Russland setzte Kopfgeld auf Attentäter aus

Russland setzte Kopfgeld auf Attentäter aus
Laut russischem Geheimdienst war der Absturz der Passagiermaschine Folge eines Anschlages.

Es ist von westlichen Regierungen befürchtet worden, nun gibt Moskau bekannt: Die schwerste Katastrophe in der Geschichte der russischen Luftfahrt war dem Geheimdienst zufolge ein Terrorakt. In Kairo wird Gegenteiliges laut: Es gebe keinen Beweis für eine Bombe. Nach dem Einstufen als Terroranschlag hat Russland ein Kopfgeld von 50 Millionen Dollar (47 Millionen Euro) auf die Täter ausgesetzt. Die Belohnung werde ausgezahlt für Hinweise, die zum Ergreifen der "Terroristen" führe, teilte der Inlandsgeheimdienst FSB in Moskau mit.

Der Absturz der russischen Passagiermaschine über Ägypten ist nach Erkenntnissen des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB von einer Bombe an Bord verursacht worden. Es handle sich eindeutig um einen Terrorakt, sagte FSB-Chef Alexander Bortnikow bei einer Sitzung mit Präsident Wladimir Putin in Moskau.

Ägypten widerspricht Geheimdienst

Dagegen hieß es bei der von Ägypten geführte Untersuchungskommission, es gebe bisher keine Beweise für eine Bombe an Bord. "Bislang hat das Komitee noch keinen Beweis gefunden, der die Theorie bestätigt, dass das Flugzeug wegen eines Terroranschlags explodierte", sagte eine Quelle aus dem Luftfahrtministerium einer Presse-Agentur am Dienstag. Russische Ermittler hätten zwar Sandproben am Absturzort genommen und die Leichen geborgen, aber Kairo nicht über ihre Rückschlüsse informiert, beschwerte sich der Beamte. "Wir warten auf Klärung der russischen Behörden und eine Prüfung der Beweise, die sie gefunden haben."

Putin ordnete am Dienstag verstärkte Luftangriffe in Syrien an. "Die Verbrecher sollen verstehen, dass Vergeltung unvermeidlich ist. Ich bitte das Verteidigungsministerium und den Generalstab, entsprechende Vorschläge auszuarbeiten", sagte Putin. Russland werde sein Recht auf Selbstverteidigung laut UN-Charta in Anspruch nehmen.

IS übernimmt Verantwortung

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte nach dem Absturz am 31. Oktober in einem nicht zu verifizierenden Video die Verantwortung dafür übernommen. Bei der schwersten Katastrophe in der russischen Luftfahrtgeschichte waren alle 224 Menschen an Bord getötet worden. Russland hatte danach die Flugverbindungen mit Ägypten eingestellt.

Die selbst gebaute Bombe habe eine Sprengkraft von bis zu einem Kilogramm TNT besessen, sagte Bortnikow der am Dienstag vom Kreml veröffentlichten Gesprächsmitschrift zufolge. Russische Agenturen hatten den FSB-Chef zunächst mit den Worten zitiert, die Bombe habe eine Sprengkraft von bis zu 1,5 Kilogramm TNT gehabt.

Bortnikow zufolge wurden an den Trümmern und an Gepäckstücken des Airbus A321 Spuren von Sprengstoff ausländischer Produktion festgestellt. Das Flugzeug voller Urlauber auf dem Weg vom Badeort Sharm el-Sheikh nach St. Petersburg sei in der Luft zerbrochen. Dies erkläre die breite Streuung der Trümmer der Maschine des russischen Unternehmens Kolavia auf der Sinai-Halbinsel.

Luftangriff in Syrien

Die Regierungen der USA und Großbritanniens waren bereits kurz nach dem Absturz von einer Bombe an Bord ausgegangen. Russland fliegt als enger Verbündeter von Syriens Präsident Bashar al-Assad seit Ende September Luftangriffe auf IS-Stellungen - und nach Einschätzung westlicher Länder auch auf gemäßigte Rebellen.

Ägypten hat sich zu den Ermittlungen nach dem Absturz am 31. Oktober bisher bedeckt gehalten. Der Chef des internationalen Ermittlerteams hatte aber von einem ungewöhnlichen Geräusch berichtet, dass "in der letzten aufgenommenen Sekunde des Flugschreibers gehört" worden sei. Eine Bombe sei nicht ausgeschlossen. An den Ermittlungen sind 58 Experten aus Ägypten, Russland, Deutschland, Frankreich und Irland beteiligt.

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