Türkei: 900 Quadratkilometer Schutt nach Erdbeben

Türkei: 900 Quadratkilometer Schutt nach Erdbeben
Während weitere Nachbeben die betroffene Region erschüttern, zweifelt die Ärztekammer die offiziellen Todeszahlen an.

Bei dem verheerenden Erdbeben vor zwei Wochen wurden in der Türkei 927.000 Gebäude beschädigt, 118.000 davon so stark, dass sie einstürzten oder abgerissen werden müssen. Diese Bilanz veröffentlichte am Dienstag das UN-Entwicklungsbüro UNDP, wenige Stunden, nachdem weitere Nachbeben die betroffene Region erschütterten.

Mit der entstandenen Menge Schutt (116 bis 210 Millionen Tonnen) könne man eine Fläche von 900 km2 drei Meter hoch bedecken, machte eine UNDP-Sprecherin das Ausmaß der Zerstörung deutlich. Die UNO fürchtet die Ausbreitung von Krankheiten, da in den Trümmern nach wie vor Tote liegen. Am Dienstag wurde etwa die Leiche des Sportdirektors des Fußball-Clubs Hatayspor, Taner Savut, gefunden.

Offiziell hat das Beben in der Türkei 42.300 Menschenleben gekostet, 5.900 Menschen starben in Syrien. Nach der Überprüfung von Bestattungsunterlagen in einzelnen Regionen äußerte die türkische Ärztekammer jetzt Zweifel an den Zahlen und kündigte an, bis Anfang März in allen Kommunen die Zahl der Bestattungen zu ermitteln.

„Als in Kahramanmaras 6.000 Todesfälle gemeldet wurden, gab es beispielsweise Bestattungsunterlagen zu 11.000 Menschen“, sagte ein Vertreter der Ärztekammer. Das müsse aber nicht bedeuten, dass die Statistik geschönt wurde. Womöglich seien Tote aus anderen Provinzen von Angehörigen nach Kahramanmaras gebracht worden.

Türkei: 900 Quadratkilometer Schutt nach Erdbeben

Präsident Erdoğan hat versprochen, im März mit dem Wiederaufbau zu beginnen. Für ihn drängt die Zeit: Im Mai sind Parlamentswahlen geplant.

Bereits länger war der Frust in Teilen der Bevölkerung angesichts von Wirtschaftskrise, Inflation und Korruption enorm – er wurde vergrößert durch die schleppend angelaufenen Rettungsaktionen nach dem Beben, versäumten Erdbebenschutz und Baumängel, auf deren Konto viele Opfer gehen.

Hatay, eine der am meisten betroffenen Städte, werde „in allen Farben“ wiederbelebt, sagte Erdoğan bei einem Besuch. Bis dahin bleiben die Ballons, die Aktivisten im Gedenken an getötete Kinder an den Trümmern befestigt haben, die einzigen Farbkleckse.

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