Hochwasser: Mitteleuropa im Ausnahmezustand
Land unter auch in Deutschland und in Tschechien: Nach tagelangem Dauerregen hat sich die Lage in den Hochwassergebieten von Österreichs Nachbarn weiter verschärft. Der Höhepunkt wurde noch lange nicht erreicht. Die Wetterberichte sagten von Sachsen bis zu den Bayerischen Alpen weiteren Regen und auch Gewitterstürme voraus. In Tschechien kamen fünf Menschen ums Leben.
Deutschland
In immer mehr Landkreisen in Deutschland lösten die Behörden Katastrophenalarm aus: Zehntausende Männer und Frauen von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk sowie freiwillige Helfer versuchten die anschwellenden Flüsse mit Sandsäcken einzudämmen, Menschen aus ihren Häusern zu retten und Strom- und Trinkwasserversorgung zu sichern. Kanzlerin Angela Merkel will sich am Dienstag in der Hochwasserzone ein Bild machen.
Besonders betroffen sind das südliche Sachsen, die Donau mit ihren Nebenflüssen sowie Oberbayern. In Passau erreichte die Donau einen Pegel-Höchststand von über zwölf Metern - mittlerweile kann die Stadt auch nicht mehr die Sicherheit des Trinkwassers garantieren und hat deshalb die Versorgung mit Wasser eingestellt. Bei der Bewältigung der Schäden werde der Freistaat auch auf die Hilfe des Bundes und der EU angewiesen sein, erklärte die Münchner Landesregierung. Noch ist das Ausmaß allerdings nicht zu beziffern. Beim Jahrhunderthochwasser 2002 in Ostdeutschland beliefen sich die Schäden sich auf rund 13 Milliarden Euro.
Bildergalerie: Flut in Mitteleuropa
Wegen andauernden Starkregens rechneten die Helfer auch in Thüringen mit einer weiteren Verschärfung der Lage im Erzgebirge und im Vogtland. Dadurch werde das Hochwasser in den Flussgebieten der Weißen Elster, der Mulden und der Oberelbe noch weiter steigen. Im Landkreis Leipzig wurden mehrere Deiche aufgegeben, die Helfer konzentrierten sich auf die Rettung von Menschen. Sie erwarteten in der Region noch höhere Wasserstände als bei der Flut vor elf Jahren. Im August 2002 war vor allem die Stadt Grimma betroffen, deren Zentrum seit Sonntag komplett abgeriegelt ist.
In der Hochwasserzone selbst mussten einzelne Betriebe sogar die Produktion stoppen: Der Abfüllanlagenbauer Krones ließ sie in den Werken Rosenheim und Raubling ruhen, weil die Beschäftigten nicht zur Arbeit kamen. Auch das VW-Werk in Zwickau wurde lahmgelegt. Die Versicherer erklärten, das Ausmaß der Schäden sei noch nicht abzuschätzen.
Tschechien
Tschechien kämpfte ebenfalls gegen das schlimmste Hochwasser seit mehr als zehn Jahren: Dort kamen fünf Menschen ums Leben. Helfer brachten fast 2.700 Menschen vor den Wassermassen in Sicherheit, die auch die Prager Altstadt bedrohten. In der Innenstadt stellte die U-Bahn zum ersten Mal seit 2002 den Betrieb ein.
Die über die Ufer getretene Moldau hat in Prag auch einen Teil des Zoos der tschechischen Hauptstadt unter Wasser gesetzt. Er wurde evakuiert. Die Gorillas befinden sich vorläufig in einem hochwassersicheren Turm und werden per Boot mit Futter versorgt.
Der Prager Tiergarten war beim Jahrhunderthochwasser vor elf Jahren schwerst in Mitleidenschaft gezogen worden, damals kamen zahlreiche Tiere um. Zoodirektor Miroslav Bobek befürchtete, dass der Sachschaden nun ebenso hoch ausfallen könnte.
Polen
Von Hochwasser ist auch der Südwesten Polens betroffen. Vor allem in Niederschlesien waren zahlreiche Oder-Zuflüsse und die Lausitzer Neisse über die Ufer getreten. Mehrere Landstraßen waren am Montag unpassierbar.
Slowakei
In Bratislava erreichte die Donau in der Früh die erste Hochwasserstufe. Vorsorglich wurden in einigen Teilen der Stadt bereits erste mobile Dämme errichtet, am Vormittag sperrte die Polizei erste niedriggelegene Uferteile und Straßen auf der rechten Donauseite. In Devin bei Bratislava, wo die March ebenfalls die erste Hochwasserstufe erreicht hat, wurde der Alarmzustand ausgerufen. Einige Straßen und Radwege standen schon unter Wasser, auch hier wurden Schutzdämme aufgestellt. Slowakische Hydrologen befürchten, dass die Donau ihren Höchststand von 2002 überschreiten könnte. Die dritte und somit höchste Hochwasserstufe könnte der Strom am Dienstag oder Mittwoch erreichen.
In Österreich hatte sich der Schwerpunkt des Hochwassers im Laufe des Montags langsam Richtung Osten Österreichs verlagert. Mehr dazu lesen Sie hier.
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