92-Jährige in Wiener Heim vergewaltigt: 13 Jahre Haft für jungen Mann

Prozess Vergewaltigung Wien
Lebenslustig und agil war die Pensionistin davor. Drei Monate nach der Tat starb sie. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Es ist eine abscheuliche Tat, die am Mittwoch im Landesgericht für Strafsachen in Wien verhandelt wird: Am 10. Oktober des Vorjahres wurde eine 92-Jährige in einem Seniorenheim in Wien-Wieden überfallen und vergewaltigt

"Sie war eine rüstige Frau, die ihren Lebensabend genossen hat", beschreibt die Staatsanwältin. Doch mit einem Schlag war das vorbei. Drei Monate nach dem Vorfall starb die Frau. "Sie hat danach körperlich und geistig massiv abgebaut."

Der zum Tatzeitpunkt 27-jährige Algerier war nur wenige Wochen vor dem brutalen Überfall über die Balkanroute nach Österreich eingereist. "Ende September ist er angekommen, am 2. Oktober hat er Asyl beantragt", schildert die Staatsanwältin. Eingereist war der Mann übrigens mit einem falschen Namen.

"Wie ein Tier"

Bei seiner Gerichtsverhandlung bedeckt der Angeklagte sein Gesicht mit Zetteln. "Alles soll ich erzählen?", fragt er. Und sagt dann: "Ich war nicht bei Sinnen. Ich habe das getan wie ein Tier."

Die Pensionistin hatte gerade das Abendessen zu sich genommen. Von draußen sah sie der Mann. Ihm fiel die goldene Uhr an ihrem Handgelenk auf. Dann ging er in das Seniorenheim, das nicht versperrt war, und folgte ihr. "Ich habe geglaubt, das ist ein Einkaufszentrum", sagt er. "Ich wollte die Uhr stehlen."

Er fuhr mit der Seniorin, die auf einen Rollator angewiesen war, in den sechsten Stock des Wohnheimes. Als sie die Tür zu ihrem Zimmer aufsperrte, folgte er ihr hinein. "Was wollen Sie hier? Polizei!", schrie die Frau. Der 27-Jährige legte seine Finger nur auf seine Lippen. Sein Opfer sollte still sein. 

Er warf die Frau zu Boden, riss ihr Ringe und Uhr vom Körper, durchwühlte das Zimmer, fand 80 Euro in einer Geldbörse. Dann zeigte er ihr ein Messer, zog die Hose herunter und vergewaltigte die Frau. Niemand hörte ihre Schreie.

Danach drehte er den Wasserhahn auf, um mögliche Schreie der Frau zu verschleiern, versperrte das Zimmer von außen und warf den Schlüssel weg, ging in ein nahe gelegenes Kaffeehaus, um einen Kaffee zu trinken.

Blutend und zittrig

Dass die Seniorin noch am selben Tag gefunden wurde, war ein Zufall. Der Sohn konnte sie telefonisch nicht erreichen und schlug Alarm. Die 92-Jährige wurde blutend, zittrig und aufgewühlt ins AKH gebracht. "Sie hat sich nie wieder davon erholt, hatte Flashbacks, sah den dunklen Blick des Täters", beschreibt die Staatsanwältin. In ihre Wohnung konnte sie nicht mehr zurückkehren.

Drei Monate nach der Tat verstarb die mittlerweile 93-Jährige an den Folgen einer Lungenentzündung. Auch wenn der Tod der Frau der brutalen Tat nicht zuzuordnen sei, habe der Übergriff aber eine posttraumatische Belastungsstörung zur Folge, die als schwere Körperverletzung zu werten ist, sagte die Staatsanwältin.

"Sie hatte Todesangst"

Gerichtspsychiater Peter Hofmann hat diesbezüglich ein Gutachten nach dem Tod der Frau erstellt. Die posttraumatische Belastungsstörung sei „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ gegeben und eine „kausale Reaktion“ gewesen. „Ohne Tat hätte es die Reaktion nicht gegeben“, sagte Hofmann. Auch die Folge, dass die Frau nicht mehr in der Wohnung leben und allein sein konnte, würde dies aufzeigen. „Sie hatte Todesangst“, meinte der Gutachter.

DNA-Spuren überführten den Mann schließlich, der erst alles abstritt. In der Zwischenzeit war er bereits wegen 31 Einbruchsdiebstählen in Fahrzeuge in U-Haft. Im Asylheim in Linz, wo er in der Zwischenzeit überstellt wurde, fanden sich neben dem Diebesgut auch die Ringe und die Uhr der 92-Jährigen.

Urteil: 13 Jahren Haft; nicht rechtskräftig.

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