Tore für Priesterinnen zu, kein Urteil über Schwule
Die Kirche denkt in Jahrhunderten, heißt es. Dennoch setzten viele reformhungrige Katholiken große Hoffnungen in den neuen Papst. Er trat an, um die Kurie zu erneuern und im Vatikan aufzuräumen. Doch für Frauen, die das Priesteramt anstreben, wird sich unter seiner Ägide nichts ändern: Er wünsche sich zwar mehr weibliches Führungspersonal, etwa in der Administration, sagte Papst Franziskus am Montag. Doch die Priesterweihe bleibt für Frauen auch künftig tabu. „Die Kirche hat gesprochen und sie hat nein gesagt ... diese Türe ist geschlossen“, sagte Franziskus.
Der 76-Jährige äußerte sich erstmals zur Frage weiblicher Priester. Auf dem Rückflug aus Brasilien stand er Reportern Rede und Antwort, die den redseligen Pontifex nur allzu gern auf die heißen Eisen der Kirche ansprachen. Franziskus vertritt gegen die Forderungen nach Priesterinnen nicht nur die Linie des Vatikan, sondern auch die seines Jesuitenordens. Schon bei seiner Gründung war die Aufnahme von Frauen verboten.
In einer anderen Angelegenheit hingegen vollzog Papst Franziskus eine Abkehr von der traditionellen Haltung der Kirche. Er reichte erstmals homosexuellen Priestern die Hand: „Wenn jemand schwul ist, den Herrn sucht und guten Willen hat, wer bin ich, darüber zu richten?“, so der 76-Jährige. Homosexuelle sollten mit Würde behandelt werden, inmitten der Gesellschaft.
Angesprochen auf einen seiner Vertrauten, der kürzlich wegen angeblicher homosexueller Affären in die Schlagzeilen geraten war, sagte Franziskus, dass diese Gerüchte nicht bestätigt wurden. Doch wenn jemand sündige und beichte, vergebe Gott nicht nur, er vergesse auch. „Wir haben nicht das Recht, nicht zu vergessen.
“Sein Vorgänger, Benedikt XVI., verfolgte noch eine andere Politik: Im Jahr 2005 unterschrieb der abgetretene Papst ein Dokument, das besagte, Männer mit homosexuellen Neigungen sollten kein Kirchenamt ausüben. Franziskus widerspricht indirekt: Für ihn sind die Neigungen nicht sündhaft, entsprechende Handlungen dagegen schon. So wetterte er noch als Kardinal stark gegen die Einführung der Homo-Ehe in seiner Heimat Argentinien. Und auch auf dem Heiligen Stuhl setzte er sich gegen die Heirat Homosexueller ein, indem er etwa in Frankreich mahnte, „Moden und Ideen des Augenblicks“ nicht zu folgen.
Das Problem, so Franziskus, sei nicht die Orientierung, sondern das „Lobbying über diese Orientierung“. Damit sprach er selbst die sagenumwobene „Schwulen-Lobby“ im Vatikan an, deren Existenz er selbst einmal eingeräumt haben soll. Wie dieses Netzwerk beschaffen ist, das will auch er nicht wissen. „Ich habe noch niemanden im Vatikan gesehen, der einen Ausweis dabei hatte, wo darauf steht, dass er schwul ist.“
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