Kampusch gibt Cleveland-Geiseln Ratschläge

Porträt einer jungen Frau mit blonden Haaren und blauen Augen.
Natascha Kampusch im CNN-Interview: „Sorgt euch nicht, was die Leute sagen."

Wenn jemand verstehen kann, was die Entführungsopfer von Cleveland durchgemacht haben, dann ist es Natascha Kampusch“, leitet der Kommentator das Interview mit der Wienerin ein – ein exklusives Gespräch mit der 25-Jährigen, das die Parallelen zwischen ihrem Fall und jenem in den USA, der kürzlich für weltweite Schlagzeilen gesorgt hatte, nachzeichnen soll.

Ein Mosaik aus drei Porträts einer jungen Frau mit dunklen Haaren.
epa03690979 Undated handout pictures provided by the Federal Bureau of Investigation, FBI, on 07 May 2013 showing Georgina DeJesus, missing since 02 April 2004 when she was 14-years old. According to media reports on 06 May 2013, three women who went missing as teenagers were found in a Cleveland, Ohio, neighbourhood not far from where they disappeared. Three men, all brothers, have been arrested in the case. Amanda Berry, Gina DeJesus and Michelle Knight were found alive 06 May 2013 after having been held hostage for nearly 10 years. Police have arrested the homeowner, Ariel Castro, who lived at the house. Two women who went missing as teenagers and a third woman were found on 06 May in a Cleveland, Ohio, neighbourhood not far from where they disappeared, according to news reports. The photo on the right has been aged progressed to show Gina DeJesus at age 17. EPA/FBI / HANDOUT HANDOUT EDITORIAL USE ONLY
Ähnlich wie die drei Frauen, die über Jahre in einem Keller in Cleveland gefangen gehalten wurden, hat Kampusch erlebt, was es heißt, eine Gefangene zu sein: Die drei Entführungsopfer müssten jetzt nicht nur wieder in ihr normales Leben zurückfinden, sondern auch mit jenen Menschen fertig werden, die ihre Geschichten nicht glauben wollen, so Kampusch auf CNN.

"Sie sind diejenigen, die es erlebt haben, sie sind diejenigen, die es überlebt haben, und sie sind diejenigen, die mit ihren Erfahrungen zurande kommen müssen - für den Rest ihres Lebens", meint die Österreicherin. Deren Gefühl der Befreiung kann sie gut nachempfinden: „Es war ein großes Gefühl der Freude, das mit nichts anderem vergleichen werden kann. All die Möglichkeiten, die einem dadurch offen stehen…“

Die Macht der Medien

Diese Möglichkeiten gelte es allerdings gut abzuwägen, meint Kampusch in Richtung der drei Entführungsopfer: „Es war eine schwierige Zeit für mich, die Medien überall, die Wiederaufnahme der Beziehung zu meinen Eltern.“ Die drei sollten nicht andere Menschen die Macht über sie ergreifen lassen, rät Kampusch – „sorgt euch nicht, was die Leute sagen“, meint sie.

Auch ihre eigene Geschichte kam zur Sprache – in dem teils auf Englisch, teils auf Deutsch geführten Interview begleiteten die CNN-Reporter die 25-Jährige zu jenem Haus in Strasshof, in dem sie acht Jahre lang gegen ihren Willen festgehalten worden war. Das Gebäude gehört nun ihr; nach dem Selbstmord ihres Peinigers Wolfgang Priklopil wurde es ihr per Gerichtsbescheid überschrieben. "Ich war sehr eifersüchtig auf ihn. Er hatte alles, und ich hatte nur einen kleinen Raum." Den Hass auf ihn und auf alles, was er ihr angetan habe, hätte sie begraben müssen. Doch das sei beinahe unlösbar: „Es ist so emotional, weil es niemals aufhört“, sagt Kampusch. „Du lebst damit.“

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