50 Millionen Euro Mehrkosten beim neuen MedUni-Campus
Nicht zu beneiden sind derzeit die Anrainer der Alservorstadt im 9. Bezirk: Mitten im dichtverbauten Wohngebiet klafft zwischen Spitalgasse und Höfergasse eine gewaltige Baugrube. Gleich mehrere Kräne ragen in die Luft, der Baulärm ist beträchtlich.
Die gute Nachricht: Ab 2026 werden sie Nachbarn einer der modernsten Lehr- und Forschungsstätten Österreichs sein. Auf dem ehemaligen Areal der Wien-Energie-Zentrale entsteht der neue Campus der MedUni Wien, der die teils schon recht desolaten Uni-Gebäude, die über den halben Bezirk verstreut sind, ersetzen soll. Am Dienstag nahmen Rektor Markus Müller und Hans-Peter Weiss, Chef der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), die offizielle Grundsteinlegung vor.
Eckdaten
Auf einer Fläche von rund 35.000 m² entsteht Platz für 2.000 Medizinstudenten und 750 (wissenschaftlichen) Mitarbeitern der MedUni. Es handelt sich um das aktuell größte Bauprojekt der BIG.
Das Erdgeschoß, der erste und zweite Stock sind für die Lehre vorgesehen. Hier werden sich künftig die drei großen Hörsäle, die Seminarräume und die Mensa befinden.
Die Etagen drei bis sieben sind hingegen der Forschung gewidmet. Eine ganze Reihe von Fächern wird hier seine neue Heimat finden: Von der Physiologie und Pharmakologie über die Anatomie und Zellbiologie bis hin zur Krebsforschung, um nur einige Beispiele zu nennen.
Glasfassade
Optisches Aushängeschild des Campus wird aber die 70 Meter lange Glasfassade entlang der Spitalgasse sein. Sie ist ähnlich strukturiert wie die typischen Gründerzeit-Fassaden (Sockel, Belle Etage und Hauptfassade), womit sich der moderne Bau möglichst gut in die alten Nachbar-Gebäude einfügen soll.
Bei Planung und Bau sei man gleich mit mehreren kniffligen Herausforderungen konfrontiert, wie Weiss schildert: Der Campus bestehe aus unterschiedlichen Baukörpern. Zum Teil wird auch Altbau-Bestand genutzt, bei dem der Denkmalschutz zu berücksichtigen ist.
Hinzu kommen die Schwierigkeiten eines Groß-Bauprojekts in einem derart dicht verbauten Gebiet. „Wir haben viele Gespräche mit dem Bezirk und den Anrainern geführt, um sie bestmöglich einzubinden“, sagt Müller.
Nötige Umplanung
Begehrlichkeiten von Anrainern waren es auch, die diverse Umplanungen erforderlich machten, weshalb sich die Fertigstellung des Campus verzögert. Bei Baustart 2021 hatte man noch mit einer Eröffnung 2025 gerechnet, nun müssen sich die Studenten und Forscher noch ein Jahr länger gedulden.
Deutlich angewachsen sind inzwischen aufgrund der heiklen wirtschaftlichen Lage auch die Baukosten. Zu den ursprünglich 340 Millionen Euro kommen noch 50 Millionen Euro hinzu, rechnet Weiss vor. „Damit liegen wir aber immer noch deutlich unter dem Index-Anstieg in der Baubranche“, betont er. Die Mehrkosten würde das Wissenschaftsministerium übernehmen.
Nicht das einzige aktuelle Großprojekt der MedUni. Nächste Woche erfolgt der Baustart für das Eric Kandel Institut – Zentrum für Präzisionsmedizin auf dem AKH-Areal, wo ab 2026 rund 200 Forscher an maßgeschneiderten Therapien arbeiten werden.
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