Die Königsmacherin heißt Letizia

Felipe VI. und Letizia: Gemeinsam sind sie ein starkes Paar, das sich bestens ergänzt. 66 Prozent der Spanier sehen Felipe positiv, sie schätzen seine Bescheidenheit und sein „normales“ Leben.
"El Preparado", der bestens vorbereitete Felipe, übernimmt ein Land in der Krise.
Die Königsmacherin heißt Letizia
Spanish journalist Letizia Ortiz Rocasolano presents the news on Spanish state television in this September 11, 2000 file picture. Ortiz Rocasolano will marry Spanish heir to the throne Crown Prince Felipe, culminating years of gossip and speculation about the love life of the tall and handsome prince. The pair will marry in a ceremony next summer at Madrid's cathedral. REUTERS/TVE
Eine geschiedene Bürgerliche ist die neue Königin vonSpanien. Die Fernsehjournalistin Letizia Ortiz, Tochter einer Krankenschwester, Enkelin eines Taxifahrers, eine ehrgeizige, gebildete und eigenwillige Aufsteigerin aus der Mittelschicht, soll das Ansehen der Monarchie wieder herstellen. Felipes größter Trumpf ist seine Frau, sagen viele Spanier.

Nicht, weil sie so beliebt wäre – Felipe und seine Mutter Sofia werden mehr bewundert – sondern weil sie bodenständig geblieben ist. Weil sie Sorgen hat, wie andere Menschen auch. Ihre Schwester hat sich umgebracht, ihre Eltern sind zerstritten wie die Schwiegereltern, ihr Cousin versuchte aus einem peinlichen Enthüllungsbuch Kapital zu schlagen.

Die Königsmacherin heißt Letizia
epa00196521 Spanihs Crown Prince Felipe of Borbon and his bride Spanish Letizia Ortiz Rocasolano during the ceremony of their weeding at La Almudena Cathedral, Saturday 22 May 2004, in Madrid. EPA/MANUEL H DE LEON
Auch nach zehn Ehejahren wirken Letizia und Felipe VI. verliebt. Sie absolvieren ein dichtes Programm, arbeiten also wirklich viel und agieren professionell und engagiert. Letizia hat nebenbei Englisch gelernt und "kann bei Begegnungen und Konferenzen intelligent zur Sache reden", lobt sie der Spanien-Korrespondent der FAZ.

Der 46-jährige Felipe wird oft "El Preparado" genannt. Der gut Vorbereitete. Er hat in Madrid und in den USA studiert, war beim Militär und ist im Gegensatz zu seinem Vater Juan Carlos kein Lebemann. Letizia scheint ihn ideal zu ergänzen, denn während Juan Carlos nie mit einem Buch gesehen wurde oder freiwillig ein Museum besucht hätte, so der spanische Schriftsteller Andrés Trapiello, ist der Sohn belesen und bestens informiert über die Probleme in seinem Land.

Ihre dynastischen Pflichten hat die bald 42-jährige Letizia erfüllt. Die achtjährige Leonor ist jetzt die jüngste Kronprinzessin Europas. Ihre Schwester, die Infantin Sofia ist sieben Jahre alt.

Die Königsmacherin heißt Letizia
epa03993153 A handout picture made available by the Spanish Royal House, 16 December 2013, shows the traditional Christmas card in which Spanish Crown Prince Felipe (2-L), his wife, Letizia (R), and their daughters Sofia (L) and Leonor (2-R) pose next to the painting of Velazquez 'Princess Margarita'. The card reads 'Happy Christmas! Our best wishes full of encouragement and hope for the New Year 2014.' EPA/SPANISH ROYAL HOUSE / HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES
Das Leben bei Hof fiel der Journalistin am Anfang nicht leicht und wurde ihr auch nicht leicht gemacht, sagte ein Palastangestellter der Zeitung El Mundo. Letizia mangle es aber nicht an Widerstandskraft und Charakter, fügte er bewundernd hinzu und nennt als Beispiel die Kleidung der Kinder. Die spanische Etikette verlangt, dass die beiden Töchter gleich gekleidet sind. Letizia aber will, dass ihre Kinder eine eigene Persönlichkeit entwickeln und sich verschieden anziehen dürfen.

