Vom Tellerwäscher zum Internetstar
Charles Ramsey wurde über Nacht zum "amerikanischen Helden". Der Tellerwäscher aus dem US-Bundesstaat Ohio hatte die Schreie einer Frau in einem Nachbarhaus gehört und war zur Hilfe geeilt. Letztlich kamen dadurch drei seit Jahren gefangen gehaltene junge Frauen wieder frei. Videos davon, wie der Tellerwäscher von seiner Heldentat berichtet, wurden auf YouTube seit Montag Hunderttausende Mal angeklickt und weiterverbreitet (Videos siehe unten).
Bei der Beschreibung, wie er auf die Geretteten aufmerksam geworden war, nahm sich Ramsey kein Blatt vor den Mund. Er habe gerade "meinen McDonald's" (seinen Hamburger) gegessenen, als er sie schreien hörte. Für die US-Fastfoodkette unverhoffte Positiv-Publicity. In der Konzern-Zentrale reagierte man prompt auf die Gratis-Werbung: "Weiter so, Charles Ramsey - wir melden uns", twitterte McDonald's. Ob der Burger-Gigant tatsächlich Ramsey als Werbeträger plant, wollte der Konzern bislang nicht kommunizieren.
Auf dem Weg zum Hype
Das schicke Restaurant Hodge's in dem Ramsey als Tellerwäscher arbeitet, zeigt auf seiner Facebook-Seite bereits seinen "Teller-Techniker". "Er ist ein echter Clevelander Held", hieß es. Gleichzeitig kann man über deren Facebook-Seite bereits "Helden-T-Shirts" mit Ramseys Konterfei erwerben - die gesamten Gewinne wolle man den drei befreiten Frauen zugute kommen lassen. Restaurantkunden forderten indes, Ramsey mindestens eine Gehaltserhöhung zu spendieren.
Ramseys Wortwahl, die sich, beim Notruf wie auch bei späteren Interviews, als durchaus "rustikal" beschreiben lässt, inspirierte die Internetgemeinde bereits dazu, sein Statement musikalisch zu untermalen.
Anderswo wurde Ramsey ob seiner derben Ausdrucksweise zum ungewollten Satiriker "hochgelobt". Der Retter selbst spielt seine Tat allerdings herunter: "Ich bin Amerikaner, ich bin ein Mensch."
Ramseys Notruf zum Nachhören
Ariel C., der Hauptverdächtige im Entführungsfall von Cleveland, stand bereits mehrmals im Visier der Exekutive. Bereits 1993 war er verhaftet worden: Die Ehefrau des 52-jährigen ehemalige Schulbusfahrer Ariel C. hatte damals die Polizei gerufen – wegen häuslicher Gewalt. Ariel C. wurde jedoch nach Hinterlegung von 10.000 Dollar Kaution wieder entlassen, eine Anklage wurde überhaupt nicht erhoben.
Im März des Jahres 2000 war ihm dann eine Schlägerei zur Last gelegt worden; 2004 – zu einem Zeitpunkt, als die Entführungsopfer bereits in seinem Haus gefangen gehalten worden sein sollen – wurde er wegen eines Vorfalls auf seiner Arbeitsstätte von der Polizei befragt.
Ariel C. soll ein Kind beschimpft und im Schulbus zurückgelassen haben, um Mittagspause zu machen, berichteten mehrere US-Medien. Die Folge war lediglich eine Suspendierung; nach weiteren Beschwerden verlor er allerdings seinen Job.
Danach sei die Polizei allerdings keinen Hinweisen nachgegangen, bemängeln Nachbarn in US-Medien: Sie hätten der Exekutive von „merkwürdigen Vorgängen“ berichtet, doch niemand habe reagiert. Dass etwa die Jalousien des Hauses nie geöffnet waren, habe niemanden gewundert.
Fehlgeburten
Die drei Entführungsopfer sind inzwischen zu ihren Familien heimgekehrt und werden von der Öffentlichkeit abgeschirmt. Sie brauchen Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten. Amanda Berry hat eine sechsjährige Tochter, die sie in der Gefangenschaft auf die Welt brachte. Berichte über mögliche weitere Schwangerschaften der Entführungsopfer beschäftigen die Polizei. Mindestens eine der Frauen soll mehrere Fehlgeburten erlitten haben. Der mutmaßliche Haupttäter Ariel Castro soll sie in den Bauch getreten haben. BBC berichtet, dass die Frauen gefesselt und angekettet gewesen seien.
Die Polizei gibt sich zu den laufenden Ermittlungen zugeknöpft. Die drei Castro-Brüder bleiben in Haft, ihr Haus wird weiter untersucht.
Kritik an der Polizei
Auf ihrer Homepage weist die Polizei von Cleveland Vorwürfe zurück, sie wäre Hinweisen nicht nachgegangen. Schwer wiegt der Notruf von Amanda Berry: Das Opfer sei zunächst nicht ernst genommen worden. Die Polizei kündigt eine Untersuchung an. Das Happy End von Cleveland macht Eltern vermisster Kinder wieder Mut. Die Freude überwiegt.
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