Alkoholverbot für den Praterstern

Alkoholverbot für den Praterstern
Verordnung tritt kommende Woche in Kraft, kündigt SPÖ-Parteichef Michael Ludwig an

Der Praterstern gilt gemeinhin als Synonym für die Schattenseiten des Wiener Großstadtlebens. Mit seinen zahlreichen Obdachlosen, Betrunkenen und Drogendealern sorgt er bei vielen der 150.000 Menschen, die den Bahnhof täglich frequentieren, für ein beklemmendes Gefühl. Vor allem in den Nachtstunden.

Seit Jahren wird daher über ein Alkoholverbot für den Praterstern debattiert. Auf anderen Bahnhöfen Österreich gibt es das bereits, in Wien hatten jedoch bis dato vor allem Noch-Sozialstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) und der Leopoldstädter Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger (Grüne) massive Bedenken.

Nach dem ewigen Hickhack ist jetzt die Entscheidung gefallen: Kommende Woche wird per Verordnung ein ganztägiges Alkoholverbot für den Bahnhof und sein unmittelbares Umfeld inklusive Venediger Au verhängt. Das kündigt der SPÖ-Parteichef und künftige Bürgermeister Michael Ludwig an. „Trotz aller Bemühungen (z.B. verstärktes Polizei-Aufgebot, Anm.) ist die Situation am Praterstern immer noch nicht befriedigend“, begründet er diesen Schritt.

Nähere Details wird die für den Öffentlichen Verkehr zuständige Stadträtin Ulli Sima gemeinsam mit der Polizei am Montag bekannt geben. Sie ist für die Koordinierung der Maßnahmen verantwortlich, die in enger Abstimmung zwischen Polizei, ÖBB, Wiener Linien und Sozialarbeitern umgesetzt werden sollen. Rein formell ist für die Erlassung der Verordnung Noch-Bürgermeister Michael Häupl zuständig. „Er trägt die Maßnahme nicht nur mit, sondern wird sie auch auf den Weg bringen“, versichert Ludwig.

Alkoholverbot für den Praterstern

Ludwig: "Fühle mich für Bevölkerung verantwortlich"

Ausnahmen

Fix ist jedenfalls jetzt schon, dass die Gastro-Betriebe im und rund um dem Bahnhof von dem Verbot ausgenommen sein werden. Sprich: Direkt beim Würstel- oder Pizzastand wird man weiterhin sein Bier trinken können.

Bei Verstößen gegen das Verbot werde es Sanktionen geben, kündigt der SPÖ-Chef an. Denkbar seien Abmahnungen, aber auch Verwaltungsstrafen von etwa 70 Euro bis – bei wiederholten Verstößen – von bis zu 700 Euro.

Weiters soll – nach Vorbild des Westbahnhofs – der Zugang zu kostenlosem WLAN auf rund 20 Minuten eingeschränkt werden. Das soll dazu führen, dass sich Jugendgruppen nicht mehr gehäuft auf dem Areal aufhalten, was zu Problemen und Verunsicherung führt.

Laut Ludwig ist das Alkoholverbot zunächst probeweise für ein halbes Jahr vorgesehen, um zu überprüfen, ob es dadurch lediglich zu einer Verlagerung des Problems kommt. Ludwig rechnet aber nicht damit und verweist auf die Auflösung der Drogenszene am Karlsplatz. „Sie hat auch zu keiner Verlagerung geführt.“ Für ihn ist denkbar, dass das Verbot auch auf andere Plätze ausgeweitet wird.

Dass Bezirksvorsteherin Lichtenegger vom grünen Koalitionspartner wenig von solchen Maßnahmen hält, nimmt der künftige Stadtchef in Kauf. „Es ist oft notwendig, Entscheidungen zu treffen, auch wenn es zu einem Thema unterschiedliche Meinungen gibt.“ Ludwig weiter: „Ich fühle mich für die Wiener Bevölkerung verantwortlich, nicht für Einzelpersonen, die sich nicht an die Regeln halten.“

Vorbild München

Ludwig nennt als Vorbild das seit Anfang 2017 gültige Alkoholverbot auf dem Hauptbahnhof in München, eine Stadt, die aufgrund ihrer Größe mit Wien sehr gut vergleichbar sei. Dort darf zwischen 22 und 6 Uhr kein Alkohol konsumiert werden. „Unsere Erfahrungen sind sehr positiv“, sagt ein Sprecher der Münchner Polizei zum KURIER. „Die Trinkerszene hält sich nicht mehr am Bahnhof auf, auch die Kriminalität ist dort deutlich messbar zurückgegangen.“

Die Einhaltung des Verbots werde umfangreich durch die Polizei kontrolliert, Strafen müssten aber nur in seltenen Fällen besonderer Uneinsichtigkeit verhängt werden. „Natürlich kam es zu einer gewissen Verlagerung des Problems auf andere Plätze“, sagt der Sprecher. „Es tritt aber nicht mehr in der Massivität auf, wie dies am Hauptbahnhof der Fall war.“

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