Der bunte Abenteuerspielplatz vor dem Karl-Lueger-Denkmal

Eine riesige Laubsägearbeit – zu Ehren von Karl Lueger
Eine Themenverfehlung: Die Installation „Lueger temporär“, die am 12. Oktober zu Füßen der Karl-Lueger-Statue eröffnet wird

Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) scheint die Sache in die Länge ziehen zu wollen: Nach Jahren des Nachdenkens kündigte sie im April 2021 an, eine Lösung für das umstrittene Karl-Lueger-Denkmal zu erarbeiten. Im Rathaus wurde zu einem Runden Tisch eingeladen, ansonsten passierte nichts: Die Ausschreibung für eine permanente Kontextualisierung wird erst veröffentlicht.

Manche aber brachte der verherrlichende Umgang mit dem populären wie populistischen Bürgermeister, der sich erfolgreich des strukturellen Antisemitismus bedient hatte, zum Murren: Es wurde ein kategorischer Denkmalsturz gefordert. In dieser eher misslichen Situation – die Stadträtin hält nicht viel von „cancel culture“ – entschloss sich die Stadt, das Karl-Lueger-Denkmal zunächst temporär zu kontextualisieren. Ohne Ausschreibung, ohne demokratische Prozesse wurden Nicole Six und Paul Petritsch mit einer Installation beauftragt.

 

Der bunte Abenteuerspielplatz vor dem Karl-Lueger-Denkmal

Und wenn die Stadtregierung etwas will, dann klappt das auch ganz problemlos mit den Genehmigungen. Welche Hürden hatten Eduard Freudmann und seine Mitstreiterinnen zu überwinden, als sie auf dem Schillerplatz das Denkmal für den NS-Dichter Josef Weinheber kontextualisieren und die einzementierte Gesinnung der Stadt entlarven wollten! Damals sorgte sich der Magistrat, dass man in die Vertiefung rund um den absurd großen Betonsockel fallen könnte. Aber jetzt? Gibt es zu Ehren von Lueger einen fröhlich-bunten Abenteuerspielplatz, den man nur allzuleicht beklettern kann. Da wird es wieder eine (Mahn-)Wache brauchen!

Luegers Ruhm gemehrt

Die Laubsäge-Arbeit im Riesenformat präsentiert „alle auffindbaren Lueger-assoziierten Ehren- und Denkmäler von Wien“ anhand deren Umrisslinien, darunter Reliefs, die Lueger-Kirche und andere Bauwerke. Auf dem Lueger-Platz soll nun zu erkennen sein, wie sich Lueger auf unterschiedlichen Ebenen „in das Gedächtnis der Stadt eingeschrieben“ hat.

Dieses „diskursive Schaulager“ ist damit aber eine völlige Themenverfehlung: Sie übt keine Kritik an den Einstellungen des Bürgermeisters, sondern mehrt Luegers Ruhm noch: Die Arme stolz auf der Brust gelegt, blickt die kupfergrüne Statue mit großem Wohlgefallen auf all die anderen Ehrenbezeugungen.

Die 35 Meter lange Installation wird heute, Mittwoch, eröffnet. THOMAS TRENKLER

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