Messina Denaro sei nicht verraten worden, dementierte die Polizei entsprechende Gerüchte. Vielmehr habe klassische Polizeiarbeit zum Erfolg geführt.
Über 10 Jahre lang habe man jeden, der unter Verdacht stand, Messina Denaro zu schützen oder unterstützen, überprüft, sagte der Kriminologe Mitja Gialuz bei einer Pressekonferenz. Mehr als 100 Personen seien verhaftet worden, was das Netzwerk des Flüchtigen geschwächt habe.
Telefonate und PCs überwacht
Zudem habe man die Wohnungen seiner Familie abgehört – was den Verwandten offenbar bewusst war, weil sie es vermieden, Namen zu nennen. Sie sprachen allerdings immer wieder über „an Krebs erkrankte Menschen“ oder googelten Behandlungsmethoden, was zu Gerüchten passte, Messina Denaro sei schwer krank.
Daher überprüfte die Polizei alle an Krebs erkrankten Männer, die um 1962 geboren wurden – bis sie auf einen Andrea Bonafede stießen. Dieser wurden laut den Akten einer Privatklinik in Palermo 2020 und 2021 am Darm operiert.
Verdächtig war, dass sich Bonafede zu diesen Zeitpunkten gar nicht in Palermo aufhielt, was die Auswertung von Handydaten ergab.
"Es war der Mann"
Als für Bonafede am Montag ein Chemotherapie-Termin anstand, umstellte die Polizei das Spital. Als der Patient vor dem Gebäude auftauchte, sei sofort klar gewesen, um wen es sich handelte, erzählte ein Mitglied der Einsatzkräfte: „Es war der Mann aus den Fotos, die ich so oft gesehen hatte.“
Die Behörden verfügten zwar nur über einige wenige Aufnahmen aus den frühen 90er-Jahren, diese wurden aber von einer Software „gealtert“ – und das erstaunlich akkurat.
Damenbesuch
Versteckt hielt sich Messina Denaro zuletzt in der Gemeinde Campobello di Mazara in seiner sizilianischen Heimat. Strohmann für den Kauf seiner Wohnung war sein Jugendfreund Andrea Bonafede, der dem Mafia-Boss auch seine Identität samt Ausweispapieren und Gesundheitskarte „lieh“.
In der Wohnung fand die Polizei neben allerhand Luxusgegenständen Viagra-Pillen und Kondome. Messina Denaro, der immer schon als Frauenheld gegolten hatte, empfing offenbar auch auf der Flucht regelmäßig Damenbesuch.
In Campobello di Mazara, das wie Palermo eine Mafia-Hochburg ist, bewegte er sich Medien zufolge wie jeder andere Bewohner auch – erkannt will ihn freilich niemand haben.
Derzeit befindet sich Messina Denaro in einem Hochsicherheitsgefängnis in den Abruzzen. Die Ermittler hoffen, dass er sich angesichts seiner schweren Erkrankung als Kronzeuge zur Verfügung stellt, um sich die Haft zu erleichtern. Von Interesse sind vor allem seine Verbindungen zur kalabrischen ’Ndrangheta und deren Kokain-Geschäfte.
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