Diese Frau drillt sich zum Erfolg
Auch sie fühlt sich manchmal schuldig, wenn ihre kleine Tochter sie anfleht, nicht ins Flugzeug zu steigen und auf einer Dienstreise zu verschwinden. Aber wenn sich eine Frau für eine Karriere entscheidet, dann müsse sie mit solchen Situationen zurechtkommen. Ausreden gibt es nicht.
Die 43-jährige Facebook-Managerin Sheryl Sandberg, die knallharte Checkerin hinter Marc Zuckerberg, gibt in ihrem neuen Buch „Lean in: Women, Work an the Will to lead“ (Frauen und der Wille zum Erfolg) Karrieretipps, die jenseits von Teilzeit und Rücksichtnahme sind. Die Tipps erinnern an chinesische Tigermütter, die ihre Kinder zum Erfolg drillen. Nur diesmal drillt sich Frau selbst.
Einziger Beziehungstipp: „Sucht euch einen Mann, der ein echter Partner ist. Und behaltet den Fuß auf dem Gaspedal. Niemand kriegt das schicke Eckbüro, wenn er sich bei Besprechungen nicht mit an den Tisch setzt. Und niemand kriegt die Beförderung, wenn er nicht selbst an sich glaubt.“
In einer Rezension des Wall Street Journal wird Sandbergs Buch, das demnächst auf Deutsch erscheint, zwar als „eindrucksvoll“ gewürdigt, aber als Ratgeber sei es für die allermeisten Frauen schlichtweg ungeeignet. Für Frauen, die eben nicht wie Sandberg aus privilegierten Familien stammen, in Harvard Wirtschaft studieren konnten und dabei von Starökonom Larry Summers entdeckt wurden. Summers nahm die junge Frau zur Weltbank mit und ernannte sie zu seiner Stabschefin, als er Finanzminister in Washington unter Bill Clinton wurde. Da war sie noch keine 30. Später zog es sie ins Silicon Valley zu einem kleinen Start-up namens Google. Als sie das Gefühl hatte, dass ihre Karriere stockte, kam das Angebot eines gewissen Mark Zuckerberg. Der suchte für sein Start-up Facebook eine erfahrene Managerin, die sich um das Tagesgeschäft kümmern sollte. Sandberg griff zu. Da war sie noch nicht 40 und zeigte, wie schnell aus einer Idee ein Milliardengeschäft werden kann.
Sandberg findet, dass Frauen zu viel „zögern, zaudern und sich wundern“, wenn ihnen ein Mann vor die Nase gesetzt wird. Frauen dürfen nicht hinter ihren männlichen Kollegen zurückstecken, nur weil sie mit dem Gedanken spielen, irgendwann vielleicht einmal Kinder zu haben. „Verabschiedet euch nicht, ehe ihr euch wirklich verabschiedet“, appelliert sie. In ihrem Buch verschweigt sie aber nicht, wie schwer das ist, wie hart es in den Chefetagen zugeht und dass man manchmal heulend im Büro sitzt. Dass es für Frauen immer noch schwerer ist, sich zwischen Privatem und Beruflichem zu entscheiden, hält sie für ein gravierendes Problem.
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