Google-Boss: „China ist eine Bedrohung“

epa03519121 Chinese people use computers in an internet bar in Beijing, China, 28 December 2012. China on 28 December adopted a regulation requiring the nation's 500 million internet users to register their real names, the latest move from the ruling Communist Party to control online activity. EPA/HOW HWEE YOUNG
Eric Schmidt sieht im Reich der Mitte die „gefährlichste Weltmacht“.

250.000 Nutzer des Online-Kurznachrichtendienstes Twitter scheiterten in den vergangenen Tagen beim Versuch, sich mit ihrem Passwort einzuloggen. Sie waren Ziel eines Cyberangriffes geworden. „Das war nicht das Werk von Amateuren“, sagte Twitter-Sicherheitschef Bob Lord, wollte sich aber über den Ursprung der massiven Attacke nicht äußern.

Deutlicher waren da schon die drei großen US-Medien New York Times, Wall Street Journal und Washington Post. Sie alle waren, wie schon wiederholt in der Vergangenheit, auch zuletzt wieder Opfer groß angelegter Hackerangriffe geworden. Zigtausende Zugangsdaten und Passwörter wurden geknackt, interne Unterlagen gelöscht oder kopiert. Hinter den Angriffen vermuten alle drei Medien – China. Nicht zuletzt deshalb, so wird spekuliert, weil die Tageszeitungen aufsehenerregende Berichte über die Verstrickungen allerhöchster chinesischer Politiker in Korruption und die Anhäufung gewaltiger Vermögen veröffentlicht hatten.

Mitten in die Empörung über die massiv steigenden Cyberangriffe aus dem Reich der Mitte stößt nun auch Google-Verwaltungsratsvorsitzender Eric Schmidt. In einem Zeitalter der staatlich geführten Cyberkriege, das schon längst begonnen habe, sei „China die gefährlichste und mächtigste Supermacht“, schreibt Schmidt in seinem neuen Buch. Denn im Gegensatz zum Westen sei Peking hemmungs- und rücksichtslos bereit, sich Vorteile durch Attacken und Spionage aus dem Netz zu verschaffen.

Gesetze verbieten es

Peking weist die Anschuldigungen stets zurück. Die Gesetze, so die offizielle Erklärung, verbieten Cyberangriffe. Im Gegenteil sei das Land und einige seiner Institutionen immer wieder selbst Ziel von feindlichen Cyberangriffen. Doch Washington hat längst reagiert. Die US-Streitkräfte haben ihr Personal für das Cyber Command auf rund 5000 Personen mehr als verfünffacht. Diese sollen mehrheitlich die sensible amerikanische Infrastruktur und die Systeme der eigenen Streitkräfte schützen, aber auch Cyberangriffe auf Gegner planen und ausführen.

Bei der Abwehr gab es allerdings arge Lücken: Sowohl Weißes Haus als auch CIA und das US-Außenministerium wurden bereits einmal gehackt. Immer wurde als Angreifer China vermutet.

Rüstungskonzern

Besonders peinlich: Auch der Sicherheitsspezialist RSA, der besonders geschützte Computernetzwerke herstellt, wurde 2011 gehackt. Mit diesen bei RSA gestohlenen Codes sollen anschließend die digitalen Einbrüche bei den Rüstungskonzernen Lockheed Martin und Northrop Grumman gelungen sein.

Als erwiesen gilt, dass China nicht nur von seinen Ministerien aus Angriffe startet. Private, gut bezahlte Hacker werden beauftragt, im Sinne Pekings zu spionieren. Wenn diese dann auf eigene Faust kleinere Attacken gegen ausländische Regierungen ausführen, hat dies doppelte Vorteile: China weist offiziell jede staatliche Verantwortung zurück. Zudem muss Peking weniger fürchten, selbst Ziel der subversiven Aktivitäten seiner hochbegabten IT-Spezialisten zu werden.

Neben China und USA zählt auch Russland zu den aktivsten Staaten in der Cybersphäre. 2007 wurde Estland, ein Jahr später Georgien wahrscheinlich von einem mafiosen russischen Netzwerk angegriffen. Doch „eine enge Verquickung mit den außenpolitischen Interessen Russlands dürfte es gegeben haben“, vermutet Alexander Klimburg, Cyberexperte am Österreichischen Institut für Internationale Politik.

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