Münchener Amokläufer beschimpft: Ermittlungen eingestellt

Amokschütze auf dem Dach, als das Video entstand.
Der Mann war wegen Beleidigung und fahrlässiger Tötung angezeigt worden.

Die Ermittlungen gegen einen Mann in Deutschland, der den Münchner Amokläufer von seinem Balkon aus beschimpft hatte, sind eingestellt worden. Die Staatsanwaltschaft München I bestätigte am Freitag entsprechende Medienberichte. Der Mann war wegen Beleidigung und fahrlässiger Tötung angezeigt worden.

Am 22. Juli hatte ein 18-Jähriger neun Menschen und anschließend sich selbst erschossen. Die Anzeige sei davon ausgegangen, "dass der Angezeigte durch seine Ansprache an den Täter ihn zu der Tat angestachelt haben könnte", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Allerdings fand die Auseinandersetzung, bei der sich der Amokläufer auf dem Dach eines Parkhauses befand, erst nach der Bluttat statt. Ein Video von der Beschimpfung ging um die Welt:

Baggerfahrer Thomas Salbey (57), brüllte den Amok-Schützen an und beschimpfte ihn. Gefilmt wurde das Wortgefecht von Mersad (20).

Bild am Sonntag und Welt am Sonntag hatten die beiden, die in einem Wohnhaus direkt gegenüber des Parkdecks wohnen, ausfindig gemacht und mit ihnen gesprochen. "Ich habe sogar versucht, ihn mit der Bierflasche zu treffen", erzählte Salbey der Welt am Sonntag. "Aber sie ist da vorne an der Überführung zum Parkdeck zersplittert."

Auf dem Video, gefilmt offenbar aus dem vierten Stock des benachbarten Wohnhauses, ist also der Amok-Schütze zu sehen. Erst ist er etwas versteckt, dann läuft er auf dem Parkdeck umher. "Arschloch" und "Wichser" brüllt Salbey - er wohnt eine Etage höher - immer und immer wieder hinüber, meist in bayerischem Tonfall. "Was machst'n für'n Scheiß?" Und: "Du gehörst in die Psychiatrie." Zudem versucht er offenbar Passanten zu warnen. "Der hat eine Schusswaffe", ruft er. "Der hat seine Waffe geladen."

Und der 18-Jährige Amok-Schütze? Der lässt sich auf den Streit ein, brüllt zurück. "Wegen euch wurde ich gemobbt", ruft er. Nicht alle Wörter sind verständlich. "Und jetzt muss ich 'ne Waffe kaufen." Und dann brüllt er zu Salbey hinüber: "Ich bin Deutscher." Er sei "hier geboren" worden, "in einer Hartz-IV-Gegend", er sei in "Behandlung" gewesen. Irgendwann versucht er, Salbey zum Schweigen zu bringen: "Kein Wort mehr. Halten Sie die Schnauze, Mann." Dann fallen Schüsse, offenbar in Richtung des Wohnhauses, man hört Schreie.

Mersad, der das Video aufgenommen hat, erzählte in der Welt am Sonntag, er habe gewusst, dass Freunde von ihm zu dem Zeitpunkt im Olympia-Einkaufszentrum gewesen seien. "Ich wollte sie vor dem Typen warnen, deshalb habe ich den Clip weitergeschickt", sagt er. "Dass das dann um die ganze Welt geht, konnte ich ja nicht ahnen."

Täter soll Schießübungen absolviert haben

Der Focus berichtete unterdessen unter Berufung auf Ermittlerkreise, der Amokläufer habe gemeinsam mit seinem Vater Schießübungen absolviert. Das Waffentraining soll im Dezember 2015 während eines Iran-Urlaubs stattgefunden haben. Die Staatsanwaltschaft wollte den Bericht aber weder bestätigen noch dementieren.

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