Altlast statt Altbau: Wiener Gaswerk-Brache wird Wohngebiet

FEATURE: EROEFFNUNG DER VERLAENGERUNG U1 NACH LEOPOLDAU
Bis zu 1.400 Einheiten im Projekt "Neu Leopoldau" vorgesehen - Umweltbundesamt gab grünes Licht für Umsetzung

Auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks Leopoldau in Floridsdorf wird demnächst gebaut: Auf der Industriebrache werden in den kommenden Jahren bis zu 1.400 Wohnungen errichtet. Bedenken, dass das Gelände kontaminiert und damit eine Nutzung riskant ist, haben die Projektbetreiber nicht. Es handle sich um eine "gesicherte Altlast", wurde am Montag betont.

"Das ist ein sehr zukunftsweisendes Projekt", versicherte Peter Weinelt, der stellvertretende Generaldirektor der Wiener Stadtwerke. Deren Tochter Wiener Netze ist Mehrheitseigentümer der betreffenden Entwicklungsgesellschaft. Industrieflächen wieder nutzbar zu machen, erhalte gleichzeitig Grünflächen, zeigte sich Weinelt überzeugt.

Auf insgesamt 13,5 Hektar werden auf dem Gelände - das schon jahrzehntelang nicht mehr für die Gaserzeugung (aus Kohle, Anm.) genutzt wird - von verschiedenen Bauträgern Wohnungen errichtet. Auch Freiflächen mit Park und Kinderspielplätzen sind geplant. Ehemalige Verwaltungsgebäude, die unter Denkmalschutz stehen, bleiben erhalten und sollen in Gastroflächen oder Werkstätten umgewandelt werden. Geplant ist, dass die ersten Bewohner Ende 2019 oder 2020 einziehen.

Das Areal werde nicht nur unbedenklich, sondern sicher sein, beteuerte Weinelt. Es werde viel Erdreich ausgetauscht, zudem werde im Boden ein Trennvlies verlegt. Das Projekt sei ausführlich vom Umweltbundesamt (UBA) begleitet worden, das umfangreiche Untersuchungen durchgeführt habe und auch mit dem laufenden "Sicherheitsmanagement" des Projekts beauftragt wurde.

Wie der stellvertretende Geschäftsführer des UBA, Karl Kienzl, ausführte, wurden Proben an insgesamt zehn Stellen genommen. Die Messwerte - gesucht wurde nach organischen Schadstoffen und Schwermetallen - seien allesamt unbedenklich gewesen, berichtete er. Es handle sich um eine mittlerweile gesicherte Altlast. Kienzl sprach sich dafür aus, künftig mehr ehemalige Industriestandorte zu nutzen, um nicht unverbauten Grünraum zu zerstören. Entsprechendes strategisches Flächenmanagement würde Ressourcen schonen.

Die Gaswerk-Altlast wurde in den Jahren 2004 bis 2006 gesichert. 70.000 Tonnen Erdreich seien damals ausgetauscht worden, hieß es heute. Was trotz der Maßnahmen nicht erlaubt sein wird: Private Brunnen bleiben auf dem Areal verboten.

Laut Weinelt haben die zuständigen Behörden entschieden, dass keine Umweltverträglichkeitsprüfung bei dem Bauvorhaben nötig ist. Darum sei auch keine durchgeführt worden. Wie der Stadtrechnungshof das Projekt "Neu Leopoldau" beurteilt, ist übrigens ab morgen, Dienstag, einsehbar. Am Vormittag wird ein entsprechender Bericht veröffentlicht.

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