort des Denkens über Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft in den Hintergrund zu verweisen“, sagt Rektor Gerald Bast.

60.000 bis 70.000 Bücher aus Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft könnten laut dem vorliegenden Entwurf in den Bücherturm gestapelt werden. Der Lift ermögliche den Besucherinnen und Besuchern einen „Weitblick über Statue und Stadt hinweg“. Das sei ganz im Sinne von Weibels Ausspruch „Demokratie braucht Denken“.

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