Kein Naher Osten ohne Christen

Sie rufen Muslime zum Kampf gegen die Gewalt auf.

Wir dürfen uns nicht mit einem Nahen Osten abfinden, in dem keine Christen mehr leben, die dort seit 2000 Jahren den Namen Jesu bezeugt haben", heißt es in einem Dokument, das Papst Franziskus und Patriarch Bartholomaios I. am Sonntag in Istanbul unterzeichneten.

Tragischerweise sei jedoch die Gleichgültigkeit gegenüber der Gewalt und den Massenvertreibungen der Christen des Irak und Syriens weit verbreitet. Muslime und Christen müssen gemeinsam gegen die Gewalt angehen. Die schreckliche Lage der Christen und aller Leidenden im Nahen Osten rufe nach der Solidarität aller Menschen guten Willens und einer "angemessenen Antwort", heißt es in der Erklärung.

Die Kirchenführer bekräftigten ihren Wunsch nach einer vollen Kirchengemeinschaft zwischen Katholiken und Orthodoxen nach fast 1000 Jahren der Trennung seit dem Schisma von 1054.

Franziskus feierte das orthodoxe Andreasfest, das zum Festtag des Apostels Andreas begangen wird, auf den das Patriarchat zurückgeht. Es sei die Aufgabe der beiden Kirchenführer gemeinsam gegen Armut, Kriege, Konflikte und Perspektivlosigkeit in der Welt anzukämpfen.

Der argentinische Papst sagte in aller Deutlichkeit: "Die Stimme der Opfer der Konflikte drängt uns, zügig auf dem Weg der Versöhnung und Gemeinschaft zwischen Katholiken und Orthodoxen weiterzugehen. Wie können wir glaubwürdig die Botschaft des Friedens verkünden (...), wenn es zwischen uns weiterhin Rivalität und Streitigkeiten gibt?" Auch der orthodoxe Patriarch Bartholomaios rief angesichts der Krisen in der Welt zu einer engen Zusammenarbeit auf. "Wir können uns den Luxus eines isolierten Handelns nicht mehr leisten", sagte der 74-Jährige.

Auch der Konflikt in der Ukraine, "in einem Land mit uralter christlicher Tradition" wurde angesprochen. Auch hier müsse es zu einem Dialog beider Seiten kommen. Das Dokument verlangt ausdrücklich den Respekt des Völkerrechts für ein Ende des Konflikts. Alle Ukrainer müssten in Harmonie leben können.

DerPapstbesuch in der Türkeiwird als durchaus erfolgreich bewertet. Recep Tayyip Erdogan hatte Franziskus als erstes ausländische Staatsoberhaupt in seinem neu gebauten Palast in Ankara empfangen. Erdogan erhoffte sich, dass Vorurteile gegenüber dem Islam im Westen abgebaut würden, was der Papst postwendend aufgriff und sinngemäß mahnte: Gleiche Rechte und Pflichten für die Anhänger verschiedener Religionen seien die Voraussetzung, um überall Vorurteile abzubauen: "Die Religions- und Meinungsfreiheit sind ein beredtes Zeichen des Friedens."

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