Ärzte-Hilferuf: "Situation schier unerträglich"
Die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung in Wiens Spitälern ist schon seit vielen Jahren ein Sorgenkind. Aufgrund der Pandemie dürfte sich jedoch die Lage noch einmal verschärft haben.
„Wir können die Verantwortung für möglicherweise auftretende Behandlungsfehler und Mängel in der Patientenversorgung nicht länger tragen.“ Mit diesen dramatischen Appell richten sich Fachärzte der Klinik Hietzing an den Wiener Gesundheitsverbund. Diese Gefährdungsanzeige, die dem KURIER vorliegt, wurde von elf Ärzten unterzeichnet.
Sie weisen auf ärztlichen Personalmangel bei gleichzeitig „massiv erhöhtem Patientenaufkommen“ hin, das mit den bestehenden Ressourcen nicht mehr bewältigbar sei. Und weiter: „Wir wollen uns nicht länger in Situationen bringen lassen, die letztendlich für alle Beteiligten fahrlässig sind.“
Die Ärzte betonen, schon früher auf die Engpässe hingewiesen zu haben. Im Juli des Vorjahres habe es eine Besprechung dazu gegeben. Seitdem sei aber keine Verbesserung erfolgt, im Gegenteil: „Wie befürchtet, kam es zu weiteren Kündigungen von Fachärzten. Es ist absehbar, dass weitere folgen werden, da sich die Situation für die Verbleibenden als schier unerträglich abzeichnet.“
In dem Schreiben fordern die Ärzte vom Management mehr Personal. Sei dies nicht möglich, möge man mitteilen, welche der Aufgaben – von der Akutversorgung bis zur Ausbildung – priorisiert erfolgen soll.
Um nichts besser ist die Lage in der Klinik Floridsdorf. In der kinder- und jugendpsychiatrische Abteilung sind fast drei Jahre nach Eröffnung immer noch nicht alle Facharzt-Stellen besetzt. Auch dort hat man zuletzt mit Gefährdungsanzeigen auf die missliche Lage aufmerksam gemacht.
Mangelware
„Psychiatrische Fachärzte sind Mangelware – nicht nur im Gesundheitsverbund, sondern in ganz Österreich“, sagt eine Sprecherin. Zu Entlastung habe man in Hietzing zusätzliche Dienstposten in den Bereichen Pädiatrie, Allgemeinmedizin und klinischen Psychologie geschaffen. Ebenso für Psychologen und Pädagogen. Weiters habe in Floridsdorf eine zusätzliche 14-Betten Abteilung für Jugendliche und junge Erwachsene eröffnet.
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