USA

Harvey in Texas: Schon sieben Todesopfer

Evakuierung in Houston
Trump reist heute nach Houston. Die Schäden könnten bis zu 20 Milliarden Dollar ausmachen.

Kurz vor seinem Besuch in den Katastrophengebieten von Texas hat US-Präsident Donald Trump die Bewohner auf einen langen und schwierigen Wiederaufbau nach Hurrikan "Harvey" eingestimmt. Im Moment habe die Rettung von Menschenleben Vorrang, sagte Trump am Montag vor Journalisten in Washington. "Alle mir untergeordneten Ressourcen stehen den Behörden vor Ort zur Verfügung."

Der Wiederaufbau werde "sehr teuer", sagte Trump. Deswegen stehe er mit dem Kongress in Kontakt. Es werde auf Bundesebene schnelle Reaktionen geben.

Trump reist nach Houston

Trump reist am Dienstag nach Texas, wo im Großraum Houston nach heftigen Regenfällen große Gebiete unter Wasser stehen. Der Höhepunkt der Wassermassen wird Meteorologen zufolge erst in den kommenden Tagen erreicht. Wegen "Harvey" sind bisher mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. Die Behörden rechnen mit weiteren Opfern.

Harvey in Texas: Schon sieben Todesopfer

HOUSTON, TX - AUGUST 28: People are rescued from a flooded neighborhood after it was inundated with rain water, remnants of Hurricane Harvey, on August 28, 2017 in Houston, Texas. Harvey, which made landfall north of Corpus Christi late Friday evening, is expected to dump upwards to 40 inches of rain in areas of Texas over the next couple of days. Scott Olson/Getty Images/AFP ++ KEINE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGS-BEILAGEN! NUR REDAKTIONELLE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGEN, TAGESAKTUELLER TV-BERICHTERSTATTUNG (AKTUELLER DIENST) UND DIGITALEN AUSSPIELKAN€LEN (WEBSITES/APPS) IM UMFANG DER NUTZUNGSVEREINBARUNG. S€MTLICHE ANDERE NUTZUNGEN SIND NICHT GESTATTET.++
Harvey in Texas: Schon sieben Todesopfer

HOUSTON, TX - AUGUST 28: People make their way out of a flooded neighborhood after it was inundated with rain water, remnants of Hurricane Harvey, on August 28, 2017 in Houston, Texas. Harvey, which made landfall north of Corpus Christi late Friday evening, is expected to dump upwards to 40 inches of rain in areas of Texas over the next couple of days. Scott Olson/Getty Images/AFP ++ KEINE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGS-BEILAGEN! NUR REDAKTIONELLE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGEN, TAGESAKTUELLER TV-BERICHTERSTATTUNG (AKTUELLER DIENST) UND DIGITALEN AUSSPIELKAN€LEN (WEBSITES/APPS) IM UMFANG DER NUTZUNGSVEREINBARUNG. S€MTLICHE ANDERE NUTZUNGEN SIND NICHT GESTATTET.++
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HOUSTON, TX - AUGUST 28: A man waves down a rescue crew as he tries to leave the area after it was inundated with flooding from Hurricane Harvey on August 28, 2017 in Houston, Texas. Harvey, which made landfall north of Corpus Christi late Friday evening, is expected to dump upwards to 40 inches of rain in Texas over the next couple of days. Joe Raedle/Getty Images/AFP ++ KEINE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGS-BEILAGEN! NUR REDAKTIONELLE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGEN, TAGESAKTUELLER TV-BERICHTERSTATTUNG (AKTUELLER DIENST) UND DIGITALEN AUSSPIELKAN€LEN (WEBSITES/APPS) IM UMFANG DER NUTZUNGSVEREINBARUNG. S€MTLICHE ANDERE NUTZUNGEN SIND NICHT GESTATTET.++
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A woman holds a girl as her family arrives to high ground by boat due to floods caused by Tropical Storm Harvey along Tidwell Road in east Houston, Texas, U.S. August 28, 2017. REUTERS/Adrees Latif
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REFILE - CLARIFYING LOCATION Residents wade through flood waters from Tropical Storm Harvey in Beaumont Place, Houston, Texas, U.S., on August 28, 2017. REUTERS/Jonathan Bachman
Harvey in Texas: Schon sieben Todesopfer

