Uri Geller: Der Mentalist mit den verbogenen Löffeln
Mitte der 1970er-Jahre verschwanden aus vielen Besteckladen die Löffel. Nicht nur Kinder wollten dem Geheimnis dieses Mannes auf die Spur kommen. Auch hochgebildete Menschen, darunter Physiker und Astronauten, wollten plötzlich das physikalische Rätsel des Löffelverbiegens lösen und blamierten sich oft gewaltig.
Das Uri-Geller-Fieber hatte nicht nur Österreich ab 1974 erfasst, sondern die ganze Welt, die damals bereits einen TV-Apparat hatte.
Der in bescheidenen Verhältnissen 1946 in Tel Aviv geborene Sohn ungarischer Eltern verblüffte mit seinen "telepathischen Kräften". Er war und ist ein Mentalist. Aber bis heute ist vielen nicht klar, ob der gut aussehende Mann einfach nur ein begnadeter Zauberkünstler war.
Von sich selbst sagt Uri Geller, dass er selbst im Alter von fünf Jahren ein "Lichterlebnis" gehabt hat. Heute, zu seinem 75. Geburtstag, lebt er wieder in Israel und hat sich in Jaffa ein eigenes Museum geschaffen. Denn Geldprobleme hatte dieser geniale Selbstvermarkter nie. Er hält Vorträge und behauptet, vielen Firmen bei der Suche nach Erleuchtung und Selbstoptimierung geholfen zu haben. Gold- und Silberminen habe er auch entdeckt.
Der Außerirdische
Bis heute beharrt Geller darauf, übersinnliche Kräfte zu besitzen. Als Kind sei er von einer hellen Lichtkugel verfolgt worden, die ihm dann seine Fähigkeiten per Laserstrahl "eingeimpft" habe. Was er nicht mehr sagt: Dass seine Kräfte auch von Außerirdischen des Planeten Hoova stammten. Diese Selbstüberhöhung brachte Geller Bewunderung, Staunen und Ungläubigkeit, aber auch viel Neid und Feindschaft ein.
Der Magier James Randi etwa liefert sich seit Jahrzehnten eine Privatfehde, nachdem Geller ihn für die Behauptung verklagt hatte, dass einer seiner Tricks von einer Cornflakes-Packung stammen würde. Die Packung konnte tatsächlich aufgetrieben werden, und Geller verlor den Prozess.
James Randi sorgte im Jahr 1973 auch höchstpersönlich dafür, dass Uri Geller vor einem Auftritt in der Johnny-Carson-Show seine Löffel im Vorfeld nicht manipulieren konnte, woraufhin nicht ein einziger seiner Tricks funktionierte.
Kürzlich wehrte sich Geller erfolglos gegen die Veröffentlichung eines Videos, in dem zu sehen ist, wie er sich beim israelischen Original von "The next Uri Geller" einen Magneten über den Finger schiebt, bevor er eine Kompassnadel zum Ausschlag bringt. Doch all dies konnte seine Popularität nicht brechen – und darin besteht das eigentliche Phänomen Uri Geller.
Magier mit Star-Attitüde
Auch seine Behauptung, er habe am Ende des Kalten Krieges einen russischen Unterhändler mit positiver Energie bombardiert, damit der Abrüstungsvertrag zustande käme, sorgte mehr für Schmunzeln als für Ächtung.
Geller schaffte es immer, zu verwirren. In seiner besten Zeit bewohnte er im englischen Reading eine 23-Zimmer-Villa, die dem Weißen Haus ähnlich war. Er sammelte Stars um sich, auch John Lennon, dessen Frau Yoko Ono Geller dann mit seiner Familie ein Jahr nach Japan schickte, damit er dort Spiritualität lernen und annehmen könne.
Und selbst das Wissenschaftsmagazin Nature landete einen Bauchfleck, als es eine Wissenschaftserklärung der Phänomene veröffentlichte. Denn bereits im 19. Jahrhundert hatten Zauberkünstler mit Gellers Trick gearbeitet. Löffel wurden mit einer wässrigen Quecksilbernitratlösung präpariert und erweicht. Beim behandelten Löffel setzt irgendwann Materialermüdung ein, dann funktioniert der Trick noch besser.
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