Weltkriegsbombe in Thessaloniki: Evakuierung

.
Bis zu 70.000 Menschen müssen vorübergehend ihre Häuser verlassen. Entschärfung soll am frühen Nachmittag erfolgen.

In Griechenland hat die Entdeckung einer nicht explodierten Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg Aufregung und eine Riesen-Evakuierungsaktion ausgelöst. Über 70.000 Menschen mussten am Wochenende stundenlang ihre Häuser und Wohnungen in dichtbewohnten Stadtteilen im Westen der Hafenstadt Thessaloniki verlassen. Es war die größte Evakuierungsaktion des Landes in Friedenszeiten, teilten die Behörden mit.

Die Entschärfungsaktion war erfolgreich. "Aufatmen! Der Zünder der Bombe ist entfernt", sagte ein Sprecher der Polizei am Sonntag schließlich. Eine Sondereinheit des Heeres hatte die schwierige Aktion um die Mittagszeit beendet. Die Einwohner sollten am späten Nachmittag in ihre Häuser zurückkehren. Die entschärfte Bombe musste nämlich durch dicht bewohntes Gebiet in ein sicheres Lager außerhalb der Stadt zur endgültigen Neutralisierung gebracht werden.

Weltkriegsbombe in Thessaloniki: Evakuierung
Refugees from a Softex camp board a bus according to an evacuation plan, ahead of an operation to defuse a World War II bomb in Kordelio, a suburb of Thessaloniki, on February 12, 2017. Greek authorities on February 11 began evacuating some 70,000 people. The bomb, containing nearly 250 kilograms (550 pounds) of explosives, was unearthed in the northern city during road works last week and is due to be defused on Sunday. / AFP PHOTO / SAKIS MITROLIDIS

Sprengstoff neben einer Tankstelle

Viel ungünstiger hätte die 153-Kilogramm-Sprengstoffbombe nicht fallen können: Sie lag in etwa fünf Meter Tiefe, neben einer Tankstelle. Rundum Hunderte Hochhäuser mit Tausenden Wohnungen. In gefährlicher Nähe Treibstoffdepots und ein Güter- und Rangierbahnhof der Eisenbahn.

Sofort wurde die Tankstelle abgeriegelt und ein umfangreicher Evakuierungsplan ausgearbeitet. Die Griechen reagierten gelassen. "Wir haben zwar so was noch nie erlebt, aber wir werden das machen, was die Behörden sagen", sagten immer wieder Einwohner im griechischen Fernsehen. So dachten aber wohl nicht alle Griechen. Reporter vor Ort sagten im Fernsehen, sie schätzten, dass rund 30 Prozent der Menschen, die ihre Häuser verlassen sollten, geblieben seien. "Wir werden die Menschen nicht an den Haaren packen und sie zwingen wegzugehen", hatte der Gouverneur der Region gesagt. "Wer bleibt, tut es auf eigene Verantwortung", hieß es.

Weltkriegsbombe in Thessaloniki: Evakuierung
Police have cordoned off a road according to an evacuation plan, ahead of an operation to defuse a World War II bomb in Kordelio, a suburb of Thessaloniki, on February 12, 2017. Greek authorities on February 11 began evacuating some 70,000 people. The bomb, containing nearly 250 kilograms (550 pounds) of explosives, was unearthed in the northern city during road works last week and is due to be defused on Sunday. / AFP PHOTO / SAKIS MITROLIDIS

Gespenstische Atmosphäre

Die Evakuierung verlief ohne Probleme. Hilfsbedürftige Menschen wurden bereits am Samstag abgeholt. Mit Dutzenden Bussen wurden ärmere Menschen in Sporthallen in sicheren Stadtteilen gebracht. Viele nahmen ihre Eltern mit und fuhren mit ihren Autos in ihre Ferienhäuser oder zu Verwandten in den östlichen Stadtteilen. "Wir haben was Tolles gekocht und gehen zu Verwandten im Norden der Stadt", sagte etwa eine Frau im Fernsehen.

In den betroffenen Stadtteilen herrschte während der Entschärfungsaktion eine gespenstische Atmosphäre. Die an den Abenden sonst überfüllten Cafes und Tavernen blieben geschlossen. "Hier und da ein streunender Hund", berichteten Reporter, die in der Gefahrenzone geblieben waren.

Woher stammte aber die Bombe? In Griechenland hatte es während des Zweiten Weltkriegs keine flächendeckenden Bombardements von Städten gegeben. Historiker von Thessaloniki erinnerten jedoch an ein Bombardement des Hafens Ende 1943 durch die Briten. Thessaloniki war damals von Hitlers Wehrmacht besetzt und der Hafen wichtig für militärischen Nachschub. Wegen schlechter Sicht seien damals mehrere Bomben statt auf die Hafenanlagen auf bewohntes Gebiet abgeworfen worden. Damals sollen rund 500 Menschen ums Leben gekommen sein, sagten Historiker und Augenzeugen. Andere Augenzeugen erinnerten sich an ein Bombardement der Alliierten im September 1944.

Kommentare