Tödliche Attacken am Bahnhof: "Gibt keinen hundertprozentigen Schutz"

Bahnsteigtüren in Santiago de Chile
Nach zwei Morden auf deutschen Bahnhöfen binnen weniger Tage wird die Sicherheit evaluiert. Wie schaut es in Österreich aus?

Eine 34-jährige Frau und ein 8-jähriger Bub wurden innerhalb weniger Tage auf deutschen Bahnhöfen vor einfahrende Züge gestoßen und getötet. In beiden Fällen ohne ersichtliches Motiv.

In Deutschland wird deshalb über mehr Polizeipräsenz auf Bahnsteigen diskutiert. Auch der Einbau technischer Sperren – sogenannter Bahnsteigtüren zwischen Gleis und Bahnsteig, die erst aufgehen, wenn der Zug steht – wird gefordert. Ein Bahnhofssystem, zu welchem nur Ticketinhaber Zutritt haben, steht ebenfalls zur Debatte. International sind einige dieser Ideen bereits Realität.

Tödliche Attacken am Bahnhof: "Gibt keinen hundertprozentigen Schutz"

Bahnsteigtüren in Istanbuler U-Bahnstation

Doch: „Ein hundertprozentiger Schutz gegen wahnsinnige Einzeltäter existiert leider nicht“, gibt der ÖBB-Sicherheitsverantwortliche, Roman Hahslinger, zu bedenken. Bei der ÖBB hält man eine flächendeckende Nachrüstung in Form baulicher Vorrichtungen für „fast nicht finanzierbar“.

Mit knapp 7.000 Kameras auf Österreichs Bahnhöfen – immerhin mehr als die Deutsche Bahn in ganz Deutschland hat – sieht man sich bei der ÖBB gut aufgestellt. Dazu komme die ständige Zusammenarbeit des eigenen Sicherheitspersonals mit der Polizei.

Die Wiener Linien werden mit dem Bau der U5 erstmals eine U-Bahn-Linie mit Bahnsteigtüren ausstatten. Im Mai wurde ein 35-jähriger Mann auf das Gleis einer U3-Station gestoßen. Er kam mit Knochenbrüchen davon.

"Nicht am Handy spielen"

Roman Hahslinger versteht, dass sich Fahrgäste nach den tödlichen Zwischenfällen unwohl fühlen. Er rät deshalb zu erhöhter Aufmerksamkeit am Bahnsteig: „Bevor der Zug einfährt, sollten Passagiere nicht am Handy spielen, sondern ihr Umfeld im Blick haben.“ Zudem würden Sicherheitsmarkierungen nur als Minimalabstand zum einfahrenden Zug dienen.

Bei Angst empfiehlt der ÖBB-Sicherheitsexperte, Menschenmengen zu vermeiden und die Zugankunft seitlich abzuwarten.

Wiener-Linien-Sprecher Daniel Amann betont außerdem, dass Fahrgäste bei einem Verdacht die Notsprecheinrichtung oder den Zugnotstopp betätigen sollten: „Im Zweifelsfall ist es ein Notfall.“ Wenn es dennoch zum Schlimmsten kommt, verweist er als letzten Ausweg auf die Fluchtnische neben dem Gleis direkt unter dem Bahnsteig.

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