Vulkan auf La Palma: Experten von anhaltender Wucht überrascht
Asche, die Straßen, Spielplätze und Häuser bedeckt; meterhohe Lavaströme, die sich durch Siedlungen fressen; ein von Feuer erleuchteter Nachthimmel: Es sind dystopische Bilder, die uns seit elf Wochen aus La Palma erreichen. So lange dauert der verheerende Vulkanausbruch im Südwesten der Kanareninsel bereits an.
Die anhaltende Wucht, mit der Gesteinsmassen, Asche und Rauchwolken auch nach fast drei Monaten aus der Vulkankette Cumbre Vieja austreten, überrascht selbst Wissenschaftler.
„Der Ausbruch ist hinsichtlich seiner Dauer und seiner Dynamik wirklich sehr spannend“, sagt etwa Nicole Richter vom Geoforschungszentrum Potsdam der Deutschen Welle. Mit zwei anderen Experten unterstützte sie jüngst die lokalen Behörden auf La Palma beim Sammeln wichtiger Daten über den Vulkan: Fließgeschwindigkeit und Zusammensetzung der Lava, Veränderungen am Krater, minimale Bewegungen der Erdoberfläche.
Das hilft, den Vulkan besser zu verstehen, auch mit Blick auf die Zukunft. Voraussagen, wann der Ausbruch zu einem Ende kommen wird, kann man allerdings nicht. Zwar ist die obere Magmakammer in rund 12 Kilometern Tiefe weitgehend entleert, allerdings gibt es eine weitere Kammer 35 bis 40 Kilometer unter der Erde.
Skurrile Pläne
Auch stoppen kann man den Ausbruch nicht, selbst wenn dafür immer wieder öffentlich Pläne gewalzt werden. So schlug ein Politiker auf dem benachbarten La Gomera vor, eine Bombe abzuwerfen, um Lava umzuleiten.
Nicole Richter zufolge ist das eine „haarsträubende Idee“: Etwas an der Oberfläche des Vulkans zu ändern, würde nur dazu führen, dass nachkommendes Material an einer anderen Stelle austrete – mit unklaren Folgen.
Auch die Idee, die Lava mit Wasser zu löschen, sei abwegig. Bei Berührung mit der über 1.000 Grad heißen Masse würde sich das Wasser explosionsartig ausdehnen. Zudem komme ständig Magma aus dem Erdinneren nach.
Giftige Gase
Kontakt zwischen Lava und Salzwasser wäre auch riskant, da dadurch giftige Gase entstehen können. Vor zwei Wochen musste der Inselflughafen gesperrt werden, weil Lava an der Westküste ins Meer floß und die Gefahr einer Giftgaswolke bestand. An der Stelle, an der der Strom im Wasser erkaltete, hat sich eine neue Landzunge gebildet.
Ansonsten dominiert die Verwüstung. Bisher hat der Ausbruch auf La Palma Tausende Gebäude zerstört. Mehr als 7.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen und woanders unterkommen, ein Mensch kam ums Leben. Zehn der 710 km2 der Insel sind von erkalteter Lava, also kantigem Gestein, bedeckt. Nicht nur im Umfeld des Vulkans, auch in anderen Inselteilen fällt immer wieder Asche vom Himmel, die wegen ihres Gewichts mühsam von Dächern geschaufelt werden muss. Fast täglich werden Dutzende schwache Erdbeben registriert.
Hoffen auf Touristen
Auch La Palmas Wirtschaft ist schwer in Mitleidenschaft gezogen: Etliche der großen Bananenplantagen wurden zerstört, Touristen bleiben aus. Zumindest Letztere, so hoffen die Bewohner, wird sich ändern, sobald der Vulkan zur Ruhe kommt. Der bisher letzte Ausbruch 1970 lockte in Folge viele Vulkaninteressierte an.
Kommentare