"Liebesnest der Republik“ Hollandes Verhängnis

Die geheime Wohnung wurde angeblich schon von Jacques Chirac für Affären benützt.

Endlich macht der Präsident etwas für uns kleine Kaufleute“, witzelt der Zeitungsverkäufer im Pariser Viertel Pelleport. Grinsend verweist der Mann auf den riesigen Stapel des Klatschblatts Closer: „Die Kunden reißen sich um die Illustrierte.“ Closer hatte am Freitag erstmals die Liebesstory zwischen dem 59-jährigen Francois Hollande und der um 18 Jahre jüngeren Schauspielerin Julie Gayet enthüllt.

Seither ringt nicht nur der Staatschef, der am Dienstag eine von langer Hand geplante Mega-Pressekonferenz abhalten wird, um Fassung. Nachdem am Sonntag bekannt wurde, dass die offizielle Lebensgefährtin von Hollande, Valerie Trierweiler, 48, die über ein Büro im Präsidentenpalais verfügt, nach einem Nervenzusammenbruch in einem Spital liegt, sind die üblichen Barrieren zwischen Politik und Privatleben kaum haltbar.

Popularitätstief

Laut Umfrage stimmten zwar noch am Wochenende 77 Prozent der Franzosen der Aussage zu, es handle sich um eine „private Affäre“. 84 Prozent erklärten, dadurch hätte sich ihre Einstellung zu Hollande „nicht geändert“. Was einen Meinungsforscher zu der zynischen Bemerkung verleitete: „Das hat keine Auswirkung, weil Hollande bereits am Popularitätstiefpunkt angelangt ist.“

In Wirklichkeit stehen natürlich viele Franzosen, die sich über die Affäre in politischer Hinsicht erhaben zeigen, im Bann der aufregenden Details. So behaupten Pressequellen, dass die Wohnung, in der Hollande und Gayet gemeinsame Nächte verbrachten, schon in der Vergangenheit den Präsidenten, darunter Jacques Chirac, als „Liebesnest der Republik“, so der Parisien, diente.

Chirac, heute 81 und leicht dement, büßt inzwischen für seine chronischen Eskapaden. Seine Frau, die rüstige Adelige Bernadette de Courcel, 80, lässt ihn kaum mehr aus der Wohnung und spöttelte: „Jetzt geht Madame aus und Monsieur bleibt zu Hause.“ Auch sein sozialistischer Vorgänger, Francois Mitterrand, unterhielt etliche außereheliche Beziehungen, darunter eine Art Parallel-Ehe. So ließ der linke Präsident seine zweite Quasigattin und deren gemeinsame Tochter auf Staatskosten unterbringen und versorgen. Um einen scheinbar ehetreuen Präsidenten zu finden, müssen die Franzosen schon auf General De Gaulle zurückgreifen, der seine besonders bieder wirkende Frau „Tante Yvonne“ nannte.

Allerdings wurden die Seitensprünge der Vorgänger von Hollande, obwohl in der Pariser Politszene stadtbekannt, nie zu deren Amtszeiten publik gemacht.

Patscherter Monarch

Der Vorwurf an Hollande: Er sei zu patschert an die Sache herangegangen. Dass er sich nur mit einem Vollvisierhelm gerüstet, spätnachts auf den Hintersitz eines Motorrollers schwang und von einem Leibwächter, ganz ohne sonstigem Begleitschutz zu seiner Geliebten fahren ließ, widerspricht der Vorstellung von einem erhabenen Staatsmonarchen.

Andere wollen von dieser Affäre auf eine generelle Unglaubwürdigkeit des Staatschefs schließen. Immerhin hatte Hollande vor seinem Amtsantritt Valerie Trierweiler als „die Frau meines Lebens“ präsentiert. Dabei fällt jetzt wieder ins Gewicht, dass Hollande weder Trierweiler heiratete noch seine vormalige Gefährtin, die SP-Politikerin Ségolène Royal. Mit ihr lebte er 30 Jahre lang und hatte vier Kinder. Aus Eifersucht auf Royal zettelte Trierweiler 2012 einen Politstreit an.

Einiges deutet daraufhin, dass Hollande bereits damals eine Affäre mit Julie Gayet hatte. Gayet war in der Wahlkampagne für Hollande aufgetreten. Er hatte sie wiederum bei Dreharbeiten für ihre Spielfilme besucht. Hollande dürfte noch vor seinem Amtsantritt die Fortführung dieses privaten Doppellebens ins Auge gefasst haben: So zog er im Voraus Erkundungen ein über die Möglichkeiten, den Elysée unauffällig zu verlassen. Auf Druck ihres jeweiligen Umkreises dürfte das Liebespaar versucht haben, ihre Beziehung zu beenden. Beide wollten aber schließlich der Versuchung doch nicht widerstehen.

Mafiaverbindung

Hollande droht jetzt, von der Gerüchte-Lawine überrollt zu werden: So behauptet Parisien, dass die Wohnung, in der sich Hollande und Gayet trafen, ausgerechnet von der früheren Lebensgefährtin eines Mafioso gemietet wurde. Dieser war im Mai auf Korsika im Zuge einer Unterweltsfehde erschossen worden.

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