Entführungsopfer berichtet von Schwangerschaften
Auf der Veranda des weiß gestrichenen Hauses in einer ruhigen Wohnstraße in Cleveland wehen US- und puerto-ricanische Flaggen. Doch was die vor wenigen Tagen befreiten Frauen während ihrer jahrelangen Gefangenschaft durchgemacht haben, ist kaum vorstellbar. Michelle Knight wurde 2002 entführt, damals war sie 20 Jahre alt. Laut CNN sei sie mindestens fünf Mal schwanger gewesen. Sobald ihr Entführer es bemerkte, habe er sie wochenlang hungern lassen und ihr immer wieder in den Bauch getreten, bis sie irgendwann eine Fehlgeburt hatte.
Amanda Berry war 17, als sie gekidnappt wurde, sie war zehn Jahre eingekerkert. Für Gina DeJesus waren es neun Jahre Gefangenschaft. Sie war 14 als sie in die Fänge von Ariel Casto geriet. Seine Brüder, so der Stand der Ermittlungen am Donnerstag, dürften nichts von dem perfekten Doppelleben des Schulbusfahrers und Musikers mitbekommen haben. Die Familie kannte allerdings Amanda Berrys heute sechsjährige Tochter, die er zu Ausflügen mitnahm. Das Kind wird in der Anklage als vierter Entführungsfall behandelt. Ein Vaterschaftstest soll klären, ob es Ariel Castros Tochter ist. Castro wurde am Donnerstag erstmals dem Richter vorgeführt.
Michelle Knight, die noch im Krankenhaus liegt, schilderte laut Medienberichten der Polizei auch, wie sie auf Befehl des Entführers als Hebamme einspringen musste. Ariel Castro soll gedroht haben, sie umzubringen, falls dem Baby etwas zustoße. Als es zu atmen aufgehört hat, habe sie die Kleine beatmet, zitiert CNN eine Quelle bei der Polizei.
Gina DeJesus durfte Mittwochabend wieder zu ihrer Familie zurückkehren. Sie gibt keine Interviews. Doch eine Cousine erzählte, dass Castro seinen Opfern jeweils zu den Jahrestagen der Entführung Kuchen brachte. „Er feierte das Kidnapping als ihren neuen Geburtstag,“ sagte sie der New York Times.
Die Opfer berichteten, dass sie zuerst im Keller des Hauses angekettet und gefesselt waren. Später lebten sie im zweiten Stock – meistens voneinander getrennt.
Ariel Castro war bereits einmal verheiratet und hat aus dieser Ehe vier Kinder. Seine inzwischen verstorbene erste Frau erwirkte 1997 eine Verfügung, dass er sich ihr und ihren Kindern nicht nähern dürfe. 2005 sagte sie der Polizei er hätte ihr die Nase und mehrere Rippen gebrochen, ihre Schulter ausgekugelt und ihr einen Zahn ausgeschlagen. Außerdem hätte er gedroht, sie und eine Tochter umzubringen.
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