Im September haben die Arbeiten begonnen, um die Basilika mit Glasbarrieren zu umringen, die sie in Zukunft vor Hochwasser schützen sollen. Die Kosten dafür belaufen sich auf 3,8 Millionen Euro. Vor ein paar Wochen las man in den Medien jedoch, die Unternehmen hätten die Arbeiten eingestellt – weil der Staat nicht zahle.
Erst MOSE, dann Markus
"Das stimmt so nicht ganz", erklärt Claudio Vernier, Inhaber des Lokals al Todaro, gleich gegenüber der Gondelstation San Marco, und Vorsitzender des Verbands "Associazione Piazza San Marco", der sich gegen eine zügellose Kommerzialisierung des Markusplatzes einsetzt. "Das Geld für die Glasbarrieren gibt es, der Staat hat aber bis jetzt noch nicht alle Rechnungen für den Bau des MOSE beglichen." MOSE ist der Name einer Schutzbarriere, die bei einem Wasserstand von 1,10 Metern in Funktion tritt und ganz Venedig vor zu hohem Hochwasser schützt. 18 Jahre haben die Arbeiten für den MOSE gedauert, 6,5 Milliarden Euro haben sie verschlungen – und standen außerdem im Zentrum eines millionenschweren Korruptionsskandals. Im Sommer 2020 wurde die Anlage öffentlich eingeweiht, die definitive Fertigstellung ist für 2023 vorgesehen.
"Viele Unternehmen, die schon am Bau des MOSE beteiligt waren, sind heute mit dem der Schutzbarriere für die Basilika beauftragt", erzählt Vernier weiter. Da der Staat ihnen aber noch rund 500 Millionen Euro schuldet, haben sie vor einem Monat beschlossen, die Arbeiten am Markusdom einzustellen, um Druck auf Rom auszuüben.
Frust und Ärger
Inzwischen scheinen sie sich mit der Regierung darauf geeinigt zu haben, 30 Prozent weniger als vereinbart zu kassieren. Wenn nichts dazwischen kommt, müsste die Barriere also im Sommer stehen.
"Na ja, warten wir ab", sagt Carlo Alberto Tesserin zum KURIER. Er ist Erster Prokurator der Basilika, das Amt wurde im neunten Jahrhundert eingeführt. Damals wie heute ist es die Aufgabe des "Primo Procuratore", die Instandhaltung des Doms zu garantieren: "Wir müssen erst sehen, worauf sich das Abkommen zwischen dem Infrastrukturministerium und den Bauunternehmen stützt."
Der Mann ist aufgebracht: "Schon vor Jahren haben wir darauf hinwiesen, dass es wegen des Klimawandels zu solchen Ereignissen kommen wird, wenn man nichts unternimmt. Und keiner hat auf uns gehört."
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