"Eine Schande": Gläserner Wolkenkratzer inmitten von Bergdorf geplant

Aufnahme von Häusern in Zermatt in der Schweiz mit Blick auf das Matterhorn
Das Wolkenkratzer-Projekt "Lina Peak" soll 260 Meter hoch werden und neuen Wohnraum schaffen. Wie kommt das Vorhaben an?

Im weltbekannten Schweizer Touristenort Zermatt besteht seit Jahren ein drängendes Problem: Wie der lokale Hotelverein berichtet, herrscht akute Wohnungsnot insbesondere für Einheimische und Angestellte. Das berichtet der Hotelverein Zermatt. Kürzlich stellte ein Hotelier ein Projekt vor, welches bezahlbaren Wohnraum schaffen soll. Die geplante Umsetzung in Form eines 260 Meter hohen gläsernen Wolkenkratzers sorgt jedoch für heftige Diskussionen. 

"Lina Peak" in Zermatt: 260 Meter hoher Wolkenkratzer

Die Idee für das Projekt namens "Lina Peak" stammt vom Zermatter Hotelier, Architekten und Künstler Heinz Julen. Im November stellte er seine Pläne der Öffentlichkeit vor: Der 260 Meter hohe Wolkenkratzer soll 62 Stockwerke umfassen und rund 500 Wohnungen mit Größen zwischen 35 und 150 Quadratmetern bieten. Neben Wohnraum sind unter anderem eine Kita, eine Event- und Sporthalle, ein öffentliches Hallenbad sowie eine direkte Anbindung an die Skipisten vorgesehen.

Wolkenkratzer steht nahe der Gemeine Zermatt in der Scheiz

260 Meter hoch soll der "Lina Peak"-Wolkenkratzer werden.

Konzept aus günstigeren Wohnungen und Luxusappartements

Laut dem Konzept sind die unteren 32 Etagen ausschließlich für Einheimische und Mitarbeitende gedacht. Eine faire Preisgestaltung sowie ein Spekulationsverbot sollen bezahlbares Wohnen ermöglichen. Der obere Bereich des gläsernen Turms mit Blick auf das Matterhorn ist hingegen für den freien Verkauf gedacht und soll die günstigeren Wohnungen quersubventionieren. 

Familienwohnung für 1,07 Mio. Euro

"Die obersten Lofts werden im Lina Peak deshalb dermaßen teuer sein, dass sie die Wohnungen der Einheimischen und der Angestellten mitfinanzieren", erklärt Julen im Gespräch mit StadtFragen. Eine Familienwohnung mit rund 100 Quadratmetern soll demnach eine Million Franken (rund 1,07 Millionen Euro) kosten. In Julens Augen "günstig". Er ist der Überzeugung: "Mit einer Fremdfinanzierung bis zu 90 Prozent wäre das für viele Familien machbar."

Die Parzelle, auf der das "vertikale Dorf" entstehen soll, erwarb der Hotelier von einer ehemaligen Schulfreundin. Das gläserne Hochhaus soll rund 800 Meter entfernt vom Dorfeingang stehen, um das Ortsbild möglichst wenig zu beeinträchtigen.

Bewohner Zermatts haben letztes Wort

Doch bevor der Plan in die Realität umgesetzt werden kann, muss der Initiator laut Focus zunächst noch 600 Unterschriften sammeln. Gelingt ihm das, kommt es in Zermatt zu einer Volksabstimmung.

Meinungen sind gespalten

Die Reaktionen auf das Bauvorhaben fallen unterschiedlich aus. Laut einer Umfrage von 20 Minuten sprechen sich 53 Prozent der über 17.100 Teilnehmenden gegen den Bau des Wolkenkratzers. Sie sind der Ansicht, das Projekt passe nicht zu den Bergdörfern und würde das Landschaftsbild nachhaltig "zerstören".

In den sozialen Medien heißt es unter anderem: "Ein Grauen, das die Landschaft völlig entstellt. Eine Schande", "Nein und nochmal nein" oder "Hoffentlich kommt dieses Projekt nicht zustande." Andere wiederum sehen darin eine Chance im Kampf gegen die Wohnungsnot und verweisen auf die Vorteile der geplanten Infrastruktur: "Dieses Projekt ist super: Schwimmbad, günstigere Wohnungen, günstigere Geschäfte, die ganze Zone unten im Dorf unterirdisch, Abfahrt für die Skipisten direkt vom Fuß des Turms, und es verdeckt das Matterhorn nicht."

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