Alt-Wien: Verärgerte Eltern proben den Aufstand
„Die Stimmung ist nicht gut. Wir werden von Politik und Medien als trotzige Eltern hingestellt, die sich nicht mit den Kindergarten-Schließungen abfinden wollen. Doch das war nicht der Grund für die gestrige Demo“, sagt Vater Thomas Frizberg, dessen Familie vom Alt-Wien-Debakel betroffen ist. „Der Grund war, dass es extrem viele Kinder gibt, die noch keine neuen Plätze haben.“ Laut Frizbergs Schätzung machten rund 300 Personen am Montagnachmittag ihrem Ärger vor dem Rathaus Luft. Eltern, Kinder und Mitarbeiter von „Alt-Wien“.
Unter den Protestierenden war auch Bianca Dusvald (24), deren zweieinhalb-jährige Tochter Kimberly einen Alt-Wien-Kindergarten in Penzing besucht. Der Mutter wurde über die Servicestelle der MA10 zwar ein alternativer Betreuungsplatz im 14. Bezirk angeboten – der läge aber weit abseits ihres Arbeitsweges; in zwei geeigneten städtischen Standorten stehen keine freien Plätze zur Verfügung und zwei weitere nahe Privatkindergärten haben gerade Sommerpause. Mangels anderer Optionen sieht sich Frau Dusvald gezwungen, ihren 30-Stunden-Job zu kündigen, um zu Hause bei ihrer Tochter zu bleiben – sofern sich keine Lösung mehr auftut. Aber an die glaubt sie nicht mehr.
"Wir verstehen den Ärger"
Nicht nur die ÖVP ortet ein schlechtes Krisenmanagement der Stadt. Auch etliche Eltern schlagen in dieselbe Kerbe: „Seit 2009 wurde Fördergeld missbraucht, aber vorgewarnt hat uns in der ganzen Zeit niemand“, ärgert sich etwa Frizberg.
Das habe damit zu tun gehabt, dass man selbst lang von „Alt-Wien“ im Glauben gelassen worden sei, dass der Wille zur Rettung der Kindergärten bestehe, erklärt MA10-Chefin Daniela Cochlar. Als Ex-Vorstand Richard Wenzel am 25. Juli aber gedroht habe, die 33 Standorte ohne Förderungen zuzusperren, habe man umgehend Eltern und Personal informiert – obwohl das ob der Privatverträge zwischen den Familien und dem Verein eigentlich rechtlich problematisch gewesen sei. Zusätzlich wurde noch eine Förderung für August ausgezahlt, um den Eltern mehr Zeit für die Suche nach anderen Betreuungsplätzen zu geben. Im Hintergrund sei bereits im Vorfeld das Angebot an freien Kindergartenplätzen eruiert worden.
„Wir verstehen den Ärger der Eltern“, heißt es auch aus dem Büro von Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Während der Analyse, ob ein Fördermissbrauch vorliegt, habe man die Causa aber noch nicht publik machen können. „Hätten wir vor sechs Monaten schon etwas gesagt, wäre das kreditschädigend gewesen.“ Und weitere Subventionen an einen Verein, „von dem wir wissen, dass er Fördergelder missbraucht hat“ seien rechtlich ebenfalls nicht möglich.
Aufruf zum Schlangestehen
Obwohl man seitens der Stadt versichert, dass es genug Betreuungsplätze für die 2276 betroffenen Kinder gibt (wenn auch nicht immer am Wunschstandort der Eltern), haben erst rund 1000 Kids einen neuen Kindergarten. (Ein Teil der Kinder benötigt auch gar keinen Platz mehr, weil einige ja mit September in die Schule wechseln.)
Frau Dusvald wurde von "Alt-Wien" übrigens informiert, dass am kommenden Freitag (26. August) intern die endgülttige Entscheidung fallen soll, ob es mit den Kindergärten weitergeht - gegebenfalls auch ohne Förderungen.
Vom KURIER auf diese Option angesprochen, sagt Ex-Vorstand Wenzel aber: "Das kann ich mir nicht vorstellen."
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