Zahl der Flüchtlinge steigt weltweit rasant

Trauriger Rekord: UNO verzeichnet die höchste Flüchtlingszahl seit dem Zweiten Weltkrieg.

Das Ausmaß von Flucht und Vertreibung hat durch die bewaffneten Konflikte in der Welt einen traurigen Rekord erreicht: Bis Mitte 2014 verzeichnete das UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) 56,7 Millionen Flüchtlinge sowie Vertriebene innerhalb der eigenen Landesgrenzen - eine seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erreichte Zahl.

Allein im ersten Halbjahr 2014 wurden nach den am Mittwoch in Genf veröffentlichten Zahlen 5,5 Millionen Menschen durch Gewalt in die Flucht getrieben, 1,4 Millionen davon verließen ihr Land. Die meisten Flüchtlinge stammen laut UNHCR mittlerweile aus Syrien, mehr als drei Millionen Menschen. Das sind 23 Prozent aller Flüchtlinge unter UNHCR-Mandat.

2,7 Mio. Flüchtlinge aus Afghanistan

In den vergangenen 30 Jahren stellten demnach stets Flüchtlinge aus Afghanistan die größte Gruppe dar. Die vier Millionen palästinensischen Flüchtlinge in Nahost stehen unter dem Mandat des speziell für sie zuständigen UNO-Hilfswerks UNRWA.

Zahl der Flüchtlinge steigt weltweit rasant
Die Zahl afghanischer Flüchtlinge bezifferte das UNHCR auf 2,7 Millionen. Es folgen Somalia mit 1,1 Millionen, der Sudan mit 670.000, der Südsudan mit 509.000, die Demokratische Republik Kongo (493.000), Myanmar (480.000) und der Irak (426.000). Der Libanon und Jordanien nahmen den Angaben zufolge im Verhältnis zu ihrer Bevölkerung die meisten Flüchtlinge auf. So entspricht die Flüchtlingspopulation im Libanon 25,7 Prozent der Gesamtbevölkerung.

In absoluten Zahlen nahm Pakistan die meisten Flüchtlinge auf (1,6 Millionen). Danach folgen der Libanon (1,1 Millionen), Iran (982.000), die Türkei (824.000), Jordanien (737.000), Äthiopien (588.000), Kenia (537.000) und der Tschad (455.000). Österreich nahm laut UNHCR 55.598 Flüchtlinge auf.

Anstieg auch bei Asylanträgen

Einen deutlichen Anstieg verbuchte das UNHCR auch bei den Asylanträgen, die im ersten Halbjahr 2014 um 18 Prozent auf 558.600 stiegen. Mit Abstand die meisten Anträge weltweit verbuchte dabei Deutschland, wo 67.400 Menschen um Asyl ansuchten. Es folgen die USA (47.500), Frankreich (29.900), Schweden (28.400), die Türkei (27.800), Italien (24.500) und Russland (17.900). Das UNHCR führt in seinem Bericht auch neun Österreicher als Flüchtlinge, dazu kommen zehn Asylanträge durch Österreicher.

Ein Wintersturm mit heftigem Schneefall hat die syrischen Flüchtlinge im Libanon in eine schwierige Lage gebracht. Die Situation der Menschen sei "sehr dramatisch", sagte der Sprecher des Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Beirut, Ron Redmond, am Mittwoch. Vor allem die Bekaa-Hochebene im Nordosten des Landes sei hart getroffen worden, wo 400.000 Flüchtlinge leben.

"Wir befürchten, dass das schlimmste noch kommt", sagte Redmond. Der Wintersturm "Zina" fegt seit Dienstag mit Regen und Schnee über den Libanon. In der Hauptstadt Beirut musste zeitweilig der Flugverkehr ausgesetzt werden, wie die Zeitung "Daily Star" meldete. Schnee blockiere viele Straßen in höher gelegenen Regionen. In der Bekaa-Ebene an der Grenze zu Syrien liegen rund 35 Zentimeter Schnee.

Redmond zufolge hat das UNHCR große Probleme, die Flüchtlinge zu erreichen. Allerdings sei ein Großteil der Menschen seit Oktober mit Winterdecken, Öfen und Gutscheinen für Öl und Lebensmittel versorgt worden.

Im Libanon leben laut Redmond rund 1,1 Millionen Flüchtlinge aus Syrien. Ihre Versorgung dort ist besonders schwierig, da es in dem Land keine offiziellen Flüchtlingslager gibt. Deswegen leben die Menschen über das Land verstreut.

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