Drei Sexarbeiterinnen in Wien getötet: Beschuldigter in U-Haft
Das Landesgericht hat Dienstagmittag über jenen 27-jährigen Mann die U-Haft verhängt, der am vergangenen Freitag in einem Asia Studio in der Engerthstraße in Wien-Brigittenau 3 Sexarbeiterinnen mit einem Messer vorsätzlich getötet haben soll.
Als Haftgründe wurden Tatbegehungs- und Fluchtgefahr angenommen, teilte Gerichtssprecherin Christina Salzborn auf APA-Anfrage mit. Der Beschuldigte stammt aus Afghanistan und war 2022 als Asylwerber nach Österreich gekommen.
Der Mann war zuletzt in einer Flüchtlingsunterkunft in Kärnten untergebracht, wo er sich Ende Jänner vorschriftsmäßig abgemeldet hatte und in die Bundeshauptstadt übersiedelt sein dürfte. In der Bleibe für Geflüchtete im Bezirk Wolfsberg habe es mit dem 27-Jährigen "keinerlei Zwischenfälle" gegeben, sagte Barbara Roschitz, Leiterin des Flüchtlingswesens des Landes Kärnten, dem ORF: "Er war völlig unauffällig". Wie "Kärnten heute" am Montagabend berichtete, soll sich der Mann allerdings vor kurzem beim Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) für eine Rückkehr in seine Heimat angemeldet gehabt haben.
Seit Sonntagabend befindet sich der 27-Jährige in der Justizanstalt (JA) Wien-Josefstadt, nachdem er in seiner polizeilichen Einvernahme als Beschuldigter laut Wiener Landespolizeidirektion "grundsätzlich geständig" war. Aus Justizwache-Kreisen ist zu hören, dass der Mann seit seiner Überstellung in die JA kein Wort gesprochen haben soll. Auch vor der Haftrichterin, die den U-Haft-Beschluss fasste, machte er von sich aus keine Angaben. Auf Fragen der Richterin soll er nicht reagiert haben. Der Beschuldigte war auch anwaltlich nicht vertreten. Er bekommt jetzt - wie vom Gesetz vorgesehen - einen Verfahrenshelfer beigestellt.
Die Staatsanwaltschaft hat bereits die Einholung eines psychiatrischen Gutachtens in die Wege geleitet. Damit sollen eine mögliche Zurechnungsunfähigkeit des Beschuldigten oder sonstige Schuldausschließungsgründe abgeklärt werden.
Der 27-Jährige hatte am Freitagabend mit einem Messer in dem Etablissement in der Engerthstraße ein Blutbad angerichtet. Die Identität der drei getöteten Frauen - es dürfte sich um Chinesinnen handeln, die möglicherweise mit falschen Papieren als Sexarbeiterinnen nach Österreich gekommen waren - stand zuletzt nicht zweifelsfrei fest. Eine vierte Frau konnte sich retten, indem sie sich in einem Zimmer einschloss. Sie wurde Ohrenzeugin des Gewaltverbrechens, dessen Ausführung sich über mehrere Räumlichkeiten erstreckte. Sie soll nach wie vor schwer unter Schock stehen.
Der Tatverdächtige war in einem Gebüsch vis-a-vis des Rotlicht-Lokals festgenommen worden, nachdem am Freitag ein Anrainer gegen 21.00 Uhr die Polizei verständigt hatte. Diesem war eine Blutspur aufgefallen, die vom Lokal auf die andere Straßenseite führte - der 27-Jährige dürfte sich bei der Tatausführung im Zuge der Kampfhandlungen selbst Verletzungen an den Händen zugefügt haben. Er wurde daher zunächst in einem Spital verarztet, ehe er in den Polizeiarrest gebracht und zum Tatgeschehen befragt wurde.