Über 500 US-Frauen klagen Uber wegen sexueller Übergriffe von Fahrern

Uber soll 2016 ein Lobby-Budget von 90 Mio. Euro gehabt haben
Klägerinnen werfen dem Unternehmen vor, jahrelang nicht genug gegen diese Probleme unternommen zu haben

Der US-Fahrdienstvermittler Uber ist in den USA wegen sexueller Übergriffe und Gewalt von Fahrern mit einer Sammelklage von mehr als 500 Frauen konfrontiert. Die Klägerinnen werfen dem Unternehmen vor, jahrelang nicht genug gegen diese Probleme unternommen zu haben. Dem Management sei der Ernst der Lage seit 2014 klar gewesen, trotzdem habe es seitdem viele weitere Fälle gegeben, die von Belästigungen bis hin zu Entführungen und Vergewaltigungen reichten.

Das teilte die US-Kanzlei Slater Slater Schulman am Mittwoch (Ortszeit) in San Francisco mit. Sie vertritt nach eigenen Angaben rund 550 Mandantinnen und prüft mindestens 150 weitere Fälle. Uber erklärte auf Nachfrage, sich zu offenen Rechtsverfahren nicht äußern zu können. Dem Unternehmen zufolge läuft die Sammelklage bereits seit Februar 2022. Die Probleme an sich sind seit Langem bekannt. Erst vor rund zwei Wochen veröffentlichte der Konzern das Ergebnis einer eigenen Untersuchung, wonach es allein in den Jahren 2019 und 2020 Berichte über 3.824 sexuelle Übergriffe von Fahrern gab. Uber hat sich deshalb auch in der Vergangenheit schon mit Klagen auseinandersetzen müssen. 2018 etwa akzeptierte das Unternehmen einen Vergleich mit zwei Frauen. Uber betont, die Probleme ernstzunehmen und Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Doch nicht alle kaufen dem Konzern das ab.

"Uber kann mehr tun"

"Uber könnte so viel mehr tun, um seine Mitfahrerinnen und Mitfahrer zu schützen", meint Klägeranwalt Adam Slater. "Kameras, um Angriffe zu verhindern, robustere Background-Checks für Fahrer, ein Warnsystem, wenn Fahrer von ihren Routen abweichen." Doch das Unternehmen lehne diese Maßnahmen ab. In der Vergangenheit hat Uber sich unter anderem damit verteidigt, nicht für das Verhalten von Fahrern zur Verantwortung gezogen werden zu können, da diese keine festen Mitarbeiter seien. Das Unternehmen behauptet aber auch, seine Fahrer gründlich zu überprüfen und bereits Sicherheitsmaßnahmen eingeführt zu haben - zum Beispiel einen Notfall-Button in der App.

Für den in der Vergangenheit schon häufig wegen seines aggressiven Geschäftsgebarens kritisierten US-Konzern kommen die Anschuldigungen zur Unzeit. Vor wenigen Tagen erst geriet Uber durch ein großes Daten-Leck unter Druck, das das ganze Ausmaß der umstrittenen und mitunter am Rande der Legalität stattfindenden Lobby-Arbeit der Jahre 2013 bis 2017 aufzeigte. Die Unterlagen stammen allerdings aus der Ära von Mitgründer und Ex-Chef Travis Kalanick. Er trat 2017 nach Skandalen zurück, die von Sexismus und Diskriminierung über Technologie-Diebstahl bis hin zu Spionage-Affären reichten. Heute distanziert sich das Unternehmen von Kalanick und seinen Methoden.

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