31 Tote bei Waldbränden: "Wie nach Bombenangriff"

Verbrennenden Weinreben im Napa Valley
In Kalifornien wüten weiter schwere Brände. Die Ursachen sind unklar, befeuern aber die Debatte über den Klimawandel

„Wir sind weit davon entfernt, dass es zu Ende ist“, sagt Ken Pimlott, Direktor von CalFire, jener Organisation, die seit Tagen versucht, die verheerenden Brände im Westen der USA unter Kontrolle zu bringen: Mindestens 31 Menschen sind dabei bisher gestorben; und die Zahl wird, so befürchtet man, noch weiter steigen. Mehrere Hundert Menschen sind als vermisst gemeldet. Viele Gebiete sind ohne Strom und Telefonnetz, was das Auffinden von Angehörigen schwierig macht.

Seit dem Ausbruch der Brände in der Nacht zum Montag kämpfen Tausende Feuerwehrleute gegen die Flammen in der Weinanbauregion nördlich von San Francisco an. Nach Schätzungen wurden mehr als 3500 Häuser zerstört; die Areael sehen aus „wie nach einem Bombenangriff“, sagt Joe Nielsen dem San Francisco Chronicle. Er ist einer von Dutzenden Weinbauern aus Napa Valley, dem wohl berühmtesten Anbaugebiet Kaliforniens, wo die schlimmsten Feuer wüten.

Asche und Knochen

31 Tote bei Waldbränden: "Wie nach Bombenangriff"
In this aerial view, a burned neighborhood is seen in Santa Rosa, California on October 12, 2017. Hundreds of people are still missing in massive wildfires which have swept through California killing at least 26 people and damaging thousands of homes, businesses and other buildings. / AFP PHOTO / JOSH EDELSON
Derzeit ist die Polizei mit Spürhunden in den ausgebrannten Vierteln unterwegs, denn die Identifizierung der Leichen sei schwierig, so Polizeichef Rob Giordano. „Wir finden Leichen, die fast unversehrt sind, von anderen Leichen sind nur noch Asche und Knochen übrig“. Es sei „unrealistisch“ zu hoffen, dass nicht noch mehr Opfer gefunden werden, erklärte Giordano.

Das Inferno forderte damit schon mehr Menschenleben als das verheerende Feuer von 1991 in den Hügeln der Stadt Oakland, bei dem mehr als 2800 Häuser abbrannten. 25 Menschen kamen damals ums Leben. Der Sachschaden des „Oakland Hills“-Feuers wurde auf zwei Milliarden Dollar beziffert.

Mehrere zehntausend Menschen sind zudem auf der Flucht, „sie überfahren rote Ampeln, es gibt Chaos“, sagt Ron Dodds, ein Bewohner der am stärksten betroffenen Region, dem regionalen Sender KTVU. „Es war wie im Armageddon.“ In der Region hätte jetzt eigentlich die Weinernte beginnen sollen, viele Touristen halten sich darum dort auf. Stattdessen gelten nun in manchen Städten Ausgangssperren, weil man Angst vor Plünderungen hat, und man hat den Ausnahmezustand ausgerufen: „Die Hitze, die geringe Luftfeuchtigkeit und die starken Winde machen es schlimmer“, so Gouverneur Jerry Brown.

Die Klima-Frage

31 Tote bei Waldbränden: "Wie nach Bombenangriff"
NAPA, CA -OCTOBER 11: A construction site American flag hangs partly melted among houses in Soda Canyon that were destroyed by the Atlas Fire on October 11, 2017 near Napa, California. In one of the worst wildfires in state history, more than 2,000 homes have burned and at least 21 people were killed as more than 14 wildfires continue to spread with little containment in eight Northern California counties. David McNew/Getty Images/AFP ++ KEINE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGS-BEILAGEN! NUR REDAKTIONELLE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGEN, TAGESAKTUELLER TV-BERICHTERSTATTUNG (AKTUELLER DIENST) UND DIGITALEN AUSSPIELKAN€LEN (WEBSITES/APPS) IM UMFANG DER NUTZUNGSVEREINBARUNG. S€MTLICHE ANDERE NUTZUNGEN SIND NICHT GESTATTET.++
Er hat bereits am Dienstag auch um Hilfe aus Washington gebeten, denn die Katastrophe könne nicht allein mit Mitteln des Bundesstaates bewältigt werden, so der Demokrat Brown in seinem Fünf-Seiten-Brief an Präsident Trump. Leicht hat er es nicht in Washington: Kalifornien ist wegen seiner Alleingänge gegen Trumps Immigrations-Ideen im Weißen Haus nicht gut angeschrieben.

Auch die Stimmen, die auf einen Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und den Bränden hinweisen, wird man dort nicht gerne hören. Davon gibt es allerdings nicht zu wenige: Derzeit wird noch gerätselt, ob die Feuer durch Brandstiftung, Funkenflug von Stromleitungen oder etwas anderes ausgelöst wurden - ein Grund sei aber jedenfalls der extrem heiße Sommer dieses Jahr gewesen, so Experten. Belegen lässt sich das auch im Rückblick: Seit den 1970ern hat sich die Zahl der Waldbrände im Westen versiebenfacht; die Universität Madison schätzt, dass die Hälfte aller Waldbrände in den vergangenen 30 Jahren durch wärmere Temperaturen, dürre Böden und vertrocknete Pflanzen entstanden sind.

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