Auch in der Krise, die Spanien seit sechs Jahren in seinen Grundfesten erschüttert, weil das Vertrauen in Regierung und Königshaus wegen ständiger Enthüllungen über Korruptionsskandale verschwunden ist, fanden Felipe und Letizia die richtigen Worte. Die Journalistin weiß genau, was ankommt und was nicht. Felipe sagte im Krisenjahr 2012: "Die gegenwärtige Wirtschaftskrise verlangt, ernsthaft darüber nachzudenken, wie Werte wieder zur Geltung gebracht werden können, die in jüngster Zeit verloren gegangen sind." Als Beispiele nannte er Großzügigkeit, Integrität, Fleiß und Höchstleistung.

Der Kontakt zu Felipes Schwester, der Infantin Cristina, wurde aus diesem Grund von Letizia auf Eis gelegt. Cristina hat "aus Liebe" zu ihrem Mann Iñaki Urdangarin alles unterschrieben und geriet selbst unter Korruptionsverdacht. Dem ehemaligen Handballer Urdangarin droht wegen Unterschlagung öffentlicher Gelder eine Haftstrafe.

Letizia verzeiht auch nicht, dass die Elefantenjagd des alten Königs den Ruf der Bourbonen arg geschädigt hat.

Ein Sprecher des Hofes gab unlängst zu, dass es in der Partnerschaft von Felipe und Letizia schon manchmal kracht oder, feiner formuliert, "Höhen und Tiefen" geben kann, wenn es wieder Ärger mit der Verwandtschaft gibt. Nur eine ist unantastbar: Felipes Mutter, Königin Sofia – sie hat Letizia offenbar schon längst ins Herz geschlossen.

Pompöse Feierlichkeiten gibt es nicht. An der Proklamation von Felipe zum König von Spanien nehmen weder Staatschefs anderer Länder noch Mitglieder anderer Königshäuser teil – im Plenarsaal des Parlaments ist einfach nicht genug Platz. Und auch Felipes Vater Juan Carlos bleibt der Zeremonie fern, damit der neue König ganz im Mittelpunkt steht.

Um 9.30 Uhr übergibt Juan Carlos im Zarzuela-Palast in Madrid an seinen Sohn. Hier überreicht er diesem auch die Insignien des Armeechefs: Er legt Felipe die Schärpe des Oberbefehlshabers der Streitkräfte um. De facto ist Felipe zu diesem Zeitpunkt bereits König, denn Juan Carlos unterzeichnete gestern, Mittwoch, um 18 Uhr die Abdankungsurkunde. 160 Gäste wohnten der feierlichen Zeremonie im Säulensaal des Palastes bei. Das Gesetz trat um Mitternacht in Kraft.

Am Krönungstag, Donnerstag, findet dann um 10 Uhr die Thronwechsel-Zeremonie im Kongress statt. Im Madrider Parlamentsgebäude leistet Felipe vor den Abgeordneten den Eid, seinem Vaterland zu dienen. Hier hält der neue König auch seine erste Grundsatzrede.

Ab 12 Uhr wird eine Militärparade abgehalten; um 13 Uhr fahren Felipe und Letizia vom Parlament zum alten Königspalast, wo sie sich um 13.30 Uhr auf dem Balkon zeigen und den Bürgern zuwinken. Juan Carlos und Sofia werden auf dem Balkon dabei sein – allerdings nicht beim anschließenden Staatsempfang des neuen Königs, zu dem 2000 Gäste kommen.

Die Kinder von Felipe und Letizia, die achtjährige Leonor und die siebenjährige Sofia, sind im Gegensatz zu ihrem Großvater anwesend, wenn Felipe im Parlament zum König proklamiert wird. Bisher hatten die Eltern darauf geachtet, die Mädchen weitgehend aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Jetzt wird Leonor Kronprinzessin – die jüngste Europas. Sie erhält den Titel "Prinzessin von Asturien".

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