Laut Interpol 50 IS-Terroristen in Italien gelandet

Tunesier Anis Amri lenkte 2016 einen Lkw in Berlin in die Menschenmenge.
Alarm in Europa. Angeblich wollen die Tunesier, die wahrscheinlich in Camps trainiert wurden, Anschläge verüben.

Stimmt der Bericht der britischen Zeitung The Guardian, dann könnte es in Europa demnächst wieder zu einem verheerenden Anschlag mit islamistischem Hintergrund kommen. Denn angeblich hat Interpol eine Liste von 50 Personen erstellt, die kürzlich über das Mittelmeer nach Italien gekommen sind. Die Mission der Männer, allesamt tunesische Kämpfer der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS): Attacken auf die "Ungläubigen" in europäischen Städten.

Auf der Liste, die dem Guardian angeblich vorliegt, seien auch konkrete Namen und Geburtsdaten vermerkt. Vier der Verdächtigen seien europäischen Geheimdienst bereits vorher bekannt gewesen, schreibt das Blatt. Einer dieses Quartetts könnte bereits die Grenze zu Frankreich überquert haben.

In Fischerbooten auf Sizilien gelandet

Die mehreren Dutzend IS-Dschihadisten sollen zwischen Juli und Oktober 2017 auf Sizilien gelandet sein. Und zwar in Fischerbooten oder anderen kleinen Kähnen. Anders als bei den Migranten, die von Libyen aus mit weit gehend seeuntauglichen Schiffen und unerfahrenen Skippern ablegen, soll es sich bei den aus Tunesien Startenden anders verhalten: Deren Boote seien in exzellentem Zustand und würden von erfahrenden Seeleuten gesteuert.

Lokale italienische Stellen sprechen von so genannten "Geister-Anlandungen". Diese passierten vorwiegend während der Nacht, und die Menschen tauchten anschließend unter. Alleine seit Juli 2017 seien so mehr als 3000 Tunesier nach Italien gekommen.

Ganz Europa informiert

Interpol habe, so die britische Zeitung, die Liste jedenfalls am 29. November des Vorjahres dem italienischen Innenministerium übermittelt. Das dortige Amt soll die brisanten Informationen dann an alle Anti-Terror-Behörden in ganz Europa weitergeleitet haben.

Tunesien ist einer jener Staaten, aus dem die meisten Dschihadisten stammen, die für den IS in Syrien und dem Irak ins Feld zogen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass rund 5500 Männer aus dem nordafrikanischen Land, in dem die Umbrüche in der arabischen Welt ihren Ausgang genommen hatten, für die Terrormiliz IS kämpften und dies teilweise immer noch tun. Allerdings, so wird in vielen Staatskanzleien befürchtet, dürften sich viele Dschihadisten, die zuvor in speziellen Camps für Anschläge ausgebildet worden waren, abgesetzt und Richtung Europa auf den Weg gemacht haben – zumal das IS-"Kalifat" in Syrien und im Irak, zumindest territorial, weit gehend zerschlagen ist.

Blutbad eines Tunesiers

In Erinnerungen ist in diesem Zusammenhang der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin. Im Dezember 2016 lenkte der Tunesier Anis Amri einen Lkw in die Menschenmenge, zwölf Besucher starben, weitere 56 wurden verletzt. Fünf Jahre zuvor war der spätere Attentäter per Boot illegal von seiner Heimat auf der italienischen Insel Lampedusa gelandet. Nach diversen Delikten verbrachte er mehrere Monate in Gefängnissen, wo es sich radikalisierte.

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