Wie Österreichs höchstes Gebäude auf einer Mülldeponie entstand
Die alte Donau, über 60.000 Quadratmeter Grünfläche und unzählige Blumen: Wer vom Donauturm aus den Blick schweifen lässt, kann sich kaum vorstellen, wie unattraktiv das Gebiet des heutigen Donauparks im 22. Bezirk einmal gewesen sein soll.
Neben einer Mülldeponie wurde ein Teil des Areals von "Bretteldorf", einer ärmlichen Siedlung, eingenommen, die als "Slum von Kaisermühlen" verschrien war.
Erst die Suche nach einem Austragungsort für die Wiener Internationale Gartenschau 1964, kurz WIG64, lenkte den Blick der Politik auf das Gebiet - zum Glück, die Gegend erfuhr eine enorme Aufwertung.
Ein Wahrzeichen und zeitgeschichtliches Zeugnis
Millionen von Blumen wurden gepflanzt, Gärten und ein See angelegt sowie die Liliputbahn und ein Sessellift errichtet. Das stolzes Symbol der WIG, der Donauturm, wurde am 16. April 1964 vom damaligen Wiener Bürgermeister Franz Jonas und Bundespräsidenten Adolf Schärf eröffnet.
Gebaut wurde ab Oktober 1962 rund 20 Monate lang, die Eröffnung fand am 16. April 1964 im Rahmen der Wiener Internationalen Gartenschau (WIG) statt.
Der Donauturm ist 17.600 Tonnen schwer und 252 Meter hoch. Die Fahrt mit dem Lift dauert 35 Sekunden.
Das Treppenhaus besteht aus 779 Stufen. Die Sicht beträgt bei gutem Wetter 80 Kilometer.
Durchschnittlich werden am Donauturm 6 Heiratsanträge pro Woche gemacht, im Turmrestaurant gibt es täglich 4 Geburtstagstische.
Die Donaurutsche liegt auf 165 Meter Höhe und ist 40 Meter lang. Eine Rutschpartie dauert 7 bis 9 Sekunden, die Geschwindigkeit beträgt 18 km/h.
Der Donauturm ist in Privatbesitz (Blaguss Beteiligungsgesellschaft m.b.H., Gilbert Leeb Beteiligungsgesellschaft m.b.H., SMILE GmbH Guntram Fessler, Mag. Matthias Kamp und Stephan Kreissler), 2020 erwarb die Wien Holding 25 Prozent Anteile.
"Der Donauturm ist heute ein Wahrzeichen und ein Teil der Zeitgeschichte Wiens", sagt Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) zum 60-jährigen Bestehen.
Mit 252 Metern steht das höchste Gebäude Österreichs seit 2001 unter Denkmalschutz und ist das Ergebnis der Planungspolitik der Aufbruchszeit nach dem Zweiten Weltkrieg.
Springen, rutschen, Steigen steigen
Von Architekt Hannes Lintl nach dem Bild von Fernsehtürmen in anderen Städten entworfen, dauerte die Errichtung rund 20 Monate. Anders als seine Vorbilder wurde der Donauturm nie als TV-Sendeanlagen genutzt, sondern war von Beginn an eine Freizeitattraktion: Seit Eröffnung besuchten 23 Millionen Personen den Turm.
Im Laufe der Zeit hat sich das Wahrzeichen immer wieder neu erfunden: vom Donauturm-Treppenlauf über Bungee Jumping (von 2001 bis 2016) bis zu den sich drehenden Turmrestaurants. Im Jahr 2018 wurde umfassend modernisiert, einschließlich einer Rückführung der Gastronomie in den Stil der 1960er-Jahre.
2023 wurde die Donauturm-Rutsche des renommierten Objektkünstlers Carsten Höller als höchste Rutsche Europas eröffnet.
Besucherzahlen noch unter Vor-Corona-Niveau
Die Besucherzahlen haben bisher aber noch nicht ihr Vor-Corona-Niveau von 420.000 Besuchen erreichen können. Wie viele Besucher man im Jahr 2023 zählte, will man auf Nachfrage nicht verraten, sondern spricht von "mehreren 100.000".
Laut Roman Bauer, seit April neuer Geschäftsführer, sehen die Tourismusprognosen jedoch "sehr gut" aus, man brauche nur eben länger als die Hotellerie, um sich von der Pandemie zu erholen.
Seit dem Jahr 2015 befindet sich der Wiener Donauturm im Eigentum einer Investorengruppe, 2020 erwarb die stadteigene Wien Holding 25 Prozent Anteile am Donauturm. "Wir werden dazu beitragen, dass der Donauturm auch in den kommenden Jahrzehnten zu den Top-Attraktionen Wiens gehört", versichert Kurt Gollowitzer, Geschäftsführer der Wien Holding.
Die Hälfte der Donauturm-Besucher sind Touristen aus Deutschland, Italien, den Arabischen Ländern, Polen und Rumänien.
Wie man mehr Wiener in den Turm locken will
Der kostenlose Eintritt zur Feier des Jubiläums sorgte am Freitag schon morgens für eine lange Besucherschlange, mehr als 1.500 sollen an diesem Tag den Donauturm besucht haben.
Um aber auch langfristig mehr Wienerinnen und Wiener anzulocken, gibt es bereits Ideen: Im Restaurant Donaubräu im Erdgeschoss soll das Angebot für Familien ausgebaut werden, überlegt wird auch, ein Picknick im Park anzubieten und eigenen Honig herzustellen.
Weg will man laut Bauer auch davon, dass für viele der Besuch im Donauturm stark Anlassbezogen ist, also zu Geburtstagen und anderen Festen: "Wir wollen beim gastronomischen Angebot daher nicht in Richtung Haubenküche gehen. Es soll für jeden attraktiv sein."
Im Laufe des Jahres, spätestens aber bis 2025 hofft man, wieder an die Besucherzahlen vor der Pandemie anknüpfen können.
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