Abwärme eines Rechenzentrums wärmt Klinik Floridsdorf
Die Klinik Floridsdorf an der Brünner Straße ist Wiens jüngstes Spital. Im Herbst 2019 wurde sie, damals noch unter dem Namen Krankenhaus Nord, eröffnet. Wegen Kostenüberschreitungen, Planungsfehlern und anderer Themen hatte es im Vorfeld immer wieder Kritik an dem Bau gegeben.
Jetzt aber gibt es Positives zu vermelden: Im Keller des Spitals hat Wien Energie drei große Wärmepumpen installiert, die 50 bis 70 % des Wärmebedarfs liefern. Das soll bis zu 4.000 Tonnen CO2 im Jahr einsparen.
Win-Win-Win-Situation
Die Energie, mit der die Wärmepumpen gespeist werden, kommt aus dem gleich nebenan gelegenen Rechenzentrum der Firma Digital Realty. Im größten Rechenzentrum Österreichs können Unternehmen Speicherplatz für ihre IT–Systeme mieten; die Server produzieren enorme Mengen an Abwärme, die jetzt nicht mehr in die Luft geblasen werden, sondern via Wärmepumpe „recycelt“ werden.
3,5 Millionen Euro hat sich Wien Energie die Anlage kosten lassen; insgesamt sieben Milliarden Euro wollen die Stadtwerke bis 2027 in klimaneutrale Projekte investieren. Von einer „Win-Win-Win-Situation“ spricht Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) – für die Klinik, die Wien Energie und das Rechenzentrum.
Für letzteres ist das Projekt auch wirtschaftlich relevant; die Abwärme, die das Rechenzentrum liefert, wird von der Wien Energie bezahlt. „Wir haben einen Nutzer gesucht, der ganzjährig Bedarf an Wärme hat“, sagt Martin Madlo, der Geschäftsführer von Digital Realty.
Anders als private Haushalte haben Krankenhäuser nicht nur in der Heizsaison enormen Wärmebedarf. „Spitäler sind unglaubliche Energiefresser“, weiß Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). „Aber jetzt können wir stolz darauf sein, was für eine technische Meisterleistung hier gelungen ist.“ Bei Digital Realty sucht man auch beim nächsten Rechenzentrum, das gerade in Planung ist, die Zusammenarbeit mit Wien Energie, sagt Madlo.
Die Wärmepumpen im Keller der Klinik Floridsdorf sind die fünfte derartige Anlage, die Wien Energie betreibt. Auch bei der Manner-Fabrik im 17. Bezirk, beim Kraftwerk Simmering, bei der UNO-City und in der Therme Oberlaa wird Abwärme in Energie umgewandelt. Die größte Wärmepumpenanlage der Stadt, jene bei der EBS-Kläranlage in Simmering, ist derzeit noch im Bau.
„Genau mit solchen Projekten kommen wir beim Klimaschutz voran“, sagt Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne), die das Projekt aus Mitteln der Umweltförderung unterstützt hat. Sie ist überzeugt davon, dass „dieses Modell im ganzen Land Schule machen wird“.
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