Europol sucht flüchtige Schwerverbrecher per Adventkalender

Tibor Foco
Der Linzer Tibor Foco ziert das erste Fenster des Europol-Adventskalender "Eu Most Wanted".

„Es ist die schönste Zeit des Jahres, um die meistgesuchten Verbrecher einzusperren. Helfen Sie uns, Europa sicherer zu machen“: Was sich die Europol-Fahnder heuer vom Christkind wünschen, ist klar – gefasste Schwerverbrecher. Im Europol-Adventkalender versteckt sich seit gestern hinter jedem Fenster einer der Gesuchten. Den Anfang machte ein prominenter mutmaßlicher Mörder aus Österreich: Tibor Foco.


Glockenklang, Schneeflocken. Das erste Türchen öffnet sich. Dahinter eine Weihnachtskugel – die sich auf den zweiten Blick als Handschelle entpuppt. Darin das Gesicht des mutmaßlichen Mörders. Seit 21 Jahren ist der Linzer auf der Flucht. Er soll 1986 eine Prostituierte erschossen haben.


Foco wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Doch das Urteil wurde aufgehoben und das Verfahren neu aufgenommen.


Täglich wird ein neuer Schwerverbrecher im Europol-Adventkalender vorgestellt. Darunter Mörder, Räuber oder Drogenhändler. „23 Länder machen beim Adventkalender mit. Jedes Land sucht sich einen ,Most Wanted‘ aus, den wir im Adventkalender veröffentlichen“, sagt Europol-Sprecher Gerald Hesztera. Hinter dem letzten Kasterl am 24., das wünschen sich die Ermittler, soll dann eine erfreuliche Nachricht stehen: Eine (hoffentlich erfolgreiche) Bilanz dieser Aktion. „Die Suche nach den Verbrechern soll dadurch noch einmal verstärkt werden. Wir hoffen auf zahlreiche Hinweise.“


Die internationale Fahndung habe sich bewährt. Aktuell werden mehr als 70 Personen auf der Europol-Seite gesucht. Seit Jahresbeginn konnten 19 gesuchte Verbrecher von der Seite verhaftet werden. „Wir bekommen sehr viele Rückmeldungen“, sagt Europol-Sprecher Hesztera.


Warum die Österreicher ausgerechnet Foco für den Adventkalender ausgesucht haben, ist klar: Der Stachel sitzt tief. Foco, der Jus studierte, rannte 1995 seinen Aufpassern, zwei Justizwachebeamten, einfach in der Uni davon. Seither gilt er bei österreichischen Ermittlern als „Most Wanted“. „Weil es sich um einen besonders wichtigen und spektakulären Fahndungsfall handelt“, sagt Vincenz Kriegs-Au, Sprecher des Bundeskriminalamtes.


Mehrmals gab es Hinweise auf Foco. In Ungarn, Frankreich und Italien. Auf einer deutschen Raststation hätte er einst seine Eltern treffen wollen – nur knapp sei er entwischt.


Disziplin

Ob Foco noch lebt? Wenn ja, hat er am 18. April seinen 60. Geburtstag gefeiert. „Es ist nicht so einfach, unterzutauchen“, sagt ORF-Journalist Peter Resetarits, der Foco bei einer Gefängnis-Reportage kennenlernte. „Aber wenn es jemand schafft, dann er.“ Foco sei hoch intelligent und wahnsinnig diszipliniert gewesen. Und er wollte seine Unschuld beweisen: „Er hat die ganz Zeit geweint und mir ständig erzählt, er sei unschuldig.“


Für Hinweise, die zur Festnahme von Foco führen, ist eine Belohnung von 2900 Euro ausgesetzt.


Übrigens: Österreich hat nur zwei gesuchte Verbrecher als „Most Wanted“ eingestuft. Neben Foco wird auch der Kosovare Hime Lufaj als solcher geführt. Er soll 2009 bei einer Kontrolle in einem Park in Wien einen Polizisten mit dem Messer lebensgefährlich verletzt haben.

Europol sucht flüchtige Schwerverbrecher per Adventkalender
Europol Adventkalender

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