Vatikan: Eine Frau ist Österreichs Stimme beim Papst

Die vatikanischen Justizbehörden haben in einem Büro des Staatssekretariats und der Finanzaufsicht AIF "Dokumente und elektronische Geräte" beschlagnahmt. Diese Konfiszierungen wurden von der vatikanischen Justiz aufgrund von Hinweisen bezüglich Finanzoperationen beschlossen, die Anfang des Sommers erfolgten, teilte der mit.
Botschafterin Franziska Honsowitz aus Wien im Interview: „Franziskus ist offen und herzlich“.

Franziska Honsowitz ist die erste Frau, die Österreich beim Vatikan vertritt. Seit dem Herbst wohnt sie mit ihrem Ehemann und ihren zwei Kindern in der Ewigen Stadt. Kurz vor den Festtagen hat die neue Botschafterin eine Ausstellung zum 200. Jubiläum von „Stille Nacht, Heilige Nacht“ eröffnet.

Vatikan: Eine Frau ist Österreichs Stimme beim Papst

Honsowitz

„Das Lied ist eine Friedensbotschaft, die von Österreich ausgegangen ist“, betont die Botschafterin. Im KURIER erzählt die 56-jährige Diplomatin über ihre Begegnung mit dem Papst sowie ihre Frauenrolle im Vatikan.

KURIER: Sie haben vor wenigen Monaten ihren Dienst als Vatikan-Botschafterin angetreten. Ihre Lieblingsplätze in Rom?

Franziska Honsowitz: Ich bin seit Oktober in Rom und verbringe natürlich berufsbedingt sehr viel Zeit im Vatikan. Ich freue mich immer besonders, wenn ich österreichische Besucher- oder Pilgergruppen treffe und mit ihnen ins Gespräch komme. In der Weihnachtszeit ist der festlich geschmückte Petersplatz mit Christbaum und Krippe besonders stimmungsvoll.

Vatikan: Eine Frau ist Österreichs Stimme beim Papst

Petersplatz im Advent

Gern besuche ich auch den Christkindlmarkt auf der Piazza Navona. Rom hat zu Weihnachten ein ganz besonderes Flair.

Der Vatikan ist ein begehrter Posten für Diplomaten, welche Herausforderungen erwarten Sie? Was ist das Besondere an der vatikanischen Diplomatie?

Die vatikanische Diplomatie hat eine lange Tradition und engagiert sich zu Themen des Friedens und Dialogs, zu Menschenrechten, Klima- und Umweltschutz sowie zu Abrüstung und Rüstungskontrolle, vor allem im nuklearen Bereich. Bei diesen wichtigen globalen Themen gibt es viele Gemeinsamkeiten mit der österreichischen Außenpolitik und Potenzial für Zusammenarbeit.

Papst Franziskus hat in seiner 2015 erschienen Enzyklika „Laudato Si“ vor den Folgen der Umweltzerstörung gewarnt und zu einem umweltbewussten und nachhaltigen Lebensstil aufgerufen.

Auf der Klimakonferenz in Kattowitz versuchte die Weltgemeinschaft einmal mehr, den Schutz der Umwelt voranzubringen. Ein Bereich, in dem Österreich und der Vatikan ähnliche Positionen einnehmen.

In der Hierarchie der Kirche spielen Frauen keine Rolle. Wie schwierig ist es, sich Respekt zu verschaffen im Vatikan?

Vieles ist hier im Fluss. So liegt im Vatikan selbst der Anteil an Mitarbeiterinnen bei knapp 20 Prozent. Es gibt viele Journalistinnen, Kunsthistorikerinnen, Wissenschaftlerinnen und stellvertretende Abteilungsleiterinnen. Papst Franziskus tritt dafür ein, Räume für Frauen zu öffnen.

Wie werden Sie ihr Amt anlegen? Welche Rolle spielt dabei, dass Sie als erste Frau aus Wien in den Vatikan entsandt wurden?

Für mich sind der Dialog und das Gespräch zu internationalen Fragen sehr wichtig. Ich sehe die Botschaft als Plattform für Gespräch und Austausch. Die inhaltliche Zusammenarbeit mit dem Vatikan in globalen Fragen, in denen sich Österreich auch als einer der Amtssitze der Vereinten Nationen durch ein langjähriges Engagement auszeichnet, ist mir sehr wichtig.

Ich freue mich auf Begegnungen mit Gästen aus Österreich, aber auch mit den Österreicherinnen, die im Vatikan tätig sind.

Vatikan: Eine Frau ist Österreichs Stimme beim Papst

Wie war Ihre erste Begegnung mit Papst Franziskus?

Ich hatte ein sehr offenes und herzliches Gespräch mit dem Papst, als ich mein Beglaubigungsschreiben übergab. Im Mittelpunkt standen globale Themen.

Papst Franziskus, der über eine große Ausstrahlung verfügt, stellt dabei immer den Menschen ins Zentrum und ist an einem Dialog und einer Zusammenarbeit dazu mit Österreich, das er sehr schätzt, interessiert.

Haben Sie dabei auch über das Thema Flüchtlinge und Migration gesprochen?

Der Vatikan und Österreich stimmen überein, dass man Menschen eine Perspektive in ihren Ländern geben muss. Dabei sind Friedensengagement und Wirtschaftskooperation sehr wichtig.

Wie sehen Sie den Einsatz für die  Aufklärung von Missbrauchsfällen in der Kirche?
Papst Franziskus nimmt das Thema sehr ernst. Er hat ein eigenes Komitee mit der Vorbereitung einer Konferenz beauftragt, die im Februar 2019 im Vatikan stattfinden wird.

Auf Einladung des Papstes werden Abgesandte der Bischofskonferenzen aus aller Welt und Kurienleiter zum Thema Kinderschutz in kirchlichen Einrichtungen diskutieren und geeignete Maßnahmen überlegen.

Wird Franziskus in absehbarer Zeit Österreich besuchen?
Papst Franziskus ist in Österreich immer sehr willkommen, und das weiß er auch. Ein konkretes Datum für einen Besuch in Österreich gibt es derzeit nicht.

Werden Sie auch den emeritierten Papst Benedikt treffen?
Ich bin ihm bereits im privaten Rahmen begegnet und war von seiner Persönlichkeit und Zuneigung zu unserem Land berührt.

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