Das gerechteste Land Mitteleuropas

Das gerechteste Land Mitteleuropas
Deutsche Studie: Österreich ist Spitze – und auch weltweit auf Platz fünf der Industrieländer.

Detailliert wie nie hat nun ein deutsches wissenschaftliches Institut versucht, die Gerechtigkeit in den Gesellschaften der Industrieländer zu definieren und zu reihen. Das Ergebnis entspricht weitgehend einfacheren früheren Studien, etwa einer der linksliberalen Bertelsmann-Stiftung aus 2010. Danach liegt Deutschland auf dem achten Platz der „gerechtesten Länder“, Österreich sogar auf dem fünften. Beide haben sich zuletzt noch verbessert.

Das Arbeitgeber-nahe Institut der Deutschen Wirtschaft Köln hat dazu sechs Aspekte bis 2000 zurück untersucht: Die „Bedarfsgerechtigkeit“ zeigt, wie gleich oder ungleich materielle Grundbedürfnisse gedeckt sind, die „Chancengerechtigkeit“ misst die Aufstiegschancen, die „Leistungsgerechtigkeit“, die Anerkennung von Eigenleistung, die materiellen Folgen davon als „Einkommens- oder Verteilungsgerechtigkeit“, die „Regelgerechtigkeit“ , die Gleichheit vor dem Gesetz und schließlich die „Generationengerechtigkeit“. Daraus wurde das Gesamt- Ranking innerhalb der 28 OECD-Länder erstellt.

Grundlage waren 33 Indizes aus internationalen und nationalen Statistiken. Dazu kamen dann noch – etwa beim Thema Leistungsgerechtigkeit – repräsentative Befragungen, zum Beispiel von der Weltbank und dem „Eurobarometer“.

Vollbeschäftigung hilft

Das gerechteste Land Mitteleuropas
Größter Schwachpunkt der Studie ist das geringe Gewicht von Vermögensstatistiken. Die sind laut Verfasser Prof. Domink Enste „dafür nicht genug vergleichbar“. Die nationale Vermögensverteilung hat er nur indirekt, unter anderem mit dem von der UN benutzten „Gini“-Koeffizienten eingerechnet.

Danach ist seit 2000 fast überall die Gesamtgerechtigkeit größer geworden, auch in Österreich. Für Deutschland erklärt Enste das vor allem mit der Wirkung der Reform-„Agenda 2010“ des SPD-Kanzlers Gerhard Schröder, die entgegen der Propaganda von links über die Aktivierung des Arbeitsmarkts Nicht-Ausgebildeten mehr Chancen und Wohlstand gebracht habe.

Dass Österreich nun das gerechteste Land in Mitteleuropa ist, sei in dieser Klarheit überraschend, so Enste zum KURIER. Das habe unter anderem damit zu tun, dass es die zweitniedrigste Jugendarbeitslosigkeit (nach der Schweiz) und relativ wenig Schwarzarbeit habe sowie beim Gini-Koeffizienten, also der Vermögensverteilung, relativ gut abschneide.

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