Erneut starke Erdbeben in der Türkei und Syrien
Zwei Wochen nach der Erdbebenkatastrophe in der Region hat ein weiteres Beben der Stärke 6,4 den Südosten der Türkei und Norden Syriens erschüttert. Das Epizentrum lag in der türkischen Provinz Hatay, wie die Erdbebenwarte Kandilli in Istanbul am Montag mitteilte.
Mindestens drei Menschen wurden getötet. Berichte sprachen zudem von insgesamt mehr als 300 Verletzten in der Türkei und Syrien.
Die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad sprach am Abend von zwei Beben in Hatay der Stärke 6,4 und 5,8. Bei dem ersten Beben habe es sich nicht um ein Nachbeben der großen Erschütterungen von vor zwei Wochen, sondern um neue Beben gehandelt, sagte der türkische Vizepräsident Fuat Oktay am Montagabend. Bisher habe es 26 Nachbeben gegeben.
Syrien
In Folge des neuen Erdbebens in der südosttürkischen Provinz Hatay sind in Syrien Aktivisten zufolge mindestens fünf Menschen getötet worden. In den Orten Aleppo, Tartus und Hama seien Bewohner in Panik geraten und etwa von ihren Häusern gesprungen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstagmorgen mit.
Die Aktivisten hatten bereits kurz nach den erneuten Erdstößen 470 Verletzte gemeldet, davon 320 in den von der Regierung kontrollierten Regionen und 150 in den Rebellen-Gebieten. Auch der Chef der Rettungsorganisation Weißhelme, Raed al-Saleh, meldete 150 Verletzte für die syrischen Regionen, die von Rebellen gehalten werden.
Nach Angaben der Hilfsorganisation SAMS stürzten in mehreren Orten nahe der Stadt Aleppo Häuser ein. In der Türkei starben nach Angaben des türkischen Innenministers Süleyman Soylu mindestens drei Menschen. 213 Menschen seien in Krankenhäuser gebracht worden.
In Panik auf die Straße gelaufen
Der Sender CNN Türk berichtete, die Menschen seien in Panik auf die Straße gelaufen, zudem sei in Hatay der Strom ausgefallen. Der Bürgermeister von Hatay, Lütfü Savas, warnte, die Erdbeben gingen weiter.
Via Twitter rief er dazu auf, sich von einsturzgefährdeten Gebäuden fernzuhalten. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi berichtete, das staatliche Krankenhaus in der Küstenstadt Iskenderun werde evakuiert.
Auch in Syrien
Das Beben war Medienberichten zufolge auch in den umliegenden Provinzen, im Norden Syriens, in Israel, im Irak und im Libanon zu spüren. In mehreren Orten nahe der Stadt Aleppo seien erneut Häuser eingestürzt, sagte eine Sprecherin der Hilfsorganisation SAMS. Darunter sei auch die Kleinstadt Dschindiris nahe der türkischen Grenze, die schon vor zwei Wochen stark von den Beben getroffen wurde. In mindestens vier Kliniken der Organisation seien neue Opfer eingetroffen - darunter ein Kind mit Herzstillstand, das reanimiert werden konnte. Ob in der Türkei Häuser einstürzten, war zunächst unklar.
Ein Bewohner aus der Nähe der syrischen Stadt Aleppo sagte, das Beben sei so stark gewesen wie das vor zwei Wochen, habe aber nicht so lang gedauert. "Es hat die Menschen verängstigt und auf die Straße rennen lassen", sagte der Mann namens Abdel Kafi. "Viele Menschen haben ihre Häuser verlassen und ziehen durch die Straßen in Angst, dass weitere (Erdbeben) folgen werden", darunter auch in der syrischen Hauptstadt Damaskus, schrieb die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) für die Region, Rula Amin, bei Twitter.
47.000 Tote
Am 6. Februar hatte früh morgens ein Beben der Stärke 7,7 die Südosttürkei und den Norden Syriens erschüttert, Stunden später folgte ein zweites schweres Beben der Stärke 7,6.
Die Zahl der Menschen, die in der Türkei durch das Erdbeben getötet worden sind, ist mittlerweile auf 41.156 gestiegen, teilte die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad am Montag laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi mit. In Syrien sind bisher rund 5.900 tote Menschen in Zusammenhang mit den verheerenden Beben gezählt worden. Die Zahl wird jedoch nur unregelmäßig aktualisiert. Insgesamt sind damit in beiden Ländern mehr als 47.000 Menschen ums Leben gekommen.
In Syrien sind nach Angaben der Vereinten Nationen 8,8 Millionen Menschen von den Folgen der Erdbebenkatastrophe betroffen. "Die Mehrheit von ihnen benötigt voraussichtlich irgendeine Form von humanitärer Unterstützung", schrieb die stellvertretende UNO-Syrienbeauftragte Najat Rochdi am Sonntag bei Twitter. Aktivisten und Helfer in den Rebellengebieten im Nordwesten Syriens hatten in den Tagen nach den Beben vom 6. Februar mangelnde Hilfe der UNO beklagt.
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