AKH Wien wird bis 2030 eine Großbaustelle
In einem Monat ist es soweit: Nach drei Jahren Verzögerung und enormen Kostenüberschreitungen soll der erste Patient im Wiener Krankenhaus Nord behandelt werden.
Von der Öffentlichkeit weit weniger beachtet, hat inzwischen schon das nächste Wiener Spitäler-Bauprojekt begonnen, das es hinsichtlich Bedeutung und Investitionsvolumen locker mit der Klinik in Floridsdorf aufnehmen kann: Der bis 2030 laufende Umbau und Neubau des AKH, des größten und wichtigsten Krankenhauses Österreichs.
1994 nach langen Querelen offiziell eröffnet, braucht der markante Bau am Währinger Gürtel längst eine Generalüberholung. Für die insgesamt 33 Teilprojekte in sechs Bauphasen werden bis 2030 1,4 Milliarden Euro ausgegeben. Das ist sogar etwas mehr als das KH Nord nach jetzigem Stand kosten wird.
Bund und Stadt Wien teilen sich die Kosten, wie 2016 in einem Vertrag vereinbart wurde.
Bereits begonnen hat - wie berichtet - der Bau der neuen Kinder- und Jugendpsychiatrie: Bis März 2020 soll eine Abteilung mit 30 stationären und zehn tagesklinischen Betten entstehen.
Im Vergleich zu anderen Teilprojekten macht sich dies geradezu mickrig aus. „Die technisch größte Herausforderung wird die Modernisierung der OP-Säle ab 2021 sein“, schildert AKH-Direktor Herwig Wetzlinger dem KURIER. Allein für dieses Projekt sind sieben Jahre Bauzeit und rund 111 Millionen Euro veranschlagt.
Das AKH verfügt über 60 OP-Tische, die derzeit überwiegend in 48 m² großen Räumen untergebracht sind. Das ist viel zu klein für all die technischen Geräte, die mittlerweile zum medizinischen Standard gehören. Laut Wetzlinger werden die OP-Säle (bei gleichbleibender Zahl der Tische) großteils auf 62 m² vergrößert, einige sogar auf 90 m².
Um mehr Platz zu schaffen, werden Nebenräume herangezogen. „Der Umbau wird bei laufendem Betrieb erfolgen, ohne dass es zu Einschränkungen der Patientenversorgung kommt“, betont der AKH-Direktor. Das heißt: Während des Umbaus werden die einzelnen OP-Tische im Rotationssystem in nichtbenutzte Räume übersiedeln.
Ähnlich funktioniert ein weiteres Großvorhaben: Die Modernisierung des Bettenhauses Ost („grüner Bettenturm“) zwischen 2023 und 2030 um rund 257 Millionen Euro. Hier ist die Hälfte der rund 1.950 Betten untergebracht. Die Sanierung bringt mehr Komfort für die Patienten: „Es wird künftig durchgehend Zweibettzimmer geben. Das Bad wird überall Teil des Zimmers sein“, sagt Wetzlinger.
AKH: Zweibettzimmer mit eigenem Bad
Die Modernisierung erfolgt schrittweise: Pro Schritt werden jeweils zwei Ebenen freigemacht und in Angriff genommen. „Das entspricht der Kapazität eines mittleren Bezirksspitals“, schildert der Direktor. Während der Sanierung werden die Betten gleichsam ausgelagert – möglicherweise in Container, die auf der Ebene 9 errichtet werden.
Container als Ausweichquartiere kommen auch bei der Sanierung der AKH-Küche zum Einsatz, die bereits jetzt läuft. Der rote Bettenturm fällt nicht mehr in das laufende Sanierungsprogramm. Er soll erst nach 2030 modernisiert werden. Ist auch dies abgeschlossen, ist das AKH quasi vollkommen runderneuert.
Das Leistungsangebot und die Kapazität des AKH bleibe laut Wetzlinger im Wesentlichen gleich wie bisher. Mit der Modernisierung würden aber einige Neustrukturierungen einhergehen. Allen voran der Ausbau tagesklinischer Angebote. Weiters werden Ambulanzen zusammengelegt, um mehr fächerübergreifendes Arbeiten zu ermöglichen – etwa die Neurologie und die Neurochirurgie.
Über all dem schwebt angesichts der Probleme beim KH Nord die Frage, ob wenigstens beim AKH der Zeit- und Kostenrahmen hält. Nicht zuletzt die Stadt Wien dürfte daran größtes Interesse haben, hat sie doch gegenüber dem Bund eine Kostengarantie abgegeben, dass die 1,4 Milliarden Euro reichen werden. Wetzlinger ist zuversichtlich, dass das gelingt, weil von Anfang an Experten mit dem Projekt betraut seien, die das Haus in- und auswendig kennen: Es ist der Gesundheitsdienstleister Vamed KMB, der seit 1994 für die technische Betriebsführung des AKH zuständig ist.
Schon damals wurde vertraglich festgelegt, dass die Vamed auch für die Abwicklung der künftigen Sanierungen zuständig ist. Somit war nun laut Wetzlinger dafür keine eigene Ausschreibung nötig. Das Unternehmen fungiere als Totalunternehmer und sei somit für Planung und Ausführung zuständig.
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