David Cameron spricht von "Suizid"

David Cameron spricht von "Suizid"
David Cameron bezeichnet den Tod von Kates Krankenschwester als "Suizid".

Der britische Premierminister David Cameron hat den Tod einer Krankenschwester kurz nach dem Scherzanruf eines australischen Radiosenders als "Selbstmord" bezeichnet. "Ich war vollkommen schockiert, als ich von dem Suizid erfuhr", sagte Cameron am Montag. Bisher war die Ursache für den Tod der 46-Jährigen nicht offiziell bestätigt worden, doch auch das Moderatorenteam hinter dem Streich vermutet offenbar einen Zusammenhang.

Nach dem tragischen Tod der 46-jährigen Krankenschwester Jacintha Saldanha haben sich die Moderatoren, die die Frau mit einem Scherzanruf überrumpelt hatten, öffentlich zu Wort gemeldet. Es habe ihnen das Herz gebrochen, sagten die beiden Australier in einem TV-Interview mit dem Sender Seven Network. Mel Greig und Michael Christian brachen während des Gesprächs immer wieder in Tränen aus.

Die Moderatoren gaben sich reumütig, doch gleichzeitig betonten sie, dass sie für die Veröffentlichung des Tonbands mit dem Anruf nicht verantwortlich seien. Der Sender 2DayFM hatte laut eigenen Angaben Anwälte konsultiert und vergeblich versucht, vor der Ausstrahlung die Klinik in London zu kontaktieren. Der Sender will den Hinterbliebenen mindestens 500.000 australische Dollar (404.000 Euro) zur Verfügung stellen. Alle Werbeeinnahmen von 2DayFM bis Ende des Jahres würden an die Familie der Krankenschwester Jacintha Saldanha gehen, teilte der Sender am Dienstag mit.

„Routine“

Scherzanrufe gibt es seit ewigen Zeiten. Für uns war das Routine“, rechtfertigte sich Mel Greig in dem TV-Interview. Die Idee sei in einer Konferenz vor der Sendung entstanden. „Als wir das ausheckten, war für uns klar, das dauert allenfalls 30 Sekunden, das Krankenhaus würde den Hörer auflegen und das war's“, meinte Michael Christian. Sie hätten im Traum nicht daran gedacht, mit ihrem albernen britischen Akzent überhaupt durchgestellt zu werden, sagten die beiden.

Enkelin Kate

Die Moderatoren hatten vergangene Woche frühmorgens in der Klinik in London angerufen, in der die schwangere Herzogin Catherine wegen Übelkeit behandelt wurde. Mel Greig gab sich als Queen Elizabeth II. aus und verlangte ihre „Enkelin Kate“ zu sprechen. Die Krankenschwester – die ans Telefon ging, weil die Rezeption noch nicht besetzt war – stellte die Identität der Anruferin nicht infrage und stellte zur Station durch, wo eine Kollegin Auskunft über Kates Verfassung gab.

„Es war der schlimmste Anruf meines Lebens“, sagte die 30-jährige Mel Greig über den Moment, als sie vom Tod der Krankenschwester erfuhr: Man habe sie am frühen Samstagmorgen angerufen. Ihre erste Reaktion sei gewesen: „War sie Mutter?“

Jacintha Saldanha war tatsächlich Mutter, ihre Kinder Junal und Lisha sind 16 und 14 Jahre alt. Lisha schrieb auf Facebook über ihre Mutter: „Ich vermisse dich. Ich liebe dich.“ Jacintha Saldanhas Ehemann Ben Barboza und die beiden Kinder leben in Bristol; die Frau wohnte während der Woche in einem Schwesternheim bei ihrem Arbeitsplatz am King Edward VII. Hospital in London. Wenn sie dienstfrei hatte, fuhr sie zu Mann und Kindern nach Bristol. Die Einwanderer aus Indien galten als Vorzeigefamilie.

Ben Barboza berichtete, er habe nach dem Scherzanruf mehrmals mit seiner Frau telefoniert. Sie hätte sich große Sorgen wegen des Vorfalls gemacht und sehr bedrückt geklungen. Freunde sagten, sie sei sehr ängstlich gewesen; sie habe die Sache schlecht verkraftet. Im Spital hieß es, man habe Jacintha Saldanha klar gemacht, dass das Ganze keine Folgen für sie haben werde. Die 46-Jährige galt als äußerst professionelle und beliebte Krankenschwester.
Ben Barboza befürchtete das Schlimmste, als er seine Frau am Freitag nicht mehr erreichen konnte. Er schlug sofort Alarm, doch jede Hilfe kam zu spät. Am Montag bestätigte schließlich auch Premier David Cameron, dass Saldanha Selbstmord begangen hatte.

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