Papst Franziskus erlaubt Priestern, Abtreibung zu vergeben
Papst Franziskus setzt einen weiteren Akzent in seiner Amtszeit: Der Vatikan erlaubt römisch-katholischen Priestern dauerhaft, Abtreibungen zu vergeben. Priester hätten künftig das Recht, Frauen von der "Sünde der Abtreibung" loszusprechen, schrieb das Kirchenoberhaupt am Montag in einem Apostolischen Schreiben mit dem Titel "Misericordia et miseria", das zum Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit veröffentlicht wurde.
Die auf das Heilige Jahr begrenzte Regelung zur Vergebung der Abtreibung durch Priester statt wie bisher nur durch Bischöfe bzw. spezielle Beichtväter wird damit ausgeweitet. Das Kirchenrecht soll dementsprechend geändert werden. Franziskus betonte zwar, die Abtreibung sei "eine schwere Sünde, da sie einem unschuldigen Leben ein Ende setzt". Jedoch gebe es keine Sünde, die durch die Barmherzigkeit Gottes nicht erreicht und vernichtet werden könne. Eigentlich sieht die katholische Kirche die Exkommunikation jener vor, die eine Abtreibung vorgenommen haben - also nicht nur der Frau selbst, sondern auch des Abtreibungsarztes und des Partners, wenn dieser die Frau zur Abtreibung gedrängt hat.
Franziskus geht auf Pius-Brüder zu
Der Papst befasst sich in dem Schreiben auch mit der umstrittenen, erzkonservativen Pius-Bruderschaft, der unter anderem Antisemitismus vorgeworfen wird. Den Gläubigen erlaubt der Papst künftig, bei Priestern der schismatisch orientierten Pius-Bruderschaft zu beichten - "im Vertrauen auf den guten Willen ihrer Priester, dass mit der Hilfe Gottes die volle Gemeinschaft in der katholischen Kirche wiedererlangt werden kann".
"Welttag für die Armen"
Im Apostolischen Schreiben kündigte Franziskus auch die Einführung eines "Welttages für die Armen" an. Dieser Tag werde am 33. Sonntag im Jahreskreis gefeiert, so der Papst. Arme sollten "den respektvollen und aufmerksamen Blick" ihrer Mitmenschen auf sich spüren, hieß es im Schreiben. "Wir sind aufgerufen, eine Kultur der Barmherzigkeit wachsen zu lassen, die darauf gründet, die Begegnung mit den anderen wiederzuentdecken", schrieb der Papst.
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