83 Schüler über Gleise gelotst: Elternverein war daran beteiligt

Vier Mitglieder des Elternvereins wurden nach dem Vorfall in Leobendorf (NÖ) angezeigt.
Vier der sieben angezeigten Begleitpersonen sitzen im Vorstand des Elternvereins. Mehrheit der Eltern steht weiter hinter den Lehrerinnen.

Warum setzt sich der Elternverein einer Döblinger Volksschule öffentlich für vier Lehrerinnen und sieben Begleitpersonen ein, die 83 Kinder im Zuge eines Schulausflugs in NÖ unter einem geschlossenen Bahnschranken durch- und über die Gleise gelotst haben? Empörte Eltern, deren Sprösslinge bei der Aktion ebenfalls dabei waren, meinen die Antwort zu kennen: Vier der sieben Begleitpersonen sitzen im Vorstand besagten Elternvereins.

Wie berichtet, kündigte der Stadtschulrat die Entlassungen dreier Lehrerinnen an, auf eine vierte wartet ein Disziplinarverfahren. Gegen die Pädagoginnen sowie gegen die Begleitpersonen wurden zudem Anzeigen wegen fahrlässiger Gemeingefährdung erstattet.

Keine Neuwahlen

Strafen sind für die Vorsitzende des Elternvereins, Julia Köberl, zwar gerechtfertigt. Entlassungen würden aber über das Ziel hinausschießen, meint sie. Die Leidtragenden wären die Kinder, die ab September auf „ausgezeichneten Pädagoginnen“ verzichten müssten.

Sie habe sich „nicht als Sprecherin des Elternvereins“ an die Öffentlichkeit und den Stadtschulrat gewandt, „sondern im Namen von mehr als 80 Prozent der Eltern an der Schule“. Eine Evaluierung habe nämlich ergeben, dass sich die überwiegende Mehrheit der Erziehungsberechtigten den Verbleib besagter Lehrerinnen wünscht. Mittlerweile sei die Hoffnung auf einen Erfolg allerdings klein.

Mit der Situation im Elternverein sei sie nicht glücklich, sagt Köberl – die die Beteiligung von vier Vorstandsmitgliedern am missglückten Schulausflug bestätigt. „Ich hätte gern neutrale Personen im Elternverein. Vor September sind aber leider keine Neuwahlen möglich.“
Mit den beteiligten Eltern sei man im „niveauvollen Einvernehmen“; unter Umständen hätten diese die Gleis-Überquerung einfach nicht mehr stoppen können, meint Köberl.

Anwalt Philipp Winkler, der sechs der sieben Begleitpersonen vertritt, will während des Strafverfahrens keine Stellungnahme abgeben.

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