Ein Verbrechen und viele Propagandalügen

Das Bild, das die Erinnerung an Dresdens Zerstörung prägt: Blick vom Rathaus auf die Altstadt.
Bombenangriffe auf Dresden. Vor 70 Jahren wurde die Stadt zerstört, bis heute sorgt das für Konflikte.

Der Einsturz der völlig ausgebrannten Frauenkirche am 15. Februar 1945 gilt als der Schlusspunkt des dreitägigen Infernos, das Dresden in diesen letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs erlebte. Am Freitag, zum 70. Jahrestag, stand Bundespräsident Joachim Gauck in dem neu aufgebauten barocken Meisterwerk. Gemeinsam mit rund 100 Überlebenden der Bombennächte versuchte man beim "Treffen der Generationen" noch einmal eine kritische Auseinandersetzung mit den Ereignissen.

Denn die sollten noch Jahrzehnte später umstritten sein und für heftige Konflikte nicht nur unter Experten sorgen. Anlass für die Stadt, im Jahr 2004 eine Historikerkommission mit der Aufarbeitung des Bombardements durch die britische und amerikanische Luftwaffe und dessen katastrophalen Folgen für die Stadt und ihre Bewohner zu beauftragen. Ein erster Bericht, veröffentlicht 2008, nennt erstmals weitgehend verlässliche Opferzahlen. Etwa 25.000 Menschen sind durch die Bombardements getötet worden.

Populärhistorische Literatur

Ein klarer Widerspruch zu den Zahlen, die über Jahrzehnte verbreitet worden waren: In populärhistorischer Literatur, von rechten und rechtsextremen Bewegungen wie der deutschen NPD, aber auch von den offiziellen Stellen der DDR, die damit die Skrupellosigkeit der westlichen Alliierten zu belegen versuchten. Von 250.000 Toten war die Rede, manchmal sogar von einer Million. Dazu kamen Berichte über Tieffliegerangriffe auf die Bevölkerung und den Abwurf von Phosphorkanistern.

Den Anfang all dieser verzerrten Darstellungen machte die Propaganda des NS-Regimes. Die funktionierte auch im untergehenden Dritten Reich noch gut. Sofort nach dem Ende der Angriffe ließ man Nachrichten über die 250.000 Toten durch die Verbrechen der "anglo-amerikanischen Luftgangster" nicht nur als Durchhalteparole in Deutschland, sondern auch international verbreiteten. Viele ausländische Medien übernahmen sie, was wieder von der Nazi-Propaganda als Beweis verbreitet wurde.

In Großbritannien dagegen akzeptiert man bis heute nur unwillig, dass die Flächenbombardements deutscher Großstädte nicht nur am Verlauf des Krieges nichts änderten, sondern auch ein Verbrechen gegen Hunderttausende Zivilisten waren. Arthur Harris, der Offizier, der diese Flächenbombardements plante, gilt für viele weiterhin als Kriegsheld.

Kommentare