Adventmarkt: Indische Weihnacht in Favoriten

International: „Weihnachten ist überall“, sagt Standbesitzer Mettu. Der gebürtige Inder verkauft deshalb Waren vom chinesischen Großhändler.
Der Christkindlmarkt in Favoriten ist anders: Nicht nur im positiven Sinn, aber doch erfrischend abwechslungsreich.

Der Inder Hardev Mettu macht Geschäfte mit dem Weihnachtsmann. Seit zwei Wochen steht der gläubige Sikh aus dem Punjab täglich auf der Favoritenstraße in Wien und verdient sein Geld mit weihnachtshungrigen Katholiken. Mettus Stand auf dem kleinen, beschaulichen Christkindlmarkt im zehnten Wiener Gemeindebezirk blinkt in den grellsten Farben. Hunde aus Plastik bellen und gehen in kleinen Schachteln im Kreis. Batteriebetriebene Miniatur-Weihnachtsmänner läuten falsche Glocken und im Hintergrund blinkt eine indische Gottheit neben den Teletubbies. "Weihnachten", sagt Mettu feierlich, "ist überall. Auch in Indien." Und weil Weihnachten überall ist, hat Mettu seinen Kleider-Stand vom Naschmarkt für einige Wochen gegen zwei Holzhütten in Favoriten eingetauscht, und verkauft nun Nippes vom chinesischen Großhändler. "Aber noch läuft das Geschäft nicht so gut", sagt er und lächelt, "die Weihnachtsgehälter sind wohl noch nicht da." Der Blick von Mettus Stand die Favoritenstraße hinunter bietet ein wenig stimmungsvolles Bild. Der Christkindlmarkt ist drei Wochen vor dem Fest selbst in den Abendstunden kaum besucht. Fünf von knapp 20 Standln stehen überhaupt leer. Auf die Weihnachtsbeleuchtung, die sonst über den Köpfen der Favoritner hing, wurde heuer aus Kostengründen verzichtet. "Doch es wird immer besser", sagt Josef Kaindl voller Optimismus. Der stellvertretende Favoritner Bezirksvorsteher kommt während des KURIER-Lokalaugenscheins zufällig an Mettus Stand vorbei. Es sei noch nicht lange her, dass hier auch noch Kriegsspielzeug und andere obskure Dinge mehr verkauft wurden. "Doch nun ist dem Markt das große Bemühen der Standler anzusehen", sagt der SP-Politiker, ehe er zum nächsten Termin eilt.

Punschkrapferln

Kaindl kommt dabei auch am Stand von Karin Ruzicka vorbei. In ihrer Hütte gibt`s Früchtebrot, Kekse, Indianer- und Punschkrapfen. "Ich liebe den Markt hier", sagt Ruzicka, "all die Menschen und das viele Drumherum." Dass hier, anders als auf dem Spittelberg oder in Schönbrunn, wenig Kunsthandwerk und mehr Jeans für 15 Euro verkauft werden, ist ihr egal. "Na und? Hier gibt`s eben von überall was."

So manch ein Besucher nimmt`s nicht so gelassen wie Ruzicka. Karin Schlögl zum Beispiel. Die Favoritnerin zählt zu den Stammkunden des Punschstands am unteren Ende des Markts (siehe Zusatzartikel) . Sie sagt: "A bisserl mehr Kunsthandwerk wäre schon gut. Und leider fehlt heuer auch die festliche Beleuchtung. Dadurch ist hier einfach weniger los als anderswo." Nenad Isailovic stört das überhaupt nicht. "Das hat den Vorteil, dass man auf seine Bestellung nicht so lange warten muss wie etwa auf dem Rathausplatz."

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