An diesen Wiener Schulen startet das Programm gegen Mobbing

An der NMS Enkplatz I sollen die zahlenmäßig unterlegenen Mädchen gestärkt werden.
1,2 Millionen Euro investiert Rot-Grün in maßgeschneiderte Förderpakete für Brennpunktschulen.

„Wir haben an der Schule 435 Kinder in 19 Klassen, 38 Muttersprachen und 13 Religionen“, sagt Martina Vogel-Waldhütter, Direktorin der Neuen Mittelschule (NMS) Enkplatz I in Simmering. 25 Schüler sitzen in Deutschförderklassen, 36 haben sonderpädagogischen Förderbedarf. Und weil die NMS einen Sportschwerpunkt hat, wird sie nicht nur von auffallend vielen hyperaktiven Schülern mit hohem Bewegungsbedarf besucht, sondern vor allem von Burschen – die zum Teil ein ausgeprägtes Macho-Verhalten an den Tag legen. Was sich natürlich auf das Klima an der Schule auswirkt.

Um auf „durchschnittliche Herausforderungen“ wie diese zu reagieren – sprich: um Mobbing, Gewalt, Diskriminierung oder Hass im Netz entgegenzuwirken –, startet Rot-Grün mit Beginn des Sommersemesters 2020 das Präventionsprogramm „Respekt – Gemeinsam stärker“, das Frauenstadträtin Kathrin Gaal und Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (beide SPÖ) am Mittwoch vorstellten. Am Anfang einmal an fünf sogenannten Brennpunktschulen, die eine höhere soziale und kulturelle Durchmischung aufweisen als andere – und die sich freiwillig gemeldet haben.

Neben der NMS Enkplatz handelt es sich um die NMS Pazmanitengasse in der Leopoldstadt, die NMS Viktor-Christ-Gasse in Margareten, die NMS Am Schöpfwerk in Meidling sowie die NMS Grundsteingasse in Ottakring. 1,2 Millionen Euro lässt sich die Stadt dies kosten.

Lehrer, Schüler & Eltern

Im Rahmen des einjährigen Programms werden je nach Herausforderung maßgeschneiderte Fördermaßnahmen für die Schulen entwickelt. Und zwar unter Einbeziehung „der gesamten Schule – also von Lehrern, Schülern sowie Eltern“, wie Czernohorszky betont.

Der Verein der Wiener Jugendzentren koordiniert dafür 17 Vereine, die die Schulen begleiten. Darunter etwa das Demokratiezentrum Wien, die Antirassismus-Stelle Zara, die Gesundheitszentren für Mädchen und Burschen, die Elternwerkstatt oder theaterpädagogische Vereine. „Die Jugendarbeiter bringen viel Know-how punkto Gender, Sexualität, Demokratiebildung, Erlebnispädagogik und Gleichberechtigung in die Pionierschulen mit“, erläutert Ilkim Erdost vom Verein der Wiener Jugendzentren.

Mädchen stärken

Am Beispiel der NMS Enkplatz, wo Burschen zwei Drittel der Schüler ausmachen, steht etwa die Stärkung der Mädchen im Fokus.

Dafür sind zum Beispiel Workshops und Theaterprojekte zu den Themen Selbstbestimmung und Gewaltprävention geplant. Die Pädagogen werden schulintern durch Fortbildungen unterstützt. Und Eltern sollen durch niederschwellige Angebote wie mehrsprachige Eltern-Cafés stärker in den Schulalltag ihrer Kinder eingebunden werden.

„Geplant ist am Enkplatz unter anderem die Schaffung eines Mädchen- sowie eines Burschenraums als Rückzugsbereiche“, erklärt Gaal.

Im Herbstsemester 2020/21 wird das auf ein Jahr ausgelegte Programm auf fünf weitere Standorte erweitert. Dass nach einem Jahr nicht alle Probleme gelöst sein werden, sei allen klar, sagt Czernohorszky. In den Schulen habe man aber die Chance, „einen Aktionsplan für die Zukunft“ zu entwickeln. Enkplatz-Direktorin Vogel-Waldhütter erhofft sich an ihrer Schule „einen Schneeballeffekt“.

Seitens der Schulen sei das Angebot der Stadt „überraschend positiv“ aufgenommen worden, betont Soziologe Kenan Güngör, der das Programm strategisch begleitet. Um die Maßnahmen bestmöglich anzupassen, wurde der jeweilige Bedarf an den Standorten im Vorfeld abgefragt. Man sei optimistisch, dass auch die Schüler das Programm annehmen.

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