Attacke auf Züge in Frankreich: Attal sieht "koordinierte Sabotageakte"

Attacke auf Züge in Frankreich: Attal sieht  "koordinierte Sabotageakte"
Rund um das Großevent der Olympischen Spiele in Paris hat es schwerwiegende Attacken auf die französische Bahngesellschaft SNCF gegeben.

Die staatliche Eisenbahngesellschaft SNCF verlautbarte, Opfer "mehrerer gleichzeitiger böswilliger Handlungen" gewesen zu sein. Auf den Strecken der Schnellbahn kam es zu Brandanschlägen.

Wie FAZ berichtet, seien bereits Reparaturteams von SNCF Réseau vor Ort, um den Schweregrad der Beschädigungen zu bestimmen und mit den Arbeiten zu beginnen. Wichtige Strecken wie die Atlantik-, Nord- und Ostachse seien betroffen. Die Gesellschaft erklärt: "Wir leiten bestimmte Züge auf konventionellen Strecken um, müssen aber einen Großteil davon streichen". Rund um das Großevent Olympia führe dies natürlich zu groben Einschränkungen, die das gesamte Wochenende andauern könnten. Auch auf der Route zum Stade de France, einem der Austragungsorte der Olympischen Spiele, geht derzeit nichts. 

Nach Angaben der Bahn waren drei Orte auf den TGV-Strecken nach Lille im Norden, Straßburg im Osten und Bordeaux im Westen betroffen. Ein weiterer mutmaßlicher Sabotageakt auf der Strecke nach Marseille wurde verhindert. An den betroffenen Orten wurden demnach jeweils Leitungen mit zahlreichen Glasfaserkabeln in Brand gesetzt, die für die Sicherheit der Züge und die Weichenstellungen wichtig sind.

Menschen warten in Paris auf Züge

Bereits jetzt warten große Menschenmengen in den Pariser Bahnhöfen auf Züge, die entweder verspätet sind, oder ganz ausgefallen sind. Verkehrsminister Patrice Vergriete postete auf der Plattform X: "Ich verurteile diese kriminellen Aktionen entschieden, die die Abfahrten vieler Franzosen in den Urlaub beeinträchtigen werden."

Verbindung nach London betroffen

Auch die wichtige Verbindung zwischen Paris und London - der Eurostar, der unter dem Ärmelkanal fährt - ist von den Ausfällen betroffen. Züge werden umgeleitet und es ist ebenfalls mit massiven Verspätungen sowie Ausfällen zu rechnen. 

"Akt der Destabilisierung"

Sportministerin Amelie Oudea-Castera erklärte gegenüber dem Fernsehsender BFMTV: "Die Spiele ins Visier zu nehmen, heißt, Frankreich ins Visier zu nehmen". Die Vorfälle würden "diesen Tag und wahrscheinlich auch dieses Wochenende stören", meinte sie mit Blick auf die Eröffnungszeremonie am Abend. Sie sprach "mit Vorsicht und nach ersten Analysen" von einer Art koordinierten Sabotage. Regionalpräsidentin Valérie Pécresse sprach im Sender France Info von einem "Akt der Destabilisierung".

Ermittlungen gegen organisierte Verbrechen

Die Staatsanwaltschaft führt Ermittlungen wegen Schädigung von Staatsinteressen. Es bestehe zudem der Verdacht auf Sachbeschädigung mit gefährlichen Mitteln in einer organisierten Bande sowie Angriffe auf Datenverarbeitungssysteme. Im Fall einer Verurteilung drohen den Tätern bis zu 15 Jahre Freiheitsstrafe und 225.000 Euro Geldstrafe. Für die Ermittlungen ist die Abteilung zur Bekämpfung organisierten Verbrechens zuständig.

Premierminister Attal nahm am Mittag an einer Sitzung des Krisenzentrums im Verkehrsministerium teil. Er wollte sich anschließend vor Journalisten äußern. Zuvor sprach Attal von "koordinierten Sabotageakten". Die Auswirkungen auf das Eisenbahnnetz am Tag der Eröffnung der Olympischen Spiele seien massiv und schwerwiegend, schrieb er auf X. Er denke an alle Franzosen, die sich auf ihren Urlaub vorbereiteten: "Ich teile ihre Wut und begrüße ihre Geduld, ihr Verständnis und ihren Bürgersinn, den sie an den Tag legen."

Wer verübte die Attacke?

Wer hinter den Attacken steckt, ist noch nicht geklärt. Laut Innenminister Gérald Darmanin seien mehr als eine Million administrative Ermittlungen durchgeführt worden. Im Vorfeld war auch ein Russe festgenommen worden, der von der Spionageabwehr überwacht wurde. Frankreich stehe durch die Unterstützung der Ukraine vermehrt im Fokus von Russland.

Geheimdienste und Sicherheitskräfte seien mobilisiert, "um die Täter dieser kriminellen Taten zu finden und zu bestrafen", sagte Premierminister Gabriel Attal am Freitag. 

Etwa 800.000 Fahrgäste seien betroffen, so SNCF. Die Bahn rief dazu auf, für Freitag geplante Reisen nicht anzutreten. Auch Eurostar empfahl, von Reisen vorerst abzusehen.

Am Freitagabend findet in Paris die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele statt. Zu der pompösen Zeremonie entlang der Seine werden in der Metropole enorm viele Zuschauer erwartet. Die Veranstalter rechnen mit rund 300.000 Menschen am Ufer. Etwa 120 Staats- und Regierungschefs sowie Vertreter werden zu der Eröffnungsfeier erwartet.

Wie steht es um die Sicherheit bei der Eröffnung?

Die Brandanschläge haben IOC-Präsident Thomas Bach mit Blick auf die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele am (heutigen) Freitagabend nicht beunruhigt. "Wir haben volles Vertrauen in die französischen Behörden", sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. Alle erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen seien getroffen worden. Die französischen Behörden würden zudem von 180 weiteren Geheimdiensten aus der ganzen Welt unterstützt.

Gesichert wird das einmalige Event von rund 45.000 Sicherheitskräften. Der Luftraum im Umkreis von 150 Kilometern um Paris wird für den Abend gesperrt. Die Bereiche der Seine, an denen die Parade stattfindet, sind weitläufig für den Autoverkehr gesperrt.

ÖBB-Züge sind nicht betroffen

Zwischenzeitlich musste am Freitag der Flughafen von Basel-Mulhouse geräumt werden. Nach einem Bombenalarm lief an dem französisch-schweizerischen Airport am frühen Nachmittag der Flugbetrieb wieder an.

Die ÖBB bieten als Direktverbindung drei Mal wöchentlich den Nightjet von Wien über Salzburg nach Paris an. "Die Nightjets fahren in Frankreich aber nicht über die TGV Strecken. Einschränkungen dieser Züge sind uns nicht bekannt", hieß es auf APA-Anfrage.

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