People view the flooded highways in Houston on August 27, 2017 as the city battles with tropical storm Harvey and resulting floods. Massive flooding unleashed by deadly monster storm Harvey left Houston -- the fourth-largest city in the United States -- increasingly isolated Sunday as its airports and highways shut down and residents fled homes waist-deep in water. / AFP PHOTO / Thomas B. Shea
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TOPSHOT - A lies abandoned after heavy damage when Hurricane Harvey hit Rockport, Texas on August 26, 2017. Hurricane Harvey slammed into the Texas coast late Friday, unleashing torrents of rain and packing powerful winds, the first major storm to hit the US mainland in 12 years. / AFP PHOTO / MARK RALSTON
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ROCKPORT, TX - AUGUST 26: An airplane is seen flipped on its roof at the Aransas County Airport after Hurricane Harvey passed through on August 26, 2017 in Rockport, Texas. Harvey made landfall shortly after 11 p.m. Friday, just north of Port Aransas as a Category 4 storm and is being reported as the strongest hurricane to hit the United States since Wilma in 2005. Forecasts call for as much as 30 inches of rain to fall in the next few days Joe Raedle/Getty Images/AFP ++ KEINE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGS-BEILAGEN! NUR REDAKTIONELLE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGEN, TAGESAKTUELLER TV-BERICHTERSTATTUNG (AKTUELLER DIENST) UND DIGITALEN AUSSPIELKAN€LEN (WEBSITES/APPS) IM UMFANG DER NUTZUNGSVEREINBARUNG. S€MTLICHE ANDERE NUTZUNGEN SIND NICHT GESTATTET.++

Alligatorenpark vor Überflutung

Wegen der heftigen Regenfälle durch Tropensturm "Harvey" steht eine Alligatorenfarm im Südosten des US-Bundestaates Texas Medienberichten zufolge kurz davor, überflutet zu werden. In der Folge könnten 350 Reptilien aus ihren Einzäunungen geschwemmt und in die Freiheit gespült werden.

"Wir sind weniger als einen Fuß davon entfernt, dass das Wasser über die Zäune steigt", sagte der Gründer des Alligatorenparks, Gary Saurage, dem Sender KFDM am Montag (Ortszeit). Die gefährlichsten Tiere, darunter Giftschlangen, Krokodile und zwei rund vier Meter lange Alligatoren, seien eingefangen und in Käfige gesperrt worden, sagte Saurage. Insgesamt leben auf der Farm mehr als 450 Reptilien. Die meisten der Tiere wurden zuvor ausgesetzt und in Gärten, Teichen oder Swimmingpools von Privatleuten gefunden.

Louisiana bereitet sich vor

Während Texas mit den Verwüstungen und Überschwemmungen durch Tropensturm "Harvey" kämpft, bereitet sich auch der östlich gelegene Nachbarstaat Louisiana auf verheerende Fluten vor. In New Orleans sollten Schulen und Behörden am Dienstag geschlossen bleiben, wie die Verwaltung der größten Stadt des US-Bundesstaats am Montag (Ortszeit) anordnete. Bürgermeister Mitch Landrieu empfahl den Bewohnern, ihr Haus nicht zu verlassen. Er riet ihnen, Essen, Trinken und Medikamente für mindestens drei Tage vorrätig zu haben.

US-Präsident Donald Trump hatte am Montag den Ausnahmezustand für Louisiana ausgerufen. Meteorologen rechnen damit, dass "Harvey" am Dienstag leicht ostwärts wandern und damit auch Teile des Bundesstaats erreichen wird. Dort hatte es schon in den vergangenen Tagen heftig geregnet.

Harvey und Trumps Mauer

Der Kongress kommt nächste Woche aus den Sommerferien zurück. Finanzhilfen für die Überschwemmungsopfer in Texas und auch im Bundesstaat Louisiana verschärfen die Haushaltslage weiter. In den USA muss die Schuldenobergrenze im Herbst angehoben werden, sonst droht eine Art Zwangsschließung der staatlichen Behörden. Dies würde Trump nach eigenen Angaben auch in Kauf nehmen, sollte der Kongress nicht wie von ihm gefordert finanzielle Mittel für den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko bewilligen. Auf die Frage, ob Trump wegen "Harvey" seine Drohung überdenke, sagte der Präsident: "Das hat damit nichts zu tun."

Heftigster Sturm seit 1961

"Harvey" ist mit Windgeschwindigkeiten von über 200 Kilometern in der Stunde der heftigste Sturm in Texas seit 1961. Mindestens 2000 Menschen wurden in den vergangenen Tagen von der Polizei und Rettungskräften in Sicherheit gebracht, oft wurden sie per Hubschrauber von Dächern gerettet. In den gefluteten Häusern sitzen wahrscheinlich noch zahlreiche weitere Personen fest.

Bis zu 20 Milliarden Dollar Schaden

Die US-Großbank JP Morgan schätzt die versicherten Schäden durch "Harvey" auf 10 bis 20 Mrd. Dollar (16,9 Mrd. Euro). Dies seien die Berechnungen nach dem bisherigen Stand. Damit könnte "Harvey" zu einem der teuersten zehn Wirbelstürme der US-Geschichte werden. Allerdings wäre er für die Versicherer nicht so kostenträchtig wie Hurrikan "Katrina", der 2005 New Orleans verwüstet hatte und die Branche 75 Mrd. Dollar kostete.

Experten warnen vor erhöhten Gesundheitsrisiken

Die verunreinigten Hochwasserfluten erhöhen laut Gesundheitsexperten die Risiken bakterieller Infektionen und von Moskitos übertragener Krankheiten. "Wir sprechen hier von Hunderten verschiedenen Typen von Bakterien und Viren", sagte Ranit Mishori von der medizinischen Fakultät der US-Universität Georgetown. Robert Glatter, Notarzt am New Yorker Lenox-Hill-Krankenhaus, warnte besonders vor dem erhöhten Risiko, an Cholera zu erkranken: "Die Ausbreitung von Cholera ist eine der schwerwiegendsten Gefahren nach jeder Naturkatastrophe, aber besonders nach Überflutungen infolge eines Hurrikans." Cholera-Bakterien werden durch verunreinigtes Trinkwasser und Essen übertragen und lösen starken Durchfall aus.

Glatter warnte zudem vor der Zunahme von Viruserkrankungen wie dem West-Nil-Fieber oder Zika. Diese würden von Mücken übertragen, die sich in den stehenden Gewässern ansiedelten.

Mishori erinnerte auch an die Langzeitfolgen des Hurrikans Katrina, der im Jahr 2005 im US-Bundesstaat Louisiana gewütet hatte. "Eines der Vermächtnisse von Katrina war der Schimmel, von dem Schulen und andere Gebäude über eine lange Zeit hinweg befallen waren", sagte sie. Zudem hätten Studien erwiesen, dass ein Jahr nach derartigen Katastrophen auch die Zahl von Herzinfarkten und Schlaganfällen massiv steige.

Verwüstungen durch Hurrikan "Harvey"

Es regnete und regnete, die Wasserpegel stiegen immer weiter. Leichen trieben durch die Straßen. Menschen saßen auf Häuserdächern fest und schrien um Hilfe. "Katrina" war ein Jahrhundertsturm, der 2005 am Golf von Mexiko etwa 1.800 Menschen in den Tod riss.

Die Bilder des Sturms und seiner verheerenden Auswirkungen haben sich fest in das kollektive Gedächtnis der Amerikaner eingebrannt. Die Reaktion des damaligen Präsidenten George W. Bush ebenso. Der Republikaner machte gerade Urlaub auf seiner Ranch, als der Sturm am 29. August in der Früh auf Land traf. Er kehrte erst zwei Tage später nach Washington zurück, sah aber davon ab, sofort in das Katastrophengebiet zu reisen. Das wurde ihm als schwerer Fehltritt angelastet, sein Image als Krisenmanager war dahin.

Trump scheint Bushs Fehler um jeden Preis vermeiden zu wollen. Der Präsident tritt in diesen Tagen, in denen der Tropensturm "Harvey" in Texas wütet und schon mehrere Menschen das Leben gekostet hat, sehr entschlossen auf. Immer wieder ließ er sich am Wochenende von seinen Mitarbeitern über die Lage informieren. Er telefonierte, er twitterte. Ein ums andere Mal lobte er die Arbeit der Rettungskräfte. Mehrmals wandte er sich an die Menschen in Texas, sprach ihnen Mut zu.

Bilder: Flutkatastrophe im Süden der USA

Am Dienstagmittag (Ortszeit) wurde Trump in Texas erwartet, wo er sich vor Ort ein Bild von der Lage machen wollte. Von einem Besuch in den besonders heftig getroffenen Gegenden wollte er dabei aber absehen, um die Rettungsarbeiten nicht unnötig zu stören.

Denn "Harvey" wütet weiter. Das volle Ausmaß des verheerenden Sturms ist noch unklar. Es regnet weiter, die Hochwasserpegel steigen immer höher. Mancherorts stehen die Häuser bis zum Dach unter Wasser, Straßen gleichen Kanälen. Besonders betroffen ist die Millionenmetropole Houston, in deren Großraum insgesamt 6,5 Millionen Menschen leben.

Harvey in Texas: Schon sieben Todesopfer
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Für Trump ist es die erste große nationale Krise in seiner rund siebenmonatigen Amtszeit als Präsident. Der SenderCNN sprach von einem Test für seine Regierung. DieNew York Times meinte, das Weiße Haus sei sich über die Risiken bewusst, die ein falscher Umgang mit der Naturkatastrophe berge. Der Präsident wirke dabei regelrecht gefesselt von den Ausmaßen des Sturms. "Harvey" habe ihm neue Energie verliehen, darauf deuteten seine öffentlichen Äußerungen hin, schrieb die Zeitung.

Trump ließ in den vergangenen Tagen keine Gelegenheit aus, den Sturm als "historisch" zu beschreiben, als "episch". Er schien regelrecht fasziniert von dessen Größe. "Wow", twitterte er am Sonntag, "Experten nennen 'Harvey' nun eine Flut, die einmal in 500 Jahren vorkommt." Wenig später legte er noch einmal nach und schrieb, sogar Fachleute hätten so etwas noch nie gesehen.

Die Wassermassen in Texas, sie bieten dem Präsidenten die Chance, sein miserables Image aufzupolieren. Es ist eine Gelegenheit, sich als zupackender Macher zu präsentieren. Als Krisenmanager.

Trump hat verheerende Wochen hinter sich. Seine Umfragewerte bröckeln, die Zeit rinnt ihm durch die Finger. Für seine Reaktion auf die gewalttätigen Zusammenstöße bei einer Rassisten-Demo in der Stadt Charlottesville ist der 71-Jährige scharf kritisiert worden. Er hatte die Gewalt, bei der eine Frau von einem mutmaßlichen Rechtsextremen mit einem Auto getötet worden war, "vielen Seiten" zugesprochen. Das galt vielen als Verharmlosung. In einem Moment, in dem sich die Spaltung der Gesellschaft noch weiter vertiefte, trat Trump nicht als Versöhner auf. Mit der Begnadigung des umstrittenen Ex-Sheriffs Joe Arpaio goss er später weiter Öl ins Feuer.

"Wir leiden gemeinsam, wir ringen gemeinsam, und glaubt mir, wir stehen das gemeinsam durch. Wir sind eine Familie"

Nun, da die Menschen in Texas mit den Fluten kämpfen, beschwört Trump das Gemeinschaftsgefühl der Amerikaner. "Wir leiden gemeinsam, wir ringen gemeinsam, und glaubt mir, wir stehen das gemeinsam durch. Wir sind eine Familie", erklärte er am Montag auf einer Pressekonferenz. "Wir werden gestärkt daraus hervorgehen und glaubt mir, wir werden größer, besser, stärker sein als jemals zuvor."

Harvey in Texas: Schon sieben Todesopfer
Donald Trump